Reportage

VW Amarok 3.0 TDI: Komfortables Arbeitstier

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Der neue VW Amarok feiert sein Südamerika-Debüt in Patagonien.
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Südlicher geht es kaum.
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Auch vor tiefen Wasserdurchfahrten wird sich nicht gedrückt.
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Der VW Amarok hat eine kleine Kraftkur hinter sich.
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Der V6-Dieselmotor stemmt nun 550 Newtonmeter an alle vier Räder.
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Die einzige Tankstelle in El Calafate ist stets gut besucht. Trotz der, für Argentinier, recht hohen Spritpreise.
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224 PS ist er stark.
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Redakteur Marcel Sommer nahm den neuen VW Amarok bei seinem Debüt in Patagonien unter die Lupe.
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Die 70 Meter hohe Wand des Perito Moreno Gletschers ist dann doch ein wenig zu steil für den Amarok.
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Normale Straßen kann jeder.
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Über Stock und Stein im südlichen Argentinien.
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Auch auf Sand gibt es für den neuen VW Amarok kaum Probleme.
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Der neue V6-Dieselmotor kommt in Südamerika Ende Juni 2017 auf den Markt.
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Haben einiges zu bewältigen: die 19 Zöller des Amarok.
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Von hinten ist die Topversion nur am V6-Emblem zu erkennen.
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Das neue Triebwerk des VW Amarok.
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Unendliche Weiten im schönen Patagonien.
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Dank seiner sehr leichtgängigen Lenkung sind kurvige Landstraßen gemütlich zu schaffen.
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Viel Plastik aber dennoch gemütlich: Das Cockpit des VW Amarok.
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Welches Rind darf es sein? In Argentinien werden pro Kopf 60 Kilogramm Rindfleisch im Jahr konsumiert.

Der neue VW Amarok feiert sein Debüt in dem Land, das ihn am meisten liebt: Argentinien. Vor allem das neue V6-Dieseltriebwerk sorgt am südlichsten Ende der Zivilisation für zufriedene Gesichter.

"Ich hätte gern das 600 Gramm Rib Eye, rare. Und als Vorspeise eine gemischte Fleischplatte mit allem Drum und Dran. Einen Salat? Nein danke." Sätze, die in Argentinien am Abend im geselligen Asado-Kreis des Öfteren fallen. Argentinien ist Rindfleischland Nummer 1. Fast 60 Kilogramm verzehrt jeder Einwohner im Schnitt pro Jahr. Na gut, vor 60 Jahren waren es noch fast 100 Kilogramm. Doch ansteigende Preise und der eine oder andere gut gemeinte Rat zahlloser Ärzte sorgten für einen stetigen Rückgang des Konsums.

Allerdings wird noch immer in keinem anderen Land auf diesem Planeten so viel Rindfleisch verzehrt wie hier. Einer der Gründe liegt wahrscheinlich schlicht und ergreifend darin, dass es in den meisten Fällen phantastisch zubereitet und daher sagenhaft lecker ist. Und wo viel Viehwirtschaft betrieben wird, sind Nutzfahrzeuge nicht weit.

Vor allem Pick Ups haben es den Argentiniern angetan. Wie alt und in was für einem teils desolaten Zustand sie auch sein mögen, sie sind seit jeher nicht aus dem Straßenbild wegzudenken. Das hat der Volkswagenkonzern schon vor einigen Jahren spitz gekriegt und lässt seit 1982 die Pick Up-Version des Kleinwagens Gol von der Kette. Seit 2010 rollt zudem aus argentinischen Werk in Pacheco, rund 40 Kilometer nordöstlich vom Präsidentenpalast in Buenos Aires, der Amarok vom Band.

Im vergangenen Jahr waren es genau 60.750 Einheiten zu denen sich 17.500 aus dem Werk in Hannover gesellten. Verkauft wurden im Jahr 2015 76.450 VW Amarok - weltweit. Von den rund 60.000 argentinischen Fahrzeugen sind gleich 19.400 im Land geblieben. Die Plätze zwei, drei und vier teilen sich Brasilien mit 12.000, Australien mit 8.500 und Deutschland mit 4.700 Einheiten. Verkaufszahlen, vor denen sich Pick Up-Konkurrenten der Marken Toyota, Ford oder Chevrolet natürlich nicht verstecken müssen. Um die Jahresverkaufszahl des Amarok für ihr Dauerbrennermodell F150 zu schaffen, benötigt Ford zum Beispiel nur 34 Tage.

In Argentinien jedoch ist er nicht zu finden. Hier wird der VW Gol, ein Fahrzeug, das aus Golf- und Polo-Teilen besteht, am meisten gekauft. Dicht gefolgt vom nahezu unzerstörbaren Pick Up aus dem Hause Toyota, dem Hilux. Allerdings geht es in Südamerika nicht um sechs- oder siebenstellige-Zulassungszahlen, sondern wie beim VW Gol um gut 30.000 Einheiten, was an der mangelnden Kaufkraft der Argentinier liegt. Inflation und wirtschaftliche Einbrüche sind überall spürbar. Nicht ohne Grund liegt das Fußballtrainingszentrum der Nationalmannschaft rund um Superstar Messi keine fünf Minuten vom Flughafen entfernt. Wer viel Geld verdienen will, kann dies nur im Ausland.

Dass solch ein Land sich ausgerechnet über die neue Topmotorisierung im VW Amarok freuen soll, fällt da schwer zu glauben. Dennoch wird der neue V6-Dieselmotor frenetisch im landschaftlich wunderschönen Patagonien gefeiert. Zwischen gigantischen Gletschern, über endlose Ebenen und an türkisfarbenen Seen und Flüssen - und manches Mal auch mitten durch - genießen die Südamerikaner ihre ersten Stunden mit dem neuen Aggregat.

Was für Deutsche ein Muss, aufgrund seiner im Unterschied zum Vierzylinder vorhandenen Euro6-Tauglichkeit, ist hier am südlichsten Ende der Zivilisation ein echter Heilsbringer. Zumindest für die, die sich den Sprit dazu auch leisten können. "Die Benzinpreise fressen uns noch auf. Klar, für Euch Europäer scheint das nichts Besonderes oder gar teuer zu sein. Wir verdienen hier aber einen Bruchteil von dem, was Ihr dahinten für dieselbe Arbeit bekommt. Da schmerzt der umgerechnete Euro pro Liter ganz schön", klagt Miguel Santos an der einzigen Tankstelle in El Calafate.

Wer hingegen nichts zu klagen hat, ist der Fahrer im neuen VW Amarok. Zum einen überzeugt sein neues Triebwerk, zum anderen zeigt er sich auch auf rauen Schotterstraßen komfortabler als je zuvor. Einen großen Anteil daran haben die erstmals im Nutzfahrzeug-Segment verbauten Sitze mit dem Prädikat Aktion gesunder Rücken. Der hohe Plastikanteil im Innenraum führt einem zwar im nächsten Moment die andere Seite der Nutzfahrzeugmedaille vor Augen. Doch wirkt dies in keinster Weise billig oder VW-unangemessen.

Der größte Kaufgrund sitzt aber natürlich ab sofort unterhalb der langen Motorhaube. Denn der 550 Newtonmeter starke und 224 PS leistende 3,0 Liter-Dieselmotor bildet den günstigsten Einstieg in die Welt der V6-Dieselabteilung im gesamten VW-Konzern. Ein Motor, der - Porschefahrer müssen jetzt ganz stark sein - baugleich aber in abweichender Abstimmung im neuen Macan zum Einsatz kommt. Bevor er jedoch in Südamerika erhältlich sein wird, wird es wieder Winter sein. Nein, nicht hier, sondern dort. Sprich Ende Juni 2017 können die Argentinier schon mal für den Autokorso üben, der rund 365 Tage später durch Buenos Aires rollen wird. Denn wer schon nicht Weltmeister wird, kann zumindest in einem Fahrzeug aus dem Land des Weltmeisters feiern.