Mercedes befindet sich in der gleichen Zwickmühle wie BMW mit seinem Zweier Active Tourer. Auch die Mercedes B-Klasse erfreut sich international seit Jahren großer Beliebtheit, doch für das Image ist der kompakte Van alles andere als förderlich. In ihm fühlen sich nicht nur Familien, sondern insbesondere Kunden älteren Semesters wohl. Viel Platz, eine hohe Sitzposition und die große Praktikabilität sorgen für eine treue Kundschaft, die die Attribute der B-Klasse zu schätzen weiß. Doch zuletzt tat sich die B-Klasse deutlich schwerer; die Verkäufe gingen spürbar zurück. Eine neue Generation soll Abhilfe schaffen und die ist nach der zunehmend sportlich-dynamisch positionierten Mercedes A-Klasse das zweite Modell auf der Stuttgarter Frontantriebsplattform. Optisch wird das ab Februar 2019 verfügbare Modell nicht mehr ganz so hochbeinig wie der Vorgänger, der bereits einen deutlichen Vorteil zum unförmigen Ursprungsmodell brachte. Optisch erinnert die neue B-Klasse von vorn und der Seite stark an den 2er Active Tourer von BMW. Jedoch ist insbesondere das Heck im A-Klasse-Design besser gelungen. Die neue B-Klasse muss sich sputen, Kunden zu gewinnen, denn im Herbst kommenden Jahres legt Mercedes mit dem GLB neben dem GLA eine zweite SUV-Variante auf. Der Mercedes GLB basiert auf der gleichen Plattform und ist mit der gleichen Technik unterwegs; wird jedoch als Fünf- und Siebensitzer zu bekommen.
Innen bietet die kommende B-Klasse, die ihre Weltpremiere auf dem Pariser Autosalon feiert, das bekannt moderne A-Klasse-Paket - mit deutlich mehr Platz. Armaturenbrett nebst Bediensystem MBUX mit schick anzuschauenden Displays, allzu präsenten Lüftungsdüsen und der breiten Mittelkonsole mit wenig bedienfreundlicher Touchfläche kennt man bereits vom Baby-Benz. Deutlich üppigen dimensioniert zeigt sich der Fondraum, wo Dank 2,73 Metern Radstand auch groß gewachsene Insassen bequem sitzen können und ein Laderaum, der sich durch Umlegen oder Verschieben der 40:20:40 teilbaren Rückbank nennenswert vergrößern lässt. Das Ladevolumen liegt je nach Position der Rückbank zwischen 455 und 1.540 Liter. Fahrer und Beifahrer sitzen dabei neun Zentimeter höher als in der A-Klasse - das sorgt für eine exzellente Übersicht, falls man sich einmal doch nicht auf die Kameras rundum verlassen möchte. Überhaupt hat Mercedes bei den Sitzgelegenheiten der B-Klasse deutlich nachgelegt. Auf Wunsch gibt es nicht nur elektrische und beheizbare Stoff- oder Lederstühle, sondern auch Kühlung und Massagefunktion.
Die Serienausstattung der Mercedes B-Klasse ist jedoch auch in der neuesten Generation dünn. So gibt es serienmäßig weder Navigationssystem, noch LED-Scheinwerfer oder eine elektrische Heckklappe. Hierfür muss ebenso extra bezahlt werden wie für die beiden scharfen 10,25-Zoll-Displays im Armaturenbrett, das Komplettpaket an Fahrerassistenzsystemen oder einen umklappbaren Beifahrersitz. Ebenfalls ganz nach Kundenwunsch arbeitet das Fahrwerk. Neben der Basisversion gibt es eine Komfortabstimmung mit Tieferlegung sowie ein Fahrwerk mit adaptiver Verstelldämpfung.
Die neue Mercedes B-Klasse ist zum Marktstart mit den Motoren der A-Klasse verfügbar. So gibt es die beiden Vierzylinder-Benziner mit 1,3 und 2,0 Litern Hubraum, die 100 kW / 136 PS und 120 kW / 163 PS leisten und 5,4 Liter Super verbrauchen. Dieselmotoren sind mit 1,5 und 2,0 Litern verfügbar, die ein Leistungsspektrum von 85 kW / 115 PS, 110 kW / 150 PS und 140 kW / 190 PS, die 4,1 bis 4,4 Liter Diesel verbrauchen und ein maximales Drehmoment von 260 bis 400 Nm haben. Für die kleinen Triebwerke gibt es wahlweise eine Sechsgang-Handschaltung oder ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe. Die zwei Liter großen Selbstzündermotoren sind erstmals an ein achtstufiges Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt. Weitere Motorvarianten werden ebenso folgen wie Allradmodelle. Serienmäßig muss die Mercedes B-Klasse mit einem 43-Liter-Tank auskommen; nur optional gibt es eine Reichweitenverlängerung durch einen 51-Liter-Tank. Preislich dürfte die neue Mercedes B-Klasse bei knapp 30.000 Euro beginnen.