Wenn es um den Mercedes-AMG G 63 geht, gerät Dr. Gunnar Güthenke ins Schwärmen. "Der AMG ist der Alligator unter den Geländewagen", strahlt der Bauleiter der Mercedes G-Klasse. Eine Leistung von 430 kW / 585 PS ist auch ein schlagendes Argument, dem nicht viel entgegenzusetzen ist. Immerhin war schon der Vorgänger mit 29 kW / 40 PS weniger eine rollende Schrankwand, die eine Druckwelle des Überholprestiges vor sich her schob. Der Neue ist mindestens genauso wuchtig: Schließlich hat die AMG-Version der G-Klasse in den Ausmaßen zugelegt und das Gesicht von knapp 2.5 Tonnen ist auch nicht von Pappe.
Das maximale Drehmoment von 850 Newtonmetern, das bereits bei 2.500 U/min anliegt, schafft es auch diese Masse forciert in Bewegung zu bringen. Nach 4,5 Sekunden fliegt die Tachonadel an der 100 km/h-Marke vorbei und wandert ziemlich schnell weiter bis maximal 240 km/h. Auch wenn mehr ginge, sagt die Elektronik klar und deutlich: Basta! Aus gutem Grund: denn ein hochbeiniger Geländewagen ist nicht für das pure Tempobolzen gedacht. Abgesehen davon, mag man sich gar nicht vorstellen, wie schnell der 100 Liter Tank bei Vollgas leer wird. Nominell gibt Mercedes einen Durchschnittsverbrauch von 13,1 l/100 km an.
Um diese unbändige Kraft auf den Boden beziehungsweise auf den Asphalt zu bringen hat Mercedes-AMG an verschiedenen Stellschrauben gedreht: Vorne mit einer Doppelquerlenker-Einzelradaufhängung sowie einer Fünflenker-Starrachse hinten und einem zusätzlichen Stabilisator, um die Wankneigung zu reduzieren. Soviel zur Theorie, beim Fahren hinterlässt die AMG-Version der G-Klasse ein zwiespältiges Bild. Kraft ist logischerweise im Überfluss vorhanden. Der Dynamikwürfel schlägt sich im Vergleich zum Vorgänger, der wie eine rollende Schrankwand unterwegs und nur bedingt komfortabel war, beachtlich. Mit der präzisen Lenkung lenkt die aktuell schnellste Mercedes G-Klasse beachtlich agil ein. Der Allradantrieb ist mit einer grundsätzlichen Kraftverteilung von 40 (vorne) zu 60 (hinten) hecklastig ausgelegt und lässt den potenten Geländewagen beschwingt durch die Kurven fahren. Das schnell schaltende Neungang-Automatikgetriebe trägt mit seinen schnellen Fahrstufenwechseln zum gelungenen Dynamik-Paket bei.
Moderner Innenraum
Bei allen Agilitäts-Zutaten erreicht die AMG G-Klasse bei nicht die Wendigkeit eines Porsche Cayenne. Das muss sie auch gar nicht und das ist auch nicht die Kernkompetenz des Offroad-Vehikels. Zu den Stärken des Power-Mercedes gehört die überragende Geländegängigkeit, die wir ebenfalls erproben konnten und das kraftvolle Voranstreben auf der Autobahn. Wenn man den Achtzylinder-Biturbo ein bisschen fordert, kann man das Radio getrost ausschalten und dem voluminösen bollernden bassigen Stakkato des V8-Biturbos lauschen, das dieser durch die seitlich austretenden Auspuffrohre lustvoll in die Umwelt trompetet. Werden die Straßen schlechter, stößt das Fahrwerk trotz der adaptiven Dämpfer an seine Grenzen und agiert unharmonisch. Dass durch die straffere Abstimmung keine Unebenheit unkommentiert bleibt, liegt in der Natur der Sache. Schließlich muss bei der G-Klasse ein ziemlich hoher Schwerpunkt in Zaum gehalten werden. Allerdings ist der Karosserieaufbau häufig in Bewegung und wankt auch in Kurven. Zudem spürt man beim Bremsen das Gewicht des Fahrzeugs. Wenn der Asphalt es zulässt, holt der Fahrmodus "Sport+" aus dem G 63 alles heraus, auf der Autobahn ist das Fahrprogramm "Comfort" eine gute Wahl.
Dann kann man auch den Innenraum genießen, der sich mit seinen zwei 12,3-Zoll Bildschirmen an dem der E- beziehungsweise S-Klasse orientiert und deutlich moderner ist, als bisher. Die Sitze sind bequem und da der Mercedes-AMG G 63 4,87 Meter lang ist, kann man es sich auch hinten gemütlich machen. Vom Auftreten her ist der kraftvolle wuchtige Geländewagen ohnehin ein Hingucker, allerdings ist der Basispreis von 148.434,65 Euro ziemlich gesalzen.