Der Audi E-Tron GT Concept ist wahrhaft ein Schönling; und was für einer. Während Porsche seinen Taycan als seriennahe Version des Mission E bereits 2015 auf der IAA erstmals enthüllte, ließen sich die Ingolstädter einmal mehr sehr viel Zeit. Die technische Basis ist die gleiche wie beim Taycan, doch Audi-Chefdesigner Marc Lichte holte aus dem Elektroauto wirklich etwas raus. Ein elektrischer Viersitzer, der Porsche Taycan, Tesla Model S oder der Ausblick auf den kommenden BMW i4 deutlich in den Schatten stellt. Der Grund liegt in der flachen Silhouette und den scharfen Formen, die man eher einem Sportwagen denn einer viertürigen Coupélimousine zutrauen würde. Neben dem knapp fünf Meter langen E-Tron GT sehen auch die konzerneigenen Viertürer-Coupés mit konventionellen Antrieb wie der Audi A7 oder der Porsche Panamera alt aus. Auch das spätere Serienmodell dürfte auf 285er-Reifen mit 22-Zöllern rollen.

Wer der Studie auf Gesicht, Flanken und Hinterteil schaut sieht, dass Audi wie schon beim Q8 Ernst macht. Vorbei sind die sinnfreien Designspielereien der vergangenen Jahre, aus denen kaum eine Studie jemals das Licht realer Straßen sah. Der Audi Q8 ging nahezu identisch zum Konzeptmodell in Serie und das dürfte auch beim E-Tron GT so werden. Mit einer Länge von 4,96 Meter ist der Elektrosportler mächtige 1,96 Meter breit und trotz des Akkupakets im Unterboden gerade einmal 1,38 Meter hoch. Trotzdem können dank 2,90 Metern Radstand auch groß gewachsene Insassen in dem Viersitzer vorne wie hinten sitzen. Der 450 Liter große Laderaum im Heck wird von einem zweiten Kofferabteil vorn um weitere 100 Liter ergänzt.

Angetrieben wird die seriennahe Studie von zwei Elektromotoren, die an Vorder- und Hinterachse 434 kW / 590 PS leisten. Die sollen eine Beschleunigung 0 auf Tempo 100 in 3,5 Sekunden und in zwölf Sekunden auf 200 km/h ermöglichen, während die Höchstgeschwindigkeit zugunsten der Reichweite bei 240 km/h abgeregelt wird. Die maximale Fahrstrecke des Konzeptmodells soll dabei mehr als 400 Kilometer betragen. Die Antriebsenergie dafür stellt eine Lithium-Ionen-Batterie mit einem Energieinhalt von mehr als 90 kWh bereit, die flach im Unterboden zwischen Vorder- und Hinterachse verbaut ist. Dadurch gibt es auch einen niedrigen Schwerpunkt, von dem wiederum die Fahrdynamik profitiert, die von einer Allradlenkung unterstützt wird. Wie schon beim E-Tron SUV ist Audi besonders stolz auf sein intelligentes Rekuperationssystem, das rund zu 30 Prozent der elektrischen Reichweite beiträgt. Die Verzögerung bezieht dafür sowohl die beiden E-Maschinen als auch das elektrohydraulische Bremsregelsystem mit ein. Dabei werden verschiedene Rekuperationsarten kombiniert: die manuelle Schubrekuperation per Schaltwippen, die automatische Schubrekuperation über den Effizienzassistenten und die Bremsrekuperation mit einem Paket aus elektrischem und hydraulischem Verzögern. Bis 0,3 g rekuperiert der Audi E-Tron GT Concept daher ohne Einsatz der konventionellen Bremse ausschließlich über Elektromotoren. Damit werden die meisten Bremsmanöver energetisch in die Batterie zurückgespeist. Erst wenn der Fahrer mit dem Bremspedal stärker als 0,3 g verzögert, kommen die Radbremsen ins Spiel.

Das Akkupaket des Audi e-tron GT concept lässt sich auf mehrere Arten laden. Zum einen per Kabel, das hinter der Klappe im linken vorderen Kotflügel angeschlossen wird oder kontaktlos per Induktion. Besonders schnell erfolgt das Laden per 800-Volt-System. So reichen etwa 20 Minuten, um die Batterie wieder auf 80 Prozent ihrer Kapazität zu laden. Damit ist das Laden einfacher als die Namensgebung des neuen Elektromessias, den so langsam kommt man mit den Bezeichnungen im Hause Audi etwas durcheinander. Die Los-Angeles-Studie ist ein Audi, der zur elektrischen Subfamilie E-Tron gehört und dann soll dieser E-Tron GT auch noch von der sportlichen Submarke Audi Sport – ehemals Quattro GmbH – entwickelt und produziert werden. So richtig blickt da keiner mehr durch und vielleicht sollte Audi den Wagen einmal das sein lassen, was er ist: ein Audi. E-Tron hin und Audi Sport her.

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