Volta Zero Elektro-Lkw fährt emissionsfrei durch eine historische europäische Innenstadt mit Kopfsteinpflaster.

Volta Trucks ist erneut insolvent. (Bild: Volta Trucks)

Weniger als anderthalb Jahre nach der ersten Insolvenz hat Volta Commercial Vehicles Ltd., die Betreibergesellschaft von Volta Trucks, erneut Insolvenz angemeldet. Wie das Unternehmen mitteilte, habe sich in einem zunehmend herausfordernden Umfeld kein weiteres Kapital akquirieren lassen – obwohl man kurz vor den ersten Umsätzen mit Kunden stand.

Dabei schien der Neustart im Jahr 2024 unter dem neuen Investor Luxor Capital Group und mit dem Produktionspartner Steyr Automotive auf gutem Weg: Ein gestrafftes Geschäftsmodell, neue Fahrzeugarchitektur (Chassis-Cab), und ein vielversprechendes Pilotprogramm in sechs Ländern mit 20 eingesetzten Fahrzeugen ließen Hoffnung aufkommen. Erste Kundenbestellungen wurden bestätigt, der Servicebetrieb wieder aufgenommen, und Zulieferer stellten sich erneut hinter das Projekt.

Vom Pionier zum Sanierungsfall

Volta Trucks war 2019 mit der Vision angetreten, den urbanen Lieferverkehr zu elektrifizieren – sicherer, leiser und klimafreundlicher. Der 16-Tonnen-Volta Zero, als erstes vollelektrisches Nutzfahrzeug von Grund auf neu entwickelt, sollte neue Maßstäbe bei Fahrerergonomie, Sichtfeld, Sicherheit und Nachhaltigkeit setzen. Die Resonanz war groß: Über 6.000 Vorbestellungen weltweit, darunter 1.470 Einheiten vom Logistikriesen DB Schenker, sorgten für mediale Aufmerksamkeit und ein Auftragsvolumen von rund 1,3 Milliarden US-Dollar.

Doch ein zentraler Rückschlag war der Konkurs des Batterielieferanten Proterra im Sommer 2023, der die Lieferkette unterbrach und Volta Trucks in die erste Insolvenz zwang. Der Versuch, daraus gestärkt hervorzugehen, scheiterte nun an makroökonomischen Rahmenbedingungen: Rückgang öffentlicher Fördermittel, Investitionszurückhaltung in der Elektromobilität sowie Kapitalbedarf in der noch umsatzlosen Phase erwiesen sich als unüberwindbare Hürden.

Die Ambitionen von Steyr Automotive reichten nicht

Noch im März 2024 hatte Steyr Automotive – Voltas Produktionspartner seit 2021 – die Unterzeichnung einer Vereinbarung zur Wiederaufnahme der Produktion bekannt gegeben. Das österreichische Unternehmen sollte in seiner Rolle als Fertigungspartner den Volta Zero in Serie bringen und mit einer Philosophie der Standardisierung und Vereinfachung das Produktionsmodell widerstandsfähiger machen. Doch trotz dieser Ansätze und einer realistischen Skalierung blieb die Finanzierungsbasis zu fragil. Das Produkt war marktreif, die Kunden interessiert, das Team motiviert – aber das Vertrauen der Kapitalmärkte fehlte.

Bilanz eines mutigen Versuchs

Mit tiefem Bedauern“ habe man die Entscheidung zur erneuten Insolvenz getroffen, erklärte der Vorstand. Die Arbeit des kleinen, leidenschaftlichen Teams, das den Markteintritt in den vergangenen Monaten vorbereitet habe, sei nicht hoch genug zu bewerten. Der Fall Volta Trucks steht exemplarisch für die Schwierigkeiten junger Elektrofahrzeughersteller: Hohe Vorlaufkosten, langsame Kapitalflüsse und fehlende staatliche Planungssicherheit treffen auf eine Branche im Wandel, in der Größe und Erfahrung zunehmend über das Überleben entscheiden.

Ob Volta Trucks ein drittes Mal gerettet werden kann, ist offen. Was bleibt, ist das Vermächtnis eines mutigen Unternehmens, das das Konzept urbaner Mobilität mit Weitblick und Idealismus neu denken wollte – und an den Realitäten des Marktes scheiterte.

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