Mehr als 100 Jahren waren die nobelsten aller edlen Autos unter dem Marken Rolls-Royce allein auf befestigen Wegen unterwegs. Natürlich wurden einige Modelle in den Emiraten oder den Nahen Osten von Scheichs und Großfürsten als Wochenend-Spaßmobile in der Wüste missbraucht und auch die ein oder andere Rallye soll schon einmal einen umgebauten Rolls-Royce gesehen haben. Doch generell sorgen die Luxuslimousinen aus Goodwood dafür, dass ihre wohl betuchten Insassen kommod und frei von Umwelteinflüssen ans Ziel ihrer Träume kommen. Das wird sich ab Ende 2018 / Anfang 2019 ändern, wenn mit großer Verzögerung der erste Geländewagen von Rolls-Royce auf den Markt kommt. Arbeitstitel: Cullinan - benannt nach dem größten jemals gefundenen Diamanten. Modellname: noch unbekannt.

Obschon Bentley seinen Bentayga im ersten Verkaufsjahr nur mit einem über 600 PS starken W12-Triebwerk auf die Kunden losließ, war die Charge von 5.200 Fahrzeugen im Nu ausverkauft. Mittelfristig sind pro Jahr 10.000 Fahrzeuge möglich; insbesondere, wenn die Briten eine Coupéversion den Bentaygas nachschieben. Zum Jahreswechsel legen die umtriebigen Briten mit dem V8-Powerdiesel nach, der 435 PS stark mit 48-Volt-Modul schon im potenten Audi S Q7 eine eindrucksvolle Premiere feierte. Durch Dubai, Los Angeles, London oder Grünwald rollen die 200.000 bis 290.000 Euro teuren Luxus-Geländewagen und Rolls-Royce hat nichts zu bieten. Im ersten Jahr wurden vom neu gestarteten Bentley Bentayga deutlich mehr Fahrzeuge verkauft, als alle Rolls-Royce-Modelle zusammen. Hier hat man Ende 2015 die Produktion des Topmodells Phantom eingestellt und der überarbeitete Mulsanne hat bis Anfang 2018 keinen Gegner. Schlechter könnte die Produktstrategie kaum sein.

Viel zu lange hat sich Rolls-Royce darum gedrückt, verbindliche Aussagen zu einem Edel-SUV mit der legendären Emily auf dem Kühlergrill zu machen. Nach einem stimmungsvoll offenen Brief der Rolls-Royce-Verantwortlichen aus dem Jahre 2015 wird nur mühsam offener mit dem Konkurrenten für Range Rover und Bentley Bentayga umgegangen. Schon ein paar Jahre läuft das Projekt Cullinan mit allzu amplitudenhaftem Tatendrang. Real passiert ist bisher jedoch nur wenig, weil es insbesondere am Design haperte und man sich auch bei der Technik unsicher war. Die Briten, die lange Jahre unter Marken-Chef Torsten Müller-Ötvös einen weiten sprachlichen Bogen um Schlamm und Dreck machten, sind mehr unter Druck denn je. Nach zähem Ringen um das Design geht es in diesem Winter um die erste echte Kaltlanderprobung, bei der es um die weitere Abstimmung von Allradantrieb, Motor und grenzenlosem Rolls-Royce-Komfort geht. Mit einer Präsentation des Rolls-Royce Crossovers ist nicht kaum vor Ende 2018 zu rechnen. Bis dahin hat die Konkurrenz den ertragreichen Luxus-SUV-Markt bereits kräftig abgemolken.

Mit diesem Zeitplan fährt der erste offizielle Geländewagen von Rolls-Royce sogar dem neuen BMW X7 und dem geplanten Maybach-SUV in die Parade, der sich die Plattform mit dem nächsten Mercedes GLS teilt. Fest scheint für den Rolls-Royce zu stehen, dass der 2,5 Tonnen schwere und über fünf Meter lange Luxus-Geländegänger wahlweise über aufgeladene Acht- und Zwölfzylinder (500 bis 650 PS), eine variable Luftfederung, verschiedenste Allradprogramme sowie über eine Hybridvariante verfügen wird, um auch in Asien und den USA zu glänzen. Ein kraftvoller Achzylinderdiesel fehlt bei BMW im Portfolio und selbst den vierfach aufgeladenen Sechszylinder-Diesel des BMW 750 Ld wird man den verwöhnten Rolls-Royce-Kunden kaum zumuten wollen. Im Innern gibt es das bekannt exklusive Rolls-Royce-Ambiente mit allem nur erdenklichen Luxus. Der Kunde hat wie beim Ghost und neuem Phantom die Wahl zwischen zwei besonders kommoden Einzelsitzen im Fond oder einer dreisitzigen Bank. Die entbehrliche dritte Sitzreihe, mit der der Bentley Bentayga zumindest optional in den USA Kunden locken will, bleibt dem Diamanten erspart.

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