Hinten rechts im Maybach S 680 ist die Welt noch in Ordnung. In der Mittelkonsole perlt der perfekt gekühlte Champagner, der Kopf ruht auf einem weichen Kissen, die Beine machen es sich auf feinem weißem Leder bequem und der Rücken wird von einem der vielen Massageprogramme durchgeknetet. Insgesamt 253 LEDs tauchen die Fahrgastzelle in ein warmes, wohliges Licht und kaum ein Geräusch dringt an das Ohr. Dank besonders dicker Fensterscheiben, spezieller Reifen und einer ausgetüftelten Akustik.

Egal wohin das Auge blickt und die Finger auch tasten, der Innenraum gleicht einem Luxusheim, bei dem an keiner Ecke gespart wurde: angefangen von dem edlen Holzboden, der von einer Nobeljacht stammt, bis hin zu den chromglänzenden Hebeln und Knöpfen. Selbst der Duft der ausgesuchten Materialien ist betörend; so reisen Superreiche mit ihren Luxusjachten. Nur, dass dieses (T)Raumschiff über Asphalt rollt, nein gleitet. Hier ist der Daimler-Markenspruch: "Das Beste oder nichts" ohne Kompromisse in die Tat umgesetzt. Selbst die beliebte Zwei-Ton-Lackierung benötigt eine Woche, bis sie fertig ist.

Damit die feinen Herrschaften auch ungestört vorankommen, zieht Mercedes beim Maybach einige technische Register. Eines davon teilt sich das Prinzip mit den Noise-Canceling-Kopfhörern: Im Dachhimmel befinden sich vier Mikrofone, die die Geräuschkulisse im Innenraum überwachen. Ist der Achtzylindermotor beim Betrieb mit nur vier Zylindern besonders laut, oder es dringen nervige Abrollgeräusche in den Innenraum, schickt das System innerhalb von drei Millisekunden über die Basslautsprecher des Soundsystems einen entsprechenden Gegenschall, der das Geräusch fast vollständig eliminiert. Damit es gar nicht erst so weit kommt, speziell bei den höheren Frequenzen, rollt die Nobelkarosse auf Reifen, die mit Schaumabsorbern versehen sind und daher von sich aus schon zu den Leisetretern gehören.

Überall purer Luxus

"Die S-Klasse ist, was wir technisch können, mit dem Maybach legen wir noch eine Schippe drauf", sagt Produktmanager Lars Wehmeier. Die Extra-Portion Luxus definiert sich unter anderem auch durch Raum. Der Maybach ist mit einer Länge von 5,47 Metern um 18 Zentimeter länger als die Langversion der Mercedes S-Klasse. Da der Radstand auf 3,396 Meter wächst, kommt der zusätzliche Platz den Passagieren zugute. Dennoch lässt sich das überlange Luxusgefährt erstaunlich entspannt durch den Alltagsverkehr manövrieren. Das liegt an der Plattform, die von der S-Klasse stammt. Also hat auch die Luxus-Variante auf Wunsch die Hinterachslenkung, bei der die Räder mit einem Winkel von bis zu zehn Grad einschlagen und sich damit der Wendekreis um zwei Meter auf lediglich 11,4 Meter verringert. Mithilfe der Stereokamera erkennt das Fahrwerk Bodenunebenheiten und reagiert mithilfe der Luftfederung schon prophylaktisch auf die Hindernisse. Bei einem Seitencrash schützt die Technik die Insassen, indem die eine Seite des Maybachs angehoben wird.

Selbst Johann der Chauffeur genießt außerordentlichen Luxus, sei es durch den feinen Sitz oder durch die bloße Anwesenheit des mächtigen Sechsliter-Zwölfzylinder, der das Luxusgefährt mit seinen 450 kW / 612 PS und dem maximalen Drehmoment von 900 Newtonmetern so herrlich archaisch und majestätisch nach vorne schiebt. Das ist Laufkultur und Souveränität vom Feinsten. Wir dürfen getrost annehmen, dass der Fahrer noch seinen Enkeln von diesem Erlebnis berichten wird. Und wenn es einmal eng wird, hilft der Allradantrieb 4Matic, dass jeder Traktionsverlust souverän gemeistert wird. Auch wenn man in diesen Kreisen nicht über Spritverbrauch redet, gebietet es die Chronistenpflicht, dass wir die 14,1 l/100 Kilometer dennoch erwähnen. Allerdings hat dieser Spaß mit 216.282,50 Euro für den Maybach S 680 4Matic auch seinen Preis. Wer sich mit vier Töpfen weniger zufrieden gibt, landet beim keineswegs armseligen S 580 4Matic mit 370 kW / 503 PS und einem maximalen Drehmoment von 700 Nm. Das ist alles andere als untermotorisiert und kostet mit einem Grundpreis von 164.101 Euro gut 50.000 Euro weniger. Den Reichen und Schönen ist es egal, was das Luxusautomobil kostet. Das deutsche Kontingent ist für dieses Jahr schon ausgebucht und China will noch mehr Maybach-Modelle haben.

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