Es ist ein mutiger Schritt und einer, der allemal Fragen aufwirft. Als im Hause Audi die Entscheidung getroffen wurde, die S-Modelle unterhalb des 571 PS starken S8 in Europa auf Dieseltriebwerke umzustellen, war man sich wohl kaum bewusst, dass die Selbstzündertechnik derart unter Druck kommen würde. Doch langsam gibt es Licht am Ende des Tunnels - die Dieselfahrzeuge kommen langsam wieder; ihre Vorteile in Sachen Effizienz und Realverbrauch sind einfach zu groß. Gerade für jemanden, der auf deutschen Autobahnen als sportlicher Kilometerfresser unterwegs ist, ist der Audi S4 als TDI eine wahre Glanzbesetzung.

Optisch hat sich der Audi S4 ebenso wie seine zahmeren A4-Brüder durch die Modellpflege an das Erscheinungsbild von A6 und A7 angepasst. Das gilt in erster Linie für die LED-Leuchteneinheiten an Front und Heck sowie eine geänderte Kühlermaske oder andere Schweller, die die Sportlichkeit mehr unterstreichen sollen. Aufgefrischt zeigt sich auch der Innenraum, denn der nach wie vor wie aus dem Zubehör wirkende Multifunktionsbildschirm in der Mitte der Armaturentafel ist nunmehr per Touchfunktion zu bedienen. Eine Bildschirmdiagonale von 10,1 Zoll ist zeitgemäß, jedoch alles andere als üppig.

Verschwunden ist dafür der Bediensatellit mit Dreh- / Drücksteller und Direktwahltasten auf dem Mitteltunnel. Ganz perfekt ist die Ergonomie jedoch nicht, denn der Wahlhebel der Getriebeautomatik liegt unverändert zu weit in der Fahrgastzelle, während sich an der Stelle des bisherigen Drehrades ein Fach mit Klappe versteckt.

In Sachen Verarbeitung und Darstellung setzt der Audi A4 wie schon vor seiner Modellpflege Maßstäbe. Die Taster, Schalter und Bedienelemente fassen sich klasse an und die Instrumente sind zeitgemäß animiert. Leider ist die Darstellung beim Audi S4 TDI zu unübersichtlich und das Zentralinstrument mit Drehzahl, Tempo, Gangwahl und weiteren Infos lässt sich nicht in komplett andere Darstellungen abseits der Navigationskarte auflösen, die klassischen Instrumenten gleichen. Sitze und Platzangebot lassen keine Wünsche offen, abgesehen davon, dass die festen Kopfstützen der vorderen Sportstühle für groß gewachsene Insassen zu niedrig sind. Mit dem überarbeiteten S4 TDI führt Audi erstmals die Ausstattung "functions on demand" ein, mit dem Kunden Fahrzeugfunktionen wie Navigation, digitales Radio oder das Smartphone-Interface über eine App hinzubuchen können, wenn das Fahrzeug damit nicht ab Werk ausgestattet sein sollte. An sich eine klasse Idee; jedoch bitter, dass bei einem Premiummodell wie dem Audi A4 / S4 derartige Funktionen nicht längst zum Serienumfang gehören.

Geringer Realverbrauch

Der Audi S4 beeindruckt als Limousine wie als Kombi nicht nur auf dem Papier mit seinen Leistungsdaten. Der Dreiliter-Commonrail-Diesel lässt einen alle Wünsche an einen leistungsstarken Benziner vergessen. Zugegeben - ein kleines Turboloch kann das Hightech-Triebwerk trotz des 48-Volt-Bordnetzes mit elektrischem Verdichter nicht komplett ausbügeln, aber nach Bruchteilen einer Sekunde stürmt der viertürige Allradler los, als ginge es um sein Leben. Kein Wunder, denn 255 kW / 347 PS sind das eine, doch die 700 Nm maximales Drehmoment machen die Musik - und was für eine. Zwar liegt das gigantische Drehmoment erst bei 2.500 U/min an, doch auch im Drehzahlkeller von deutlich unter 2.000 Touren krallen sich bereits mehr als 450 Nm mit sonorem Brummen an die Kurbelwelle. Kein Wunder, dass der Audi S4 TDI aus dem Stand in 4,8 Sekunden auf Tempo 100 spurtet und angesichts dieser opulenten Leistung erscheint die freiwillige Abregelung bei 250 km/h doch allzu früh. Im Gegensatz zu den anderen A4-Versionen ist der Audi S4 TDI mit einem 48-Volt-Riemengenerator ausgestattet, der von den Bremsen mit einer maximalen Rekuperationsleistung von bis zu acht Kilowatt gespeist wird. Als Energiezentrale dient eine Lithium-Ionen-Batterie mit 0,5 kWh Kapazität unter dem Gepäckraumboden. Das Mild-Hybrid-System soll den Realverbrauch um bis zu 0,4 Liter pro 100 Kilometer zu senken.

Dabei beeindruckt jedoch nicht die absolute Kraft an sich, sondern mehr denn je die Fahrbarkeit, die der sportlichste aller Audi-Sechszylinderdiesel bietet. Aus allen Lagen schiebt das mit fast 1,9 Tonnen alles andere als leichte Mittelklassemodell aus engen Kehren an und bringt seine Leistung so spielerisch auf den Asphalt, wie es wohl nur ein Diesel kann, der über die Kombination aus Allradantrieb, ausgewogener Achtstufenautomatik und selbstsperrendem Mittendifferenzial verfügt. Die Lenkung ist präzise und nicht zu leichtgängig. Das beste Paket bietet der normale Fahrmodus, denn im Sportprogramm wird es auf ruppiger Straße in den Bergen leicht unkommod. Wer sich die Frage stellt, wieso Audi seine S-Familie unter schwierigen Vorzeichen auf Dieseltechnik umstellt, sollte einfach einmal an die nächste Tankstelle fahren. Der Normverbrauch des Audi S4 TDI liegt bei kargen 6,2 Litern Diesel. Und selbst wenn es in der Realität wohl mehr als sieben Liter Kraftstoff sind, genehmigt sich ein Benziner locker drei bis vier Liter mehr.

Auf den Märkten außerhalb Europas wird der Audi S4 vom bekannten Dreiliter-Turbobenziner mit 260 kW / 354 PS und einem maximalen Drehmoment von 500 Nm angetrieben. Der Basispreis für den Audi S4 TDI liegt als Limousine bei 62.600 Euro; der wohl beliebtere S4 TDI Avant kostet mindestens 64.250 Euro. Bleibt nur noch zu warten auf die echte Sportversion des Audi RS4 Avant, der zusammen mit den RS5-Versionen erst im kommenden Jahr überarbeitet wird.

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