Ok, ok - selbst schuld, wenn man sich nach tagelangen Regenfällen mit Niederquerschnittsreifen und Sommerprofil auf verschlammte Waldwege traut, die dazu noch rechts und links ins Dickicht abfallen. Da hilft es auch nicht, wenn man mit einem Range Rover (Sport) unterwegs ist. Irgendwann ist es den Reifen egal, in welche Richtung sie zeigen und wohin sie drehen. Und auch ein maximales Drehmoment von 700 Nm plus 575 PS aus acht Zylindern sorgt nicht wirklich dafür, in der Spur zu bleiben - die 2,3 Tonnen Leergewicht rutschen langsam aber unaufhaltsam über den Wegesrand in Richtung Abseits und das digitale Cockpit zeigt ziemlich emotionslos Schräglage an. Erst ein guter alter Defender mit Seilwinde, ein halbes Dutzend Sandbleche, ein gefühlvoller Gasfuß und vor allem die eh schon schlammverspritzten Truppe von Land Rover Experience helfen aus dem Schlamm-Massel.
Und was lernen wir daraus? Auch wenn der Range Rover Sport SVR an Technik alles hat, was ein Land Rover fürs Gelände so braucht: Er ist eigentlich mehr für das flotte Vorankommen auf der Straße gedacht. Dort mischt er auch nach dem aktuellen Facelift in der Top-Liga der sportlich schnellen SUV mit, in der sich unter anderem Audi SQ7, BMW X5 M V8, Porsche Cayenne oder der Mercedes GLE 63 AMG V8 tummeln.
Das Facelift des Briten aus Solihull hat nur wenig wirklich sichtbare Spuren hinterlassen. Vor allem nennt Land Rover da selbst "zahlreiche Elemente in Karbonoptik". Karbon"optik" heißt: Sieht aus wie Karbon, ist aber keins. Vorne gibt es neue LED-Scheinwerfer und einen neu gezeichneten Kühlergrill. Den Fans des schnellen Offroad-Briten sind die nun 423 kW/575 PS und 700 Nm maximales Drehmoment aus den 4.999,7 ccm Hubraum des längs eingebauten V8 ohnehin wichtiger. Sie treiben den SVR zusammen mit der präzisen achtstufigen Wandler-Automatik in 4,5 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h gut. Das liegt immerhin auf 911er-Niveau.
Viel Komfort für viel Geld
Die Frage, ob es solche Leistungsdaten für einen SUV tatsächlich braucht, ist obsolet: Es gibt genügend Kunden in der Welt, die sie für sich damit beantworten, dass sie den Kaufpreis von mindestens 132.200 Euro bereitwillig überweisen. Bei einer solchen Investition dürfte ihnen auch der Verbrauch so ziemlich egal sein: Im Schnitt schluckt der Achtzylinder stolze 12,8 Liter auf 100 Kilometer, in der Stadt sind es selbst offiziell schon 18 Liter.
Wem es einen solchen stolzen Preis wert ist, der bekommt außer einem schnellen Vorwärtskommen und - mit den richtigen Reifen - einer guten Geländetauglichkeit inklusive einer Wattiefe von 850 mm und 278 mm Bodenfreiheit vor allem viel langstreckentauglichen Komfort. Ein Beispiel: Die Sonnenblende unter dem Schiebedach läßt sich nun per Gestensteuerung öffnen und schließen. Die Sportsitze geben guten Seitenhalt und zwicken auch nach etlichen Kilometern nicht, die Bedienung ist erst einmal etwas lern- und gewöhnungsbedürftig, dann aber komfortabel. Das neue Infotainment-System hilft auf langen Fahrten gegen Langeweile. Platz ist vorne wie hinten reichlich, der Kofferraum schafft üppige 780 bis noch üppigere 1.868 Liter und lässt sich ohne viel unnötigen Kraftaufwand beladen. Nur im Gelände müssen wir noch ein wenig üben - oder einfach andere Reifen aufziehen.