Nach der Betriebsratsversammlung Ende Oktober macht sich bei Volkswagen-Tochter PowerCo Unruhe breit. Die Beschäftigten im Werk Salzgitter erwarten eine langfristige Beschäftigungsgarantie. Der Betriebsrat warnt vor falschen Sparsignalen und pocht auf ein klares Bekenntnis des Konzerns zur Batterieproduktion.
Anzeige
Mit Transparenten, IG-Metall-Fahnen und deutlichen Worten haben die Beschäftigten der PowerCo in Salzgitter Ende Oktober Flagge gezeigt. Bei einer Informationsveranstaltung des Betriebsrats machte Vorsitzender Björn Harmening klar, dass die Geduld vieler Kollegen am Ende sei.
„Seit den jüngsten Meldungen zu milliardenschweren Gewinneinbrüchen im Konzern ist klar: Die Konzernkasse steht massiv unter Druck, mit direkten Folgen für Investitionen und Zukunftsprojekte“, wird Harmening in Unser Antrieb, dem Informationsblatt des Betriebsrats von Volkswagen Salzgitter zitiert. Umso wichtiger sei jetzt ein verbindliches Signal an die Belegschaft: „Wer von den Beschäftigten verlangt, Opfer zu bringen, muss im Gegenzug Sicherheit bieten. Die Beschäftigungssicherung ist keine Bitte, sie ist eine Notwendigkeit“, so Harmering weiter.
PowerCo auf einen Blick
PowerCo SE wurde 2022 als eigenständige Tochtergesellschaft des Volkswagen-Konzerns gegründet. Das Unternehmen mit Sitz in Salzgitter ist für die Entwicklung und Produktion von Batteriezellen für Elektrofahrzeuge zuständig. In Salzgitter entsteht derzeit die erste Batteriezellfabrik nach dem sogenannten Einheitszellen-Prinzip, die als Referenzprojekt für weitere Werke in Europa gilt.
Langfristig will PowerCo bis 2030 eine Kapazität von über 240 Gigawattstunden in Europa aufbauen. Die Serienproduktion der Einheitszelle steht kurz bevor, derzeit laufen intensive Tarifverhandlungen mit der IG Metall. Am Standort Salzgitter beschäftigt PowerCo rund 1.200 Mitarbeitende (Stand 2025, geschätzt).
Symbol der Transformation
Anzeige
Tatsächlich gilt PowerCo als ein zentraler Baustein der Elektromobilitätsstrategie von Volkswagen. In Salzgitter entstand innerhalb kürzester Zeit eine moderne Zellfertigung samt Forschung und Entwicklung. Das Werk soll als Blaupause für künftige Gigafactories in Europa dienen.
„Im Gegensatz zu gescheiterten Projekten wie Northvolt oder Cellforce zeigen wir hier, wie es geht“, betonte Harmening. „Das verdient Anerkennung – und eine klare Perspektive für die Kolleginnen und Kollegen.“ Während für Standorte der Volkswagen AG und Volkswagen Sachsen bereits seit Ende 2024 eine Beschäftigungsgarantie bis 2030 gilt, fehlt eine solche Zusage bislang für PowerCo. Eine Hängepartie, die aus Sicht des Betriebsrats ein gefährliches Signal sendet – auch an andere Transformationsstandorte im Konzern.
Warnung vor kurzfristiger Renditelogik
„Wer jetzt an der falschen Stelle spart und das gesammelte Knowhow aufgibt, gefährdet nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die Zukunftsfähigkeit des Konzerns“, mahnte Harmening weiter. „Kurzfristige Renditeziele dürfen nicht über langfristige industrielle Stärke gestellt werden.“ Gerade in der aktuellen Phase, in der sich Volkswagen auf Kostensenkungsprogramme und Effizienzinitiativen konzentriert, wächst die Sorge, dass strategische Zukunftsprojekte unter die Räder geraten könnten. PowerCo, einst als Symbol des Aufbruchs in die Batterieproduktion gefeiert, könnte so zum Prüfstein der Konzernstrategie werden.
Anzeige
Die Gigafactory in SalzgitterMarco Prosch
Für die kommenden Wochen hat der Betriebsrat seinen Austausch mit zentralen Akteuren intensiviert – darunter die niedersächsische Landesregierung, der Gesamt- und Konzernbetriebsrat sowie die IG Metall-Spitze in Frankfurt.
„Wir stehen zusammen – Belegschaft, Betriebsrat, IG Metall und Politik“, so Harmening. „Gemeinsam kämpfen wir für sichere Arbeitsplätze und eine starke PowerCo.“
PowerCo reagiert zurückhaltend
Zum Abschluss der Veranstaltung informierte Alina Ross, Verhandlungsführerin der IG Metall, über den Stand der laufenden Tarifverhandlungen und bekräftigte die Unterstützung der Gewerkschaft für die Beschäftigten in Salzgitter. Auf Anfrage der Automobil Produktion teilte PowerCo mit: „Die Tarifverhandlungen zwischen PowerCo SE und IG Metall dauern an. Ziel des Unternehmens ist es, zu einem wirtschaftlich tragfähigen Abschluss zu gelangen, der die aktuelle Lage im Volkswagen-Konzern sowie die anhaltend schwierigen Marktbedingungen angemessen berücksichtigt. Die PowerCo steht im engen Austausch mit der IG Metall, um die Verhandlungen zeitnah fortzusetzen.“
Anzeige
Eine darüber hinausgehende Aussage zur Beschäftigungssicherung oder den langfristigen Standortplänen machte das Unternehmen bislang nicht. Damit bleibt unklar, ob Volkswagen für die Batterietochter eine ähnliche Beschäftigungsgarantie aussprechen wird wie an anderen Konzernstandorten.