Ganz nebenbei ist der AMG GLC 63 S+ aktuell der schnellste jemals gemessene SUV auf der Nordschleife des Nürburgrings. Nicht, dass dies einer der Kunden ernsthaft ausprobieren dürfte, aber wer’s unbedingt drauf anlegt, der umrundet als 510 PS starker GLC 63 S+ das ebenso gefährliche wie beeindruckende Eifelgeschlängel in 7,49 Minuten und lässt damit alle anderen Familienkraftprotze hinter sich. "Der Rundenrekord auf der Nordschleife hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass der GLC 63 fahrdynamisch an der Spitze seines Segments liegt. Mit unserem V8-Biturbomotor verfügen wir über ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerbsumfeld. Damit ist der GLC 63 ein Allrounder für jede Gelegenheit", so AMG-Chef Tobias Moers.

Sahnestück am überarbeiteten Mercedes AMG GLC 63 S+ bleibt der doppelt aufgeladene Vierliter-V8, der mit seinen 375 kW / 510 PS exakt auf dem Leistungsniveau seines direkten Wettbewerbers BMW X3 M liegt. Aus dem Stand beschleunigt der edle Mittelklasse-SUV in 3,8 Sekunden auf Tempo 100 und wird erst bei 280 km/h elektronisch abgeriegelt. Das maximale Drehmoment von 700 Nm steht gleichbleibend zwischen 1.750 und 4.500 U/min zur Verfügung und garantiert beeindruckend Zwischenspurts. Doch die grandiose Nordschleifenzeit liegt nicht nur an dem bullig wummernden Achtzylinder, sondern insbesondere an einem Fahrwerk, das in Sachen Hightech keine Wünsche offenlässt. Das gilt nur eingeschränkt für den Normverbrauch von üppigen 12,4 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometern.

So bietet der stärkste aller GLC unter anderem eine variable Luftfederung mit Verstelldämpfung, ein elektronisch gesteuertes Hinterachsdifferenzial und dynamischen Motorlager, die es einst nur in echten Sportwagen gab. Von der Hightechausstattung profitiert der Fahrer jedoch nicht nur auf der Rennstrecke, denn das umfangreiche Abstimmungspaket überzeugt allemal im Alltag. Dabei sind die Dämpfer auch für einen Kraftprotz wie den AMG nicht zu hart abgestimmt und lassen den bis zu fünf Insassen ihren nennenswerten Restkomfort. Begeistern kann der knapp zwei Tonnen schwere Allradler jedoch insbesondere auf kurvenreichen Landstraßen, wo man keinesfalls die Sportmodi anwählen muss, um einen Höllenspaß zu haben. Ausgewogen und dezent im Hintergrund präsentiert sich dabei auch die bekannte Neungang-Automatik, mit der der 63er GLC jederzeit auf der Höhe der Leistungsabfragen ist. Die Anbindung an das aufgeladene V8-Triebwerk sowie an die beiden Antriebsachsen ist exzellent.

Kaum optische Veränderungen

Bei den Fahrprogrammen wird es beim GLC AMG ebenso leicht unübersichtlich wie am neuen Lenkrad, denn anders als die zahmeren SUV aus dem Familienverbund bietet der 63er sechs Modi. Glätte, Comfort, Sport, Sport+, Individual und Race lassen sich am Mitteltunnel schalten und sind mit der Fahrdynamikregelung verknüpft sind, die nochmals vier Programme (Basic, Advanced, Pro und Master) offeriert. Immerhin werden diese Parameter ebenso wie die variable Kraftverteilung zwischen beiden Achsen automatisch zugeordnet. Jedoch kaum anzunehmen, dass einer der sportverliebten Kunden dieses breite Spektrum ausreizt. Exzellent arbeitet in engen Kehren das elektronisch gesteuerte Hinterachsdifferenzial. Dies reduziert den Schlupf am kurveninneren Hinterrad ohne Zutun der Bremsanlage und so lässt es sich ambitionierter aus Kurven und Kehren herausbeschleunigen, während der bassige V8 die Ohren betört.

Egal in welchem Tempo man auch unterwegs ist - die Kraftentfaltung des Achtzylinders bleibt beeindruckend, obschon sich diese durch die Modellpflege nicht verändert hat. Ähnliches kann man von der Optik sagen, denn auch wenn es neue Lichtmodule an Front und Heck gibt - allzu viel hat sich bei der Neuauflage nicht getan. Gleiches gilt für den wertigen Innenraum, wenngleich der aufgefrischte GLC in jeder Motorvariante nunmehr über das MBUX-Bediensystem verfügt, das mit den kleinen Modellen der Frontantriebsplattform eingeführt wurde. Trotzdem dürfte der zentrale Bildschirm mit seiner Diagonale von 10,25 Zoll für ein Premiummodell des Jahres 2019 ein Stück größer sein und die Implimentierung der digitalen Instrumente in die angedeuteten Runduhren wirkt trotz der 12,3-Zoll-Größe allzu aufgesetzt. Neben den klassischen Anzeigen kann man beim Topmodell auf zwei weitere AMG-spezifische Darstellungsweise wechseln.

Serienmäßig rollt der kleine Mercedes AMG GLC 63 mit seinen 475 PS auf 19-Zöllern mit 235er Reifen vorn und 255er hinten. Die S-Version rollt auf 20-Zöllern, die sich wenn gewünscht auf 21-Zöller erweitern lassen, die auf 9,5 bzw. 10 Zoll großen Leichtmetallfelgen verbaut sind. Auch ansonsten bietet die Serienausstattung des Mercedes AMG GLC 63 S+ trotz des üppigen Basispreises von 95.949 Euro zahlreiche Lücken, die sich durch ein entsprechendes Engagement in der Aufpreisliste füllen lassen. Bitter: selbst Ausstattungsdetails wie Echtzeitnavigation, elektrische Ledersitze oder ein digitales Radio sind in dem Preis von knapp 100.000 Euro nicht enthalten.

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