2007 war Daimler mit dem Smart Fortwo Electric Drive flott dran, verlor jedoch dann etwas den Anschluss in Sachen Elektroantrieb. Insbesondere die Mercedes B-Klasse wurde kaum als echtes Elektromobil wahrgenommen und war so keine echte Konkurrenz für BMW i3, Nissan Leaf, Renault Zoe, VW E-Golf oder gar ein Tesla Model S. Das soll sich unter dem Dach einer neuen Submarke EQ ändern. Wie vor Jahren BMW mit seinem Project-i und den Erstlingen i3 / i8 wollen die Stuttgarter die hauseigene Elektromobilität unter eine eigene Dachmarke heben und ihm so im Konzern eine ähnliche Eigenständigkeit wie AMG, Maybach oder Smart geben.

Transportmittel für den neuen Markenableger mit der hintergründigen Bezeichnung "EQ" ist auf dem Pariser Automobilsalon die Studie des Mercedes Generation EQ, ein rund 4,70 Meter langer SUV mit klassischen Proportionen. Dimensionen und Bodengruppe zeigen Ähnlichkeiten zum 4,66 Meter langen Mercedes GLC, der im kommenden Jahr auch mit einem Wasserstoffantrieb kommen wird. Das Serienmodell des Mercedes Generation EQ dürfte jedoch frühestens Ende 2018 / Anfang 2019 starten. Auch wenn Mercedes die Wasserstoffkarte stärker spielt als die meisten Konkurrenten, kommt dem Thema Elektroantrieb in den kommenden Jahren auch bei Daimler eine weitaus größere Bedeutung zu. Bis zu Jahre 2025 sollen mindestens zehn Elektromodell verschiedenster Dimensionen automobile Realität werden sollen; darunter zwei bis drei Modelle von Smart, die in Paris gleich mit drei Elektroversionen an den Start gehen.

Anders als BMW mit seinem elektrischen i3 und dem hybriden i8, jeweils als Leipziger Produktion, hat Mercedes seine Elektroantriebe nicht zwangsläufig an den materialen Kostentreiber Karbon geknüpft. Die speziell für zukünftige Elektromobile entwickelte Plattform ist skalierbar und für unterschiedlichste Fahrzeugmodell einsetzbar. Radstand und Spurweite lassen sich dabei ebenso anpassen wie andere Systemkomponenten wie auch das im Boden verbaute Batteriepaket, das von der Daimler-Tochter Deutsche Accumotive, mit Zellen bestückt wird. Die Fahrzeugstruktur baut ähnlich wie bei aktuellen Serienmodellen auf einen Materialmix aus Stahl, Aluminium und Karbon, um die Anforderungen an Leichtbau, Stabilität und Kosteneffizienz unter einen Hut zu bringen.

Struktureller Wandel bei Daimler

Das Akkupaket des Mercedes Generation EQ wird Kapazitäten von bis zu 70 kWh haben und die beiden Elektromotoren des Allradlers werden mit bis zu 300 kW / 403 PS Leistung versorgt. Die maximale Reichweite soll bei 500 Kilometern liegen. Gorden Wagener, Chefdesigner bei Daimler: "Seine Faszination liegt in der Neuinterpretation unserer Designphilosophie der sinnlichen Klarheit für eine avantgardistische, moderne und eigenständige Elektro-Ästhetik." Das Design ist innen wie außen auf das notwendige beschränkt. Karosseriefugen fallen kaum auf; zudem fehlen dem viersitzigen SUV Details wie Türgriffe oder Außenspiegel.

Mercedes geht es in Paris jedoch um mehr als das Elektrofahrzeug an sich. Bis zum Jahre 2025 soll es aus dem Konzern insgesamt zehn Elektromodelle geben; mindestens zwei davon mit einem Smart-Logo. Daimler will sich damit zum Jahrzehntewechsel mit der neuen Strategie "CASE" weg vom reinen Autohersteller zu einem Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen umbauen. "Die Mobilität der Zukunft bei Mercedes-Benz stützt sich auf vier Säulen: Connected, Autonomous, Shared und Electric. Der ‚Generation EQ‘ bringt all das konsequent zusammen - auf Basis einer völlig neuen Fahrzeugarchitektur für rein batterieelektrische Autos", so Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, "emissionsfreie Automobile sind die Zukunft. Und unsere neue Marke EQ geht weit über das E-Fahrzeug hinaus."

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