Höhere Fixkosten und erhebliche Umbaukosten unter anderem für das vor dem Aus stehende Brüsseler Werk der Tochter Audi schlugen zu Buche. Der Konzerngewinn nach Steuern sackte um 64 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro ab, wie das Dax-Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die Ergebnisse fielen weit schwächer aus, als Analysten es ohnehin befürchtet hatten.
Das operative Ergebnis rutschte im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro ab. Der Umsatz fiel dagegen nur um ein halbes Prozent auf 78,5 Milliarden Euro. VW hatte weltweit in den drei Monaten von Juli bis September rund 2,18 Millionen Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert, das waren gut 7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die im September erneut gesenkte Jahresprognose hielt das Management um Vorstandschef Oliver Blume aufrecht.
"Unsere Neunmonatsergebnisse spiegeln ein herausforderndes Marktumfeld wider und unterstreichen, wie wichtig die Umsetzung unserer konzernweit eingeleiteten Performanceprogramme ist", sagte Finanzchef Arno Antlitz.
VW hat derzeit an vielen Stellen zu kämpfen, unter anderem ist die Nachfrage nach Elektroautos infolge gekürzter Förderungen eingebrochen, in China ist der Wettbewerb hart. Vor allem die Massenmarken des Konzerns machen Sorgen. Vorstandschef Blume begründet mit hohen Kosten bei diesen auch den rigorosen Sparkurs, den das Management eingeschlagen hat. Milliarden sollen eingespart werden, um insbesondere die renditeschwache Kernmarke VW Pkw wieder auf Trab zu bringen.
Laut dem Betriebsrat will der Vorstand mindestens drei deutsche VW-Werke schließen und den Rest schrumpfen, Zehntausenden Beschäftigten soll gekündigt werden. Auch empfindliche Gehaltseinbußen stehen im Raum. Die Arbeitnehmer haben erbitterten Widerstand angekündigt und fordern umfassendere Rezepte, als nur die Arbeits- und Fabrikkosten in den Blick zu nehmen. An diesem Mittwoch findet die nächste Gesprächsrunde zwischen Unternehmen und der Gewerkschaft IG Metall zum VW-Haustarif statt.
Wie das Handelsblatt unter Verweis auf Informationen aus Konzernkreisen berichtete, will der Vorstand den Großteil der Einsparungen über Lohnverzicht erzielen. Allein die vorgeschlagene Kürzung der Gehälter bei der Kernmarke VW um pauschal zehn Prozent würde demnach jährlich knapp 800 Millionen Euro einbringen. Über eine Streichung verschiedener Bonuszahlungen und Zuschläge sowie Nullrunden würde sich der Betrag damit auf insgesamt etwa 2 Milliarden Euro pro Jahr summieren. Das Unternehmen äußerte sich bisher nicht zu detaillierten Plänen.
Die Zahlen jedenfalls zeigen, dass die Pkw-Geschäfte von Volkswagen vor erheblichen Problemen stehen. Die Kernmarke VW Pkw machte zwar im dritten Quartal mehr Umsatz als ein Jahr zuvor, der operative Gewinn fiel jedoch deutlich. Die entsprechende Umsatzrendite rutschte im Jahresvergleich von 2,4 auf 1,8 Prozent. "Dies zeigt den dringenden Bedarf von erheblichen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen", sagte Finanzchef Antlitz mit Blick auf die Margenentwicklung. VW-Markenchef Thomas Schäfer will mit Einschnitten bei den Kosten die Marge bis 2026 auf 6,5 Prozent heben.
Andere Konzernteile schwächeln ebenfalls. Die leichten VW Nutzfahrzeuge (VWN) rutschten im Quartal in die roten Zahlen. Seat blieb nur knapp im Gewinnbereich. Bei Audi sorgte die Rückstellung für das vor dem Aus stehende Werk in Brüssel in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für ein Abrutschen der operativen Marge von 7,3 auf 0,7 Prozent.
Wie bereits bekannt, wurde die Renditeperle Porsche im Quartal von der China-Schwäche und Modellwechseln gebremst. Die Stuttgarter erzielten nach 17,8 Prozent Marge im Autogeschäft ein Jahr zuvor diesmal nur noch 10,6 Prozent. Im gesamten Pkw-Bereich fuhr Volkswagen lediglich noch eine Umsatzrendite von 1,7 Prozent ein - im Vorjahreszeitraum lag sie noch bei 6,0 Prozent.
Im Chinageschäft, dem einstigen Wachstumsmotor und Gewinngarant, blieben bei den dortigen Gemeinschaftsunternehmen für den VW-Konzern anteilig nur noch 378 Millionen Euro im dritten Quartal als Ergebnis hängen. Das war nur noch rund halb so viel wie ein Jahr zuvor. In besseren Zeiten hatte VW in der Volksrepublik im Quartal regelmäßig Milliardenbeträge verdient. Für das gesamte Jahr geht VW nun noch von 1,6 Milliarden Euro Ergebnisbeitrag der chinesischen Joint Ventures aus, bisher waren 1,5 bis 2 Milliarden Euro für möglich gehalten worden.