So ganz neu ist der Lada 4x4, den die meisten nur als Lada Niva oder Taiga kennen, auch mit fünf Türen nicht. Jedoch war die familienfreundliche Version mit mehr Radstand und zwei zusätzlichen Einstiegen im Fond bisher nicht offiziell in Zentraleuropa zu bekommen. Jahrzehntelang hatte sich beim ehemaligen Lada Niva nichts getan. Es gab drei Schlüssel, ebenso viele Aschenbecher und einen unverwüstlichen Auftritt im Gelände. Selbst als ihm vor Jahren sein Modellname genommen wurde, kletterte der Russe aus Togliatti ohne jede Regung einfach weiter über Stock, Stein und was auch immer. Der einstige Lada Niva und heutige Lada 4x4 / Lada Taiga steht noch heute da, wie Mitte der 70er Jahre bei seiner Premiere: robuste Karosse, einfachste Technik und keinerlei nennenswerten Komfort. Auch wenn die jüngste Variante des Lada 4x4 Urban durchaus erste Komfortgelüste befriedigt. So gibt es seit diesem Winter für einen Lada ungewöhnliche Ausstattungsdetails wie Servolenkung, elektrische Fensterheber, eine einstufige Sitzheizung oder eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung.
Die Möglichkeiten der Individualisierung waren überschaubar: ein paar Farben und auch Wunsch der wenig ansehnliche Safari-Look eines rollenden Zebras - das wars. Doch damit ist jetzt Schluss. Statt des nur 3,74 Meter langen Dreitürers, bietet der 4,24 Meter lange Lada 4x4 zwei Türen mehr, wird trotz schlanker Taille auf Wunsch zum Fünfsitzer und vergrößert seinen Laderaum nennenswert von 263 auf 440 Liter Volumen. Wer die Rückbank umklappt, der kann knapp 800 Liter nutzen. Der Antrieb bleibt jedoch so, wie er schon seit Jahren war. Der 1,7 Liter großen Vierzylinder-Einspritzer leistet überschaubare, aber ausreichenden 61 kW / 83 PS und ein schlappes Drehmoment von 129 Nm bei 4.000 U/min. Die Höchstgeschwindigkeit von 137 km/h entspricht etwas überraschend der des Dreitürers und Spurt 0 auf 100 km/h in 19 Sekunden ist es für Leute ohne Eile. Der Normverbrauch des 1,4 Tonnen schweren Allradlers: 9,5 Liter.
Wie weit sich zwei Fahrzeuge voneinander entfernen können, sieht man am besten zwischen Lada Niva und der Mercedes G-Klasse. In den späten 70ern waren beide als reine Nutzfahrzeuge unterwegs, doch die rustikale G-Klasse wurde nicht nur durch ihre Einführung auf dem US-Markt Anfang des Jahrtausends zum Luxus-Szenemobil der Schönen und Reichen, während der Niva nahezu unverändert auf Kundenfang ging und Lada auf vielen europäischen Märkten am Leben erhielt. Wer sich für einen Lada 4x4 entscheidet, will ein Zeichen setzen. Er will nicht cool oder trendig sein, sondern eine der wenigen russischen Automobillegenden bewegen und ganz nebenbei im unwegsamen Geläuf keine bösen Überraschungen erleben. Wer die rustikale Klaviatur mit Untersetzung und Sperren beherrscht, ist auch in Wald und Flur kaum zu stoppen. Dafür sorgen neben dem überschaubaren Gewicht auch 22 Zentimeter Bodenfreiheit und eine Wattiefe von 65 Zentimetern.Hier abseits befestigter Pisten fühlte sich der Lada 4x4 schon immer besonders wohl. Wird der Untergrund fester und die Geschwindigkeit höher, verfestigt sich der Eindruck in einer Zeitkapsel zu sitzen, die in vergangene Jahrzehnte abgetaucht ist.
Einen halben Meter länger
Die Lada-Kunden gelten als alles andere als anspruchsvoll und so halten sich die Beschwerden seit Jahrzehnten selbst auf internationalen Märkten wie in Australien, Uruguay oder Island in Grenzen. In den 90er Jahren gab es sogar einmal eine Dieselvariante, die es mit französischer Selbstzündertechnik jedoch nur kaum erwähnenswert ins Ausland schaffte. Geschaltet wird seit Jahren mit einer vergleichsweise hakeligen Fünfgang-Handschaltung. Der lange Stock ist alles andere als praktisch und wenn es im Gelände ungemütlicher wird, gibt es bekanntlich die beiden zusätzlichen Schaltknüppel für Sperren und Untersetzung auf dem lieblosen Mitteltunnel.
Im Gelände genießt der Fahrer die seit einigen Jahren verbaute Servolenkung fast genauso wie das Anti-Blockier-System, das neben der Schadstoffklasse Euro 6 einer der größten technischen Fortschritte wurde. Geht es in flotter Fahrt voran, ist es mit dem Taiga-Vergnügen schnell vorbei. Die Starrachse hinten sorgt gerade beim kurzen Dreitürer in Verbindung mit dem kurzen Radstand für eine Hoppelei, die sonst allenfalls als Osterhase zu rechtfertigen wäre. Auf den Exportmärkten gab es lange nur diese dreitürige Standard-Variante. In Russland selbst wurde der Lada Taiga seit den frühen 90er Jahren jedoch auch mit einem um 50 Zentimeter verlängerten Radstand als Fünftürer angeboten, der nun auch den Sprung nach Deutschland schaffte. Insbesondere für das Militär und Behörden gibt es zahlreiche Sonderaufbauten bis hin zu Krankenwagen und Panzerfahrzeugen. Seit ein paar Jahren soll der einstige Niva an sich eigentlich abgelöst werden. Die Euro-NCAP-Normen schafft man nicht und muss sich mit der Sonderregelung eines etablierten Kleinstherstellers behelfen. Der Basispreis für das dreitürige Basismodell Lada 4x4 liegt bei 11.090 Euro, während der Fünftürer bei 12.990 Euro startet und der besser ausgestattet Lada 4x4 Urban immer noch günstige 14.290 Euro kostet.