Im Herbst vergangenen Jahres sorgte Nio mit seinem elektrischen Supersportwagen ep9 nicht nur in der beschaulichen Eifel für Aufsehen. Der seinerzeit stärkste Elektrosportwagen der Welt brannte auf der Nordschleife eine Rekordzeit von 7:05.12 Minuten in den Asphalt. Ende Februar legten der chinesische Autohersteller mit Entwicklung und Design in München nach.

Vollautonom fuhr der 4,89 Meter lange Nio ep9 wie von Geisterhand die Formel-1-Rennstrecke Circuit of the Americas in Austin / Texas in spektakulären 2:40.33 Minuten. Der über 1,7 Tonnen schwere Elektrosportler leistet 1.000 kW / 1.342 PS und schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 312 km/h. Hinter Nio steht neben weiteren Investoren unter anderem William Li, Gründer der Bitauto Holdings Ltd., einem der größten Lieferanten von Online-Inhalten und Marketingdienstleistungen in der chinesischen Autoindustrie.

Doch die Rennstreckenrekorde sollte nur für ein erstes Ausrufezeichen sorgen; Nio will viel mehr - Hersteller wie Tesla oder Faraday Future angreifen und dabei noch die etablierten Autohersteller in Bedrängnis bringen. Die Rekordrunde bereiteten den fruchtbaren Boden für den großen Auftritt auf dem Digital- und Innovationskongress South by Southwest (SXSW), der jedes Jahr im März in Austin stattfindet. "Ich bin sehr stolz, ihnen hier erstmals unseren Eve präsentieren zu können", enthüllt Padmasree Warrior, CEO von Nio in den USA, "der Wagen soll im Jahre 2020 auf den Markt kommen."

Rein elektrisch angetrieben

In Sachen Design kann sich der 5,20 Meter lange Nio Eve dabei allemal sehen lassen. Das Design stammt wie große Teile der Entwicklung aus dem Münchner Entwicklungsstudio, wo unter anderem Kris Tomasson, Vice President Design und Marke, ehemals bei BMW und Ford tätig, arbeitet. Über Antriebsdetails hält sich Nio bei SXSW am Colorado River aktuell noch zurück.

Fest steht, dass der Nio Eve rein elektrisch angetrieben wird und Dank 3,52 Metern Radstand bis zu sechs Personen Platz bieten kann. "Der Wagen wird autonom in der Stufe vier unterwegs sein", ergänzt Padmasree Warrior; heißt es geht vollautonom von A nach B. Wer will, kann jedoch auch selbst in Steuer greifen. Der Innenraum präsentiert sich mit einem Liegesitz, Frontstühlen und einer angedeuteten Sitzecke wie eine mobile Lümmellounge. Multimedialeinhalte lassen sich dabei auf die Fensterflächen projizieren. Die Batterien sind im Fahrzeugboden verbaut, wobei beide Achsen lenkbar sind und angetrieben werden. Rein elektrisch soll der Nio Eve so bis zu 1.000 Kilometern zurücklegen können. Per Induktion soll das Elektroauto in zehn Minuten für weitere 300 Kilometer erstarken. Eine ausgeklügelte Aerodynamik und schmale 195er-Räder sollen einen minimalen Rollwiderstand bieten.

Nicht ganz so bedeckt wie bei den technischen Daten halten sich die Verantwortlichen von Nio bei der erwarteten Preisgestaltung. "Wir werden uns hier auf dem Niveau der Premiumhersteller bewegen", sagt Padmasree Warrior. Heißt, das Serienmodell eines Nio Eve dürfte jenseits der 80.000 Dollar beginnen. Und bei einem Verkauf in den USA soll es nicht bleiben. Auch in Europa will Nio den Markt der Elektroautos aufmischen. Harte Konkurrenz für Mercedes EQ, BMW i und Audi e-tron - man wird es sehen, ob der Nio Eve echte Konkurrenz oder nur eine chinesische Seifenblase bleibt.

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