„Wir haben zuerst das Serienmodell kreiert und danach für die Detroit Motorshow 2017 daraus die Studie abgeleitet – mit der Serienkarosse“, lächelt Audi-Chefdesigner Marc Lichte ganz offen, „das sieht man dem Wagen auch an.“ Und das neue Topmodell der Audi-SUV-Palette kann sich sehen lassen. Besonders von vorn ist der Auftritt mit dem mächtigen Kühlergrill-Gitter fett, massiv und imposant, während es am Heck mit dem durchgehenden Lichtband zurückhaltender zugeht. Die Radhäuser sind dezent herausgearbeitet und die hintere Tür ist beinahe so üppig dimensioniert wie die vordere. Der Q8 präsentiert sich sportlicher, optisch dynamischer, als man es von den vergangenen Modellen kennt und ist vor allem nicht so ein Langweiler wie der Audi Q5, der seinem Vorgänger wie ein Zwilling ähnelt. Audi hat einer viel beachteten Studie schon einmal ein nahezu identisches Serienauto nachgesandt: als der Audi TT 1998 in den Handel kam, waren die Unterschiede zur 1995 gezeigten Sportwagenstudie des TT allemal marginal.
Vielleicht ein gutes Omen für den Q8, das er auch braucht. Denn während besonders BMW mit dem X6 bereits in seiner zweiten Generation viele finanzstarke Kunden lockt, denen ein normaler Oberklasse-SUV einfach zu gewöhnlich ist, hat Audi den Trend zu SUV-Coupés schmerzhaft verschlafen. Mittlerweile bietet auch Wettbewerber Mercedes mit dem GLE Coupé einen bulligen X6-Nachahmer an und in der Klasse darunter verkaufen sich BMW X4 und Mercedes GLC Coupé ebenfalls prächtig, wo Audi ebenfalls nur eine Modelllücke offeriert.
Audi hat ein Topmodell in der SUV-Liga gerade mit Blick auf die ertragreichen Märkte in Asien und die USA gebraucht. Hier ist der Q7 nicht selten ein siebensitziger Familiencrossover und dann wird es selbst für den prächtig motorisierten Audi S Q7 mit seinem 435 PS starken V8-Diesel schwer, echte Sportwagenfans zu locken. Da tut sich der 4,98 Meter lange Audi Q8 mit seinem geschärften Design, dem Verzicht auf eine beengte dritte Sitzreihe und der vom Ur-Quattro entlehnten C-Säule deutlich leichter. Marc Lichte ging mit seinem Designteam einen anderen Weg als BMW oder Mercedes und ließ die Dachlinie nicht zum Heck hin abfallen; daher ist der Q8 weniger ein Coupé, als eine eigenständige Karosserievariante, die sich deutlich vom Audi Q7 unterscheidet. Plattform und Technik sind weitgehend mit dem bekannten Audi Q7 identisch, doch gerade im Innenraum kann der Neuling mächtig punkten, denn während der Siebensitzer noch mit dem alten Marken-Cockpit unterwegs ist, glänzt der Q8 schon mit dem neuen Armaturenbrett, mit dem auch A6, A7 und A8 unterwegs sind. Das bekommt der Q7 erst mit der Modellpflege.
Gerade weil der Audi Q8 auf die dritte Sitzreihe verzichtet, ist das Platzangebot im Innenraum nicht zuletzt dank des drei Meter langen Radstandes üppig. Das Cockpit wirkt durch das digitale Instrumentencluster und die beiden Touchdisplays für Navigation und Klimabedienung mit 10,1 bzw. 8,6 Zoll Bildschirmdiagonale in der Mittelkonsole betont modern. Vorne gibt es vier verschiedene Sitzarten bis hin zu Sportstühlen oder Komfortsesseln mit Belüftung. Hinten können zumindest zwei Personen sehr bequem ihren Platz für längere Reisen finden. Der Laderaum fasst hinter der obligatorisch elektrischen Heckklappe zwischen 605 und 1.755 Liter.
Die Motorleistung wird über ein mechanisches Mittendifferenzial im Verhältnis 40:60 an beiden Achsen übertragen. Verliert ein oder mehrere Räder die Haftung, wird die Kraftverteilung entsprechend angepasst. Zum Marktstart ist der Audi Q8 als 50 TDI mit einem 210 kW / 286 PS starkem Dreiliter-Commonrail-Diesel zu bekommen, der dank 600 Nm maximalem Drehmoments 0 auf Tempo 100 in 6,3 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 232 km/h erreicht. Anfang 2019 folgen ein kleinerer V6-Diesel mit 170 kW / 241 PS und ein Dreiliter-V6-Benziner mit 250 kW / 340 PS. Dabei dürfte es jedoch nicht bleiben. Der 435 PS starke Achtzylinder-Diesel im Audi S Q8 dürfte ebenso gesetzt sein wie eine über 600 PS starke RS-Benzinervariante mit aufgeladenem V8-Motor, die gegen BMW X6 M und Mercedes AMG GLE 63 antritt. Die 448 PS starke Hybridmotorisierung des Audi Q8 Concept, die leicht modifiziert auch eine Motorvariante des Q7 antreibt, dürfte aufgrund der betont sportlichen Positionierung außen vor bleiben. Jedoch verfügen die normalen Triebwerke über einen Riemenstarter und ein 48-Volt-Teilbordnetz nebst Lithium-Ionen-Batterie. Zwischen 55 und 160 km/h kann der Crossover mit deaktiviertem Motor segeln und der Start-Stopp-Bereich beginnt bereits bei 22 km/h. Im Realbetrieb soll sich der Kraftstoffverbrauch so um bis zu 0,7 Liter pro 100 Kilometer reduzieren.
Serienmäßig bietet der Audi Q8 einen 19-Zoll-Radsatz und einstellbare Dämpfer. Je nach Motorisierung und sportlichem Anspruch kann man eine Luftfederung sowie Räder bis zu 22 Zoll Größe und eine Allradlenkung ordern, die den über 2,1 Tonnen schweren Crossover nicht nur besser aussehen, sondern auch dynamischer fahren lässt. Marktstart für den in Bratislava produzierten Audi Q8 ist im Juli. Serienmäßig sind unter anderem LED-Schweinwerfer, Verstelldämpfer, 19-Zoll-Radsatz, Navigations- und Soundsystem an Bord. Die Sonderausstattung sind umfangreich und umfassen zudem mehrere Fahrerassistenzpakete. Der zu Beginn allein verfügbare Audi Q8 50 TDI (3.0 TDI Quattro) mit seinen 210 kW / 286 PS dürfte bei knapp 70.000 Euro starten.