Auf der Japan Mobility Show ist die Toyota Motor Corporation der dickste Koi im Teich. Doch gerade die Kernmarke konnte auf der heimischen Messe nur bedingt mit Innovationskraft überzeugen. Das mag zunächst an den beiden Eyecatchern des Messestands liegen: Der FT-3e sowie der sportliche FT-Se sollen zwar die vollelektrische Zukunft einläuten, zu Antrieb, ADAS oder Infotainment der Konzeptfahrzeuge schweigt sich Toyota-Chef Koji Sato jedoch aus. Das kleine Display am äußeren Türrahmen, welches Passanten die Batterieladung, Temperatur und Luftqualität anzeigt, verkommt zum heimlichen Highlight. Etwas greifbarer ist das Konzept des Land Cruiser Se, dessen Elektrifizierung in den nächsten Jahren ansteht. Doch der Geländewagen mit Monocoque-Karosserie ist noch weitab von der Serie.
Hinsichtlich der neuen Software-Plattform Arene geizt Koji Sato ebenfalls mit Einblicken. Sie soll Software-Updates, eine schnellere Entwicklung mittels Fahrzeugdaten, Vehicle-to-Grid und eine Vielzahl an neuen Applikationen ermöglichen. Man könne etwa über eine App im Auto shoppen, so der Präsident und CEO. Es bleibt das einzig konkrete Beispiel der Pressekonferenz. Wesentlich visionärer denkt der Autobauer beim Lenkrad: Das NEO Steer auf Basis eines Motorradlenkers soll Gas- und Bremspedal zugunsten einer geräumigeren Bodenfläche integrieren. Ob Toyota die mannigfaltigen Herausforderungen der Autoindustrie damit richtig adressiert? Als Global Player kann sich der Volumenhersteller schließlich nicht auf den jüngsten Erfolgen auf dem US-Markt oder der ausbleibenden Elektrifizierung in heimischen Gefilden ausruhen. Den wichtigsten Hinweis gibt Sato in diesem Sinne, als er auf die anschließende Präsentation am benachbarten Lexus-Stand verweist. Dort soll die Transformation zur Elektromobilität ihren Anfang nehmen.
Lexus wagt die Transformation
In Europa will die Premiummarke des Toyota-Konzerns bis 2030 alles auf E-Modelle umstellen. Weltweit sollen spätestens ab 2035 nur noch Elektroautos angeboten werden. Eine grobe Marschrichtung gibt das LF-ZL Concept vor, wobei die Hintergründe zum wuchtigen SUV-Flaggschiff ebenfalls dürftig sind. Es soll mit der Betriebssoftware Arene an den Start gehen und auf einer Fahrzeugarchitektur der nächsten Generation basieren, die dediziert auf E-Fahrzeuge ausgelegt ist. Die Sensoren würden dabei mit den digitalen Daten aus der Umgebung zusammenarbeiten. Zeigt der Fahrer etwa während der Fahrt auf ein Objekt oder einen Ort, könnten dazu sofort Informationen eingeblendet und vorgelesen werden.
Spätestens bei der Präsentation der Limousine LF-ZC wird dann klar: Lexus hat die Rolle als Vorreiter und Innovationsmotor innerhalb des Konzerns eingenommen. Das vollelektrische Konzeptfahrzeug weist auf ein für 2026 geplantes Serienmodell hin und vermittelt auf der Japan Mobility Show wohl am besten, wie der Toyota-Konzern sich ein Connected Car und die Ausgestaltung der neuen Software-Plattform vorstellt. Lexus setzt demnach auf ein Steer-by-Wire-System sowie ein aufgeräumtes Interieur mit Bambus-Akzenten, dass die digitalen Bedienelemente in Reichweite des Fahrers bündelt. Alle wichtigen Informationen werden auf die Windschutzscheibe projiziert, die klassischen Seitenspiegel durch eine digitale Variante abgelöst. Das große Display wandert indes auf die Beifahrerseite. So kann sich der Fahrer bei aller digitalen Spielerei auf das Wichtigste konzentrieren – das Fahren. An die Hand bekommt er dafür eine neue Sprachassistenz, die dank künstlicher Intelligenz nicht nur natürlichere Gespräche ermöglichen, sondern sich auch fortlaufend an den Fahrer anpassen soll.
Die Karosserie der künftigen Elektrolimousine wird auf Basis einer modularen Struktur in drei Teile unterteilt. Das sogenannte Gigacasting-Verfahren ermögliche ein flexibleres Design, heißt es seitens Lexus. In der Mitte finde sich die prismatische Hochvoltbatterie der nächsten Generation, welche die Reichweite „konventioneller Elektroautos“ um das Doppelte übertreffe. Und auch bei der Produktion geht der Hersteller neue Wege: Das Serienmodell des LF-ZC soll zu einem selbstfahrenden Fließband werden und sich dadurch autonom durch jede Phase des Fertigungsprozesses bewegen. Klassische Förderbänder werden abgeschafft. Dies flexibilisiere die Fabrikplanung, verkürze die Vorlaufzeit für die Massenproduktion und spare Investitionskosten.