Mit fast zwei Tonnen Lebendgewicht und beinahe fünf Meter Fahrzeuglänge lustvoll um die Kurven einer Rennstrecke brettern, mit Genuss über die Curbs rattern - mit dem neuen BMW M850i V8 xDrive geht das wunderbar. Das neue 2+2sitzige Coupé der Bayern taugt genauso für die Rennstrecke wie für die Straße. Kein Wunder: Zusammen mit der "Alltags-"Version wurde der BMW M8 GTE für die Langstreckenrennen der FIA WEC und die nordamerikanische IWSC-Serie entwickelt.

Zunächst einmal ist der neue 8er von BMW ein wunderschönes Auto geworden: 4.851 mm lang, 1.902 mm breit und gerade mal 1.346 mm hoch. Das Coupé steht satt und tatendurstig auf dem Asphalt, die lange Seitenlinie mit dem weit nach hinten abfallenden Dach und der schmalen Fenstergrafik wirkt angesichts eines Radstandes von 2.822 mm dynamisch und kraftvoll. Hinter den Vorderrädern ziehen sich die Flanken ein, um zu den Hinterrädern wieder nach außen zu wölben. Unterstrichen wird das alles durch die Spurweite von 1.627 mm vorne sowie 1.642 mm hinten samt der gemischten Bereifung von 245ern vorne und 275ern hinten. Der "Double Bubble" im Carbondach soll an klassische Rennfahrzeuge erinnern: Links und rechts von einem mittigen Einzug finden sich zwei Wölbungen. Das Heck wird optisch bestimmt durch die breit angelegten, bis in die Kofferraumklappe gezogenen Rückleuchten, die üppigen ovalen Endrohre und die Luftauslässe der hinteren Radkästen. Heckspoiler, Heckdiffusor etc. - spätestens beim optionalen Carbon-Paket ist alles an Bord.

In der Frontansicht zeigt sich der 8er-BMW ziemlich zerklüftet. Die dreidimensionale Frontschürze und die großen Lufteinlässe wirken samt der tief angeordneten BMW-Niere mit ihrer hexagonalen Kontur fast schon aggressiv. Optional zu den flachen Scheinwerfern bietet BMW für den 8er auch ein in der Ausleuchtung präzise steuerbares Laserlicht an. Der nahezu vollständig verkleidete Unterboden reduziert zusammen mit ein paar anderen aerodynamischen Maßnahmen der Luftwiderstand.

Innen entspricht der 8er-BMW dem äußeren Anspruch: sportlich luxuriös. Als Viersitzer kann er zwar kaum durchgehen, auch wenn die Sitze in der zweiten Reihe von Material und Schnitt einen durchaus bequemen Eindruck machen und ihre Rücklehnen 50:50 klappbar sind - aber der Platz reicht allenfalls für Kleinkinder. Dahinter gibt es einen 420 Liter fassenden Kofferraum. Vorne ist dafür um so mehr Raum zum Leben. Die neu entwickelten, serienmäßig mit Leder bezogenen Sportsitze bieten reichlich Seitenhalt und sind auch auf langen Strecken sehr bequem. Rundum hochwertige Materialien, bestens verarbeitet - wie es sich gehört für ein Fahrzeug der sechsstelligen Preisklasse.

Schaltwippen serienmäßig

Die Bedienelemente sind übersichtlich, gelegentlich muss man lernen, wo sich welche Einstellung befindet - wenn nicht per Knopf am Armaturenbrett, dann über Display und Drehrad neben dem Schaltknauf der Automatik. Das 12,3 Zoll große Mitteldisplay hat eine brillante Darstellung, die Navigationssoftware in den Vorserienmodellen ist allerdings noch etwas arg buggy - aber wir sind immerhin nicht verloren gegangen. Das digitale 10,25 Zoll große Zentralinstrument vor dem Fahrer wechselt die Darstellung je nach Fahrmodus. Das optionale Headup-Display ist noch einmal etwas größer geworden und gestochen scharf.

Herz des BMW M850i ist ein neues V8-Triebwerk mit 4,4 Liter Hubraum, Twinturbo und angebauter, klappengesteuerter Sportabgasanlage, die je nach eingestelltem Fahrmodus für die Musik zuständig ist. Mit einem Otto-Partikelfilter erreicht der Motor die Abgasnorm Euro 6d-Temp. Der Normverbrauch liegt bei 9,7 Liter auf 100 Kilometern. Durch eine Reihe von Maßnahmen kitzeln die Ingenieure bei gleichem Gewicht 68 PS mehr aus dem Aggregat als beim Vorgängermotor. Die Leistungsdaten sind entsprechend: 390 kW/530 PS, die zwischen 5.500 und 6.000 U/min-1 zur Verfügung stehen, ein maximales Drehmoment von 750 Nm zwischen 1.800 und 4.600 U/min-1. Das reicht für eine Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h in 3,7 Sekunden - fast so schnell wie ein Porsche 911 GT3.

Zum Start auch als Diesel

Und die Fahrwerte stehen nicht nur auf dem Papier. Schon im Komfort-Modus zieht der V8 lustvoll los, reagiert sofort auf den kleinsten Druck aufs Gaspedal. Im "Sport" oder gar "Sport+"-Modus lassen die Bayern dann die Sau raus. Der BMW rast los, dreht hoch, schaltet pfeilschnell, gibt Zwischengas beim Herunterschalten, lässt es sprotzen und knallen, dass es eine Freude ist. Die 8-Gang-Steptronic "ahnt" voraus, was wohl die nächste optimale Gangwahl sein müsste - so lässt sich aus Kurven immer in der optimalen Stufe herausbeschleunigen. Wer Handarbeit bevorzugt: Dafür hat es Schaltwippen am Lenkrad serienmäßig. Das Allradsystem BMW xDrive mit seiner hinterradbetonten Abstimmung sorgt für die nötige Traktion und dafür, dass keine Kraft zwischen Reifen und Straße verloren geht - selbst auf feuchter Rennstrecke.

Radstand, Spurweite, tiefer Schwerpunkt, Mischbereifung - all das sorgt mit dafür, dass der M850i dynamisch und sicher seine Bahn zieht. Wer es nicht ausgesprochen darauf anlegt, der bekommt den BMW einfach nicht von der Straße. Als Serienausstattung ist er mit dem adaptiven M Fahrwerk unterwegs. Die Aktivlenkung verkleinert in der Stadt den Wendekreis, steigert auf der Landstraße die Agilität und sorgt für souveräne Spurwechsel und hohe Kurvengeschwindigkeiten. Als Option gibt es eine aktive Wankstabilisierung, die den Komfort weiter erhöht.

Wenn das BMW M850i xDrive Coupé in diesen Tagen auf den Markt kommt, dann wird es die 6er-Baureihe der Bayern nahezu vollständig ersetzen. Den gibt es dann nur noch als Gran Turismo. Die 8er-Serie wird im Laufe der Zeit um ein Cabriolet ergänzt und ebenfalls um einen Gran Turismo. Zeitgleich mit dem Benziner kommt der BMW 8er als 320 PS starke Dieselversion mit Dreiliter-Reihen-Sechszylinder zu den Händlern. Der Diesel hat ein maximales Drehmoment von 680 Nm, schafft den Spurt von 0 auf 100 in 4,9 Sekunden und wird ebenfalls bei 250 km/h abgeregelt. Mit einem Basispreis von punktgenau 100.000 Euro markiert er zunächst dem Einstieg in die 8er-Welt. Der Benziner M850i xDrive kostet ab 125.700 Euro, dürfte sich aber locker auch über die 150.000er-Marke pushen lassen - genügend (sinnvolle) Assistenzsysteme sind in der Aufpreisliste zu finden. Damit ist der BMW immer noch deutlich günstiger als praktisch alle seine Konkurrenten, zu denen - unter anderem - das Mercedes S-Klasse Coupé ebenso zählt wie der Bentley Continental GT.

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