Neuer Auftritt, neues Logo, neues Selbstbewusstsein - der Wandel der Marke Dacia ist weithin sichtbar. Als jüngstes Beispiel gilt der Jogger, ein fünf- oder auch siebensitziges Familienauto, das die rumänische Renault-Tochter bereits vorigen September auf der IAA Mobility in München als Nachfolger von Logan MCV, Lodgy und Dokker präsentierte - und großen Zuspruch erhielt. Kein Wunder, der Jogger ist attraktiv im robusten Outdoor-Look verpackt, bietet eine Menge Platz und ist äußerst familienfreundlich positioniert. Unschlagbar dürfte sein Preis sein, er beginnt bei nur 13.990 Euro. Selbst in bester Ausstattung bleibt er unter 18.000 Euro. Die Auslieferung beginnt im März.
Eigentlich will der Jogger ein Drei-in-eins-Auto sein, mit Designelementen eines SUVs, der Länge eines Kombis und der Geräumigkeit eines Vans. Marketing-Menschen sprechen gerne vom Crossover. Für die Kunden zählen andere Dinge: Funktionalität, Raumangebot, Vielseitigkeit und ein möglichst sparsamer Antrieb. Weil es den Ingenieuren gelang, den Jogger sehr leicht zu bauen - er wiegt nur 1.251 Kilogramm und ist damit rund 200 Kilogramm leichter als ähnliche Fahrzeuge - bedarf es auch keines großen und leistungsstarken Motors.
Unter der Haube steckt ein kleiner und neu konstruierter Einliter-Dreizylinder-Turbobenziner mit einer Leistung von 85 kW/110 PS. Er erweist sich als quirliger Geselle, hängt prima am Gas und hält sich auch bei höheren Drehzahlen im Ton zurück. Als Verbrauch gibt Dacia 5,7 l/100 km an, nach der Testfahrt, einem Mix aus Stadt, Landstraßen und Autobahn (Limit 130 km/h) zeigte das Display einen Durchschnitt von 6,7 l/100 km an.
Die sechs manuellen Gänge für den Vortrieb lassen sich leicht und präzise wechseln. Komfortabler wäre natürlich ein Automatikgetriebe, das aber ist in der Preisliste nicht zu finden, zumindest noch nicht. Es kommt erst 2023, wenn Dacia seinen ersten Hybridantrieb - er stammt aus dem Renault Clio - anbieten wird.
Alternativ bietet Dacia seinen 4,55 Meter langen Crossover-Kombi auch mit Autogasantrieb an. Hier sitzt zusätzlich ein 40-Liter-Tank in der Reserveradmulde. Das System ist bivalent ausgelegt. Geht das Flüssiggas zur Neige, wird automatisch auf Benzin umgeschaltet. Die Leistung des Dreizylinders sinkt bei Gasbetrieb auf 74 kW/101 PS, das Drehmoment von 200 auf 170 Newtonmeter. Hier müssen also ein paar Abstriche bei der Agilität gemacht werden. Als Belohnung winken günstigere Kilometerkosten, denn Autogas kostet nur etwa 90 Cent pro Liter. Da aber weniger Energie drinsteckt, steigt auch der Verbrauch. Dacia gibt 7,7 Liter an, gut 8 werden es im Alltag sein.
Seine Trümpfe spielt der Jogger ganz klar beim Raumkonzept aus. Sogar in der dritten Sitzreihe sind selbst Erwachsene noch halbwegs akzeptabel untergebracht. Bestellt man den Jogger als Fünfsitzer, passen zwischen 607 und 1819 Liter in das rumänische Raumwunder. Da kann mancher Oberklasse-Premiumkombi nicht mithalten. Als Siebensitzer (Aufpreis: 800 Euro) sind es 160 bis 1.807 Liter. Letzter Wert gilt allerdings nur, wenn die beiden Einzelsitze in der dritten Reihe zuvor komplett ausgebaut wurden. Das geht leicht von der Hand, sie wiegen weniger als zehn Kilogramm. Wem das an Gepäckvolumen nicht reicht, der sollte die modulare Dachreling wählen. Mit wenigen Handgriffen lässt sie sich zu einem Träger für eine Box umfunktionieren. Auch eine Hängerkupplung gibt es für den Jogger. Deren Vorzüge dürften besonders Hobby-Biker und Campingfreunde zu schätzen wissen.
Trotz preissensibler Einordung im Segment - hinter dem Lenkrad des Jogger fühlt man sich nicht wie in einem Billigheimer, selbst wenn hier und dort Hartplastik dominiert. Das Cockpit wirkt aufgeräumt, bedienfreundlich und gut verarbeitet. Auf unnötigen Schnickschnack verzichtet Dacia. Lüftung und Klima laufen bewährt über große Drehregler, das Lenkrad ist in Höhe und Tiefe verstellbar, wodurch sich in fast allen Fällen eine gute Sitzposition finden lassen sollte.
Der Jogger muss nicht, wie früher bei Dacia üblich, die abgeschriebenen Plattformen von Renault nutzen, sondern bekommt heute die neueste Technologie. Das wirkt sich natürlich positiv auf Konnektivität, Komfort- und Assistenzsysteme aus. So lässt sich zum Beispiel das Smartphone mit dem Media-System koppeln und man hat einige elektronische Helferlein an Bord. Hierzu zählen, abhängig von der Ausstattungsvariante, ein schlüsselloser Zugang, eine Rückfahrkamera, Einparkhilfe, Tempomat und Toter-Winkel-Warner. Ein automatischer Abstandspilot für den Kolonnenverkehr auf der Autobahn ist jedoch nicht erhältlich. Kundenbefragungen hätten ergeben, dass so etwas nicht gewünscht sei.