Praxisbericht

Audi R8 V10 plus: Alltagstest mit 610 PS

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Der Audi R8 V10 plus malträtiert auch auf der Langstrecke nicht die Bandscheiben der Insassen.
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Das virtuelle Cockpit gefällt.
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Der Der Audi R8 V10 plus rennt bis zu 330 km/h schnell.
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Ein zweiter Bildschirm fehlt.
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Der V10-Mptor leistet 449 kW / 610 PS.
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Typischer Audi Drehknopf in der Mittelkonsole.
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Auf dem Bildschirm kann man viele Infos abrufen.
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Alle fahrdynamisch relevanten Einstellungen kann man am Lenkrad vornehmen.
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Die Sportsitze sind langstreckentauglich.
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Der Heckspoiler sorgt für Abtrieb.
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Der Spritverbrauch ist mit 15,4 Liter pro 100 Kilometer akzeptabel.
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Der V10-Motor verrichtet seinen Dienst auch im Lamborghini Huracan.
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Das Cockpit ist gut verarbeitet.
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Hinter den Sitzen ist noch etwas Platz für Gepäck.
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Eine Handschaltung gibt es nicht.
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Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe passt zum Motor.
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Die Hände können fast immer am Lenkrad bleiben.
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Nach 3,2 Sekunden schafft der Audi die 100-km/h-Marke.
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Mit einem Preis von mindestens 190.000 Euro Audi R8 V10 plus kein Schnäppchen.
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Der Audi R8 V10 plus ist 1.580 Kilogramm schwer.

Auf der Rennstrecke gehört der Audi R8 V10 plus zu den Alpha-Tieren. Im Alltag sind andere Qualitäten gefragt. Wie schlägt sich der Supersportwagen da?

Zugegeben: Praxistest und Audi R8 V10 plus das ist ein Paradoxon. Das ist genauso, als würde man ein 15fach gefaltetes Samuraischwert in der Küche zum Zwiebelschneiden benützen. Wir haben uns trotzdem mit dem Ingolstädter Sportwagen in den Verkehrs-Alltag gestürzt. Der rotlackierte Renner mit dem auffälligen Heckspoiler ist nichts für zurückhaltende Naturen. Selbst in München, der Stadt mit der immens hohen Porsche-Dichte fällt man mit dem 449 kW / 610 PS-Audi auf. Handys werden gezückt und immer die gleichen Fragen gestellt: "Wie ist er?", "wie schnell geht der?". Die Antworten lauten: "ziemlich gut" und "330 km/h". Die Präsenz des rotlackierten Tieffliegers hat aber auch positive Auswirkungen: Vorwitzige Autofahrer mit Seitenscheitel und Piloten-Sonnenbrille, die sich mit ihrem BMW Z4 an der Abbiegeschlange vorbeidrücken wollen, reihen sich beim Anblick des R8 brav ein.

In der Stadt lässt man die scharfe R8-Klinge am besten in der Scheide stecken. Das bedeutet Komfort-Fahrmodus an, der die Dämpfer, das Gaspedal und das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe deutlich zurückhaltend agieren lässt. Die Klappe des optionalen Sportauspuffs (1.900 Euro) sollte tunlichst geschlossen bleiben, es sei denn, man will es sich mit den Nachbarn nachhaltig verscherzen. Der R8 V10 plus ist ohnehin kein Leisetreter, aktiviert man den Sportauspuff lässt der herzhaft archaische 5,2-Liter-V10-Sauger seiner Lust am Brüllen freien Lauf. Enge Häuserschluchten verstärken die Verbrennungs-Arie nur noch. Also besser die Auspuff-Inferno-Taste in der freien Natur, auf der Landstraße oder der Autobahn drücken.

Wenn man mit dem R8 unterwegs ist, fliegt man tief über den Asphalt und schaut jedem SUV, das vor einem fährt, in die Auspuffrohre. Wenn man diesen 200.000-Euro-Sportler (Basispreis: 190.000 Euro) im Verkehr bewegt, sollten die Sinne geschärft sein, denn die Anzahl der Assistenzsysteme ist überschaubar. Einen Toten-Winkel-Assistenten sucht man in der Ausstattungsliste vergebens, da hilft der gute alte Schulterblick, um Schaden von der teuren Karosserie fernzuhalten. Der Audi R8 ist ziemlich unübersichtlich, nach hinten sieht man durch die kleine Heckscheibe ziemlich wenig, die Rückfahrkamera leistet beim Rangieren gute Dienste.

Wenig Gegner

Einkäufe müssen gut geplant sein. Der Kofferraum verdient mit einem Volumen von 112 Litern den Namen kaum. Aber das gehört bei einem Sportwagen schließlich dazu. Unter der Haube ist Platz für zwei Sixpacks und eine Einkaufstasche oder einen Bord-Trolley. Mit etwas Glück und Packgeschick bekommt man auch eine Sportasche für das Wochenende in dem kleinen Fach unter. Mit den gerne als Maßeinheit verwendeten Golf-Bags schaut es da schlecht aus. Immerhin ist hinter den Sitzen noch etwas Platz.

Zum Flanieren ist der R8 V10 Plus bedingt geeignet. Richtig Spaß macht der Audi-Renner in der freien Natur. Auch wenn die Spreizung der Fahrmodi spürbar ist, ist der Athlet natürlich kein kommoder Passagiertransporter. Dennoch sind im Komfort-Modus auch längere Strecken machbar, das liegt auch an dem steifen Chassis und den bequemen Sportsitzen. Bei schlechteren Straßen mutiert der 1.580 Kilogramm schwere Sportwagen nicht zum hin und her springenden Flummi, sondern federt sauber aus. Positiv machen sich die Segelfunktion und die Zylinderabschaltung bemerkbar, die den Spritverbrauch auf - angesichts der Leistung - akzeptable 15,4 Liter pro 100 Kilometer drückt, zumal wir den R8 durchaus ambitioniert bewegt haben. Wenn man den R8 scharf stellt und am Lenkrad per Knopfdruck den Dynamik-Fahrmodus aktiviert verwandelt sich der Sportler in ein Biest, das aber nicht komplett die Fesseln in Form des ESP fallen lässt. Der Audi R8 V10 plus soll nicht nur in Deutschland für Freude am Lenkrad sorgen, dementsprechend einfach ist das Ü-600-PS dank des permanenten Allradantriebs auch zu bewegen. Das viel beschworene Gokart-Gefühl ist bei diesem R8 Realität. Auf öffentlichen Straßen gibt es nur wenig echte Gegner, selbst Lichthupen-Orgelnde-Panamera-Turbo-S-Fahrer können nicht mit dem schnellen Antritt des Ingolstädters mithalten: Nach nur 3,2-Sekunden fällt die 100-km-Marke und bis 200 km/h dauert es nur knapp sieben Sekunden länger.

Dass es keinen Handschalter mehr im Angebot gibt, wird nicht nur Traditionalisten enttäuschen, so gut das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe auch ist. Das Cockpit des Audi R8 V10 plus ist ganz auf dem Lenker zugeschnitten. Alle wichtigen fahrdynamischen Einstellungen können am Lenkrad erledigt werden. Da man sich aber nicht ständig auf der Rennstrecke befindet, fällt die verschachtelte Menüführung und Bedienung im Alltagsbetrieb negativ auf. Zwar findet man sich nach einer gewissen Zeit zurecht, aber die Reiterstruktur mit den ganzen Untermenüs sollte entschlackt werden.