Durch diese Nomenklatur muss man erst einmal durchblicken. Lange vorbei sind die Zeiten, als man am Signet auf dem Kofferraumdeckel einer Mercedes E-Klasse noch unzweifelhaft das Triebwerk unter der Motorhaube ablesen konnte. Der E 300 de ist kein Sechszylinder, sondern muss mit vier Brennkammern auskommen. Zudem liegt der Hubraum nicht bei drei, sondern nur bei knapp zwei Litern. Der Annex "de" steht dafür, dass im Vorderwagen ein Dieselmotor arbeitet, der von einem Elektromodul unterstützt wird, der im Tunnel des Neungang-Automatikgetriebes versteckt ist. Immerhin spart man sich beim Schriftzug das T, das einen Kombi als solchen deklariert. Aber das sollte ohnehin jeder sehen. Und weil auf der rechten Seite noch Platz ist für weitere Buchstaben, zeigt der 4matic-Schriftzug, dass der Schwabe auf Wunsch als Allradler unterwegs ist. Alles verstanden?
Wer die Buchstabensuppe auf dem Heckdeckel abbestellt, hat ein schöneres Heck und erspart sich nervige Fragen, was das Wirrwarr aus Zahlen und Buchstaben heißen soll. Der mindestens 62.953 Euro teure Mercedes E 300 de ist eine Motorisierung, die sich gerade in Ländern mit einer entsprechenden Förderung von Plug-In-Hybriden einer nennenswerten Nachfrage erfreuen dürfte. Denn bei den Leistungsdaten mag man meinen, einen ebenso kraftvollen wie imageträchtigen Sechszylinder zu bewegen. Auch wenn die Leistungsdaten beeindrucken, tönt das Triebwerk im Elektromodus entweder gar nicht (wenn elektrisch unterwegs) oder im Verbrennerbetrieb schwächlich und wenig sonor. Der Vierzylinder-Diesel vom Typ OM 654 mit seinen143 kW / 194 PS bekommt durch einen Elektromotor mit einer Zusatzleistung von 90 kW / 122 PS zusätzlichen Boost. So steigt die Systemleistung mit 225 kW / 306 PS und einem maximalen Drehmoment von stattlichen 700 Nm auf Sechszylinderniveau. Aus dem Stand spurtet der über 2,2 Tonnen schwere Kombi in 6,0 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h. Das alles gibt es zumindest auf dem Papier zu einem Mikroverbrauch, denn der schwäbische Allradler soll sich mit 1,7 Litern Diesel auf 100 Kilometern zufriedengeben. Die rein elektrische Fahrstrecke liegt bei 45 Kilometern, was einem Stromverbrauch von 16,6 kWh entspricht. Das Tankvolumen liegt bei überschaubaren 50 Litern.
Im Gegensatz zur Limousine wurde bei der Kombiversion in erster Linie die Front überarbeitet; das Heck blieb nahezu unverändert. Im Innenraum gibt es nunmehr obligatorisch und lange überfällig animierte Instrumente und das Bediensystem MBUX. "Serienmäßig bietet die E-Klasse LED-Scheinwerfer sowie unser Bediensystem MBUX mit zwei Bildschirmen", so E-Klassen-Entwicklungsleiter Michael Kelz, "in der Basisversion mit jeweils 10,25 Zoll und optional dann größer. Zudem ein neues Lenkrad mit berührungsempfindlichen Tasten." Umso schwerer verständlich, wieso auf der breiten Mittelkonsole noch immer das Touchpad thront, das die Bedienung der einzelnen Funktionen nicht erleichtert und dann noch Platz kostet. Das alles geht per Sprache oder Touchdisplay deutlich besser. Etwas gewöhnen muss man sich an das neue Lenkrad, über das sich viele Funktionen ebenfalls bedienen lassen. Doch um den rechten Menüpunkt zu treffen, muss man mitunter vorsichtig scrollen und drücken. Der ein oder andere haptische Taster hätten das Ganze erleichtert.
Preise ab knapp 63.000 Euro
Die große Stärke des 4,95 Meter langen Mercedes E 300 de T bleibt seine Langstreckentauglich, die man in dieser Klasse erwarten kann. Doch die E-Klasse macht das alles noch etwas besser, als es an sich sein müsste. Sitze, Klimatisierung, Geräuschniveau - so wünscht man sich einen Langstreckenkombi. Und zwar einen, der variabel ist und noch kräftig Ladegut schlucken kann. Kann auch das hybride T-Modell, doch die deutliche Stufe im Laderaum ist eine nennenswerte Einschränkung des Ladenutzens. Anders bekam man die Batterie nicht unter. Somit stehen 480 bis 1.660 Liter Volumen hinter der elektrischen Heckklappe zur Verfügung. Die Zuladung: gute 635 Kilogramm.
Nachgelegt wurde für die Modellpflege der E-Klasse insbesondere im Bereich Fahrerassistenz. So arbeitet der Abstandstempomat nicht nur mit Kamera und Radar, sondern auch den Verkehrsinformationen des Navigationsgeräts zusammen. Im Stau ist das Oberklassemodell nahezu ohne Zutun des Fahrers unterwegs sein und sogar automatisch für eine Rettungsgasse zur Seite fahren. Besteht beim Abbiegen über die Fahrbahn entgegenkommender Fahrzeuge Kollisionsgefahr, so kann die E-Klasse bei fürs Abbiegen typischen Geschwindigkeiten abbremsen. Wie bereits bei anderen Marken verfügbar gibt es nun auch in der E-Klasse eine Ausstiegswarnung des Totwinkelassistenten. Lange Zeit die Hände vom Steuer zu nehmen und das T-Modell allein seinen Weg auf der Fahrbahn finden lassen, ist jedoch nach wie vor ein Wunschtraum. Lässt man die Hände etwas länger als 15 Sekunden vom Lederkranz des neuen Lenkrads, gibt es eine Warnmeldung.