Batteriezellen auf einer Arbeitsfläche / Woher die Autohersteller ihre Batteriezellen beziehen

Batteriezellen bilden das Fundament der Elektromobilität. Doch woher beziehen die Autohersteller die Bauteile? (Bild: Adobe Stock / IM Imagery)

Bei Elektroautos ist die Traktionsbatterie ein maßgeblicher Wertschöpfungsfaktor. Welche Sourcing-Strategie sich letztlich als der richtige Weg erweisen wird, dürfte sich erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zeigen, wenn Elektrofahrzeuge immer größere Anteile an den Produktionskapazitäten erreichen. Automobil Produktion gibt einen Überblick, woher die OEMs ihre Batteriezellen bekommen. Manche Unternehmen kommunizieren dabei offener als andere, sodass bei einzelnen Fahrzeugherstellern möglicherweise weitere Sourcing-Partner existieren oder bestehenden Zellenlieferanten unkommentiert wegfallen.

BMW

BMW bezieht von mehreren Zulieferern Batteriezellen, namentlich von den chinesischen Anbieter CATL und Eve Energy, dem chinesisch-japanische Anbieter AESC sowie Taiwans Samsung SDI. Die Zulieferer sollen die wichtigen Regionen Nordamerika, China und Europa mit lokalen Fabriken bedienen. So baut zum Beispiel AESC seit 2023 eine Fabrik in South Carolina, die das BMW-Werk Spartanburg mit Rundzellen beliefern soll, ab 2026. Eve Energy will ebenfalls 2026 eine Fabrik in Ungarn in Betrieb nehmen, die maßgeblich BMW mitversorgt. CATL dürfte BMW weiterhin in China und in Europa beliefern.

BYD

Das chinesische Unternehmen BYD ist zugleich OEM und Zellenfertiger, beliefert sich daher mit seiner Blade Battery natürlich selbst. Die Gigafactories stehen in China.

Ford

Drei Zellenfertiger sind für Ford besonders wichtig: Chinas CATL sowie LG Energy Solution und SK On, beide aus Südkorea. Anfang 2023 hat Ford angekündigt, eine eigene Zellenfertigung in Michigan aufzubauen – die Technologie lizenziert der OEM von CATL. Produktionsbeginn soll 2026 sein. Gemeinsam mit SK On hat Ford ein Joint-Venture für die Zellenfertigung gegründet, das zur Mitte des Jahrzehnts operativ sein soll: BlueOval SK, so der Name, plant Standorte in Tennessee und Kentucky. In China setzt Ford auf Batteriezellen von CATL.

Geely

Geelys Tochterunternehmen Volvo setzt bei Batteriezellen im Rahmen von langfristig angelegten Partnerschaften auf den chinesischen Zulieferer CATL und den südkoreanischen Zulieferer LG Energy Solution. Zudem arbeitet Volvo mit Northvolt zusammen. Der schwedische Zellenfertiger soll ab dem Jahr 2024 Zellen an den OEM liefern. Hierzu haben die beiden Unternehmen ein Joint-Venture gegründet. CATL und LG Energy Solution sind auch die Zellenlieferanten für Polestar, dem Joint-Venture von Volvo und Geely.

Auf dem asiatischen Markt hat Geely mit dem chinesischen Unternehmen Farasis ein Batteriezellen-Joint-Venture gegründet. In diesem Rahmen sind die ersten Fabriken bereits im Bau, weitere sollen folgen. Daneben bezieht Geely auch Zellen vom chinesischen Zulieferer CALB.

General Motors

GM baut für seinen Heimatmarkt Nordamerika Joint-Ventures mit Samsung SDI beziehungsweise mit LG Energy Solution Zellenfabriken auf. Ultium Cells, das Gemeinschaftsunternehmen mit LG Energy Solution, will die Zellproduktion in der in Tennessee im Bau befindlichen Fabrik noch 2023 in Betrieb nehmen. In Tennessee wird der Cadillac Lyriq gefertigt, weitere E-Modelle sollen folgen. Bereits 2022 nahm ein Ultium-Werk in Warren, US-Bundesstaat Ohio, die Zellproduktion auf. Ein drittes Werk entsteht in Lansing, Michigan, und soll 2024 in Betrieb gehen. Im Bundesstaat Indiana will GM zusammen mit Samsung SDI eine Zellenfabrik bauen, Spatenstich: 2024. In China bezieht GM seine Zellen für die lokale Fertigung unter anderem von einem Joint-Venture aus SAIC und CATL. GM betreibt dort seit langem ein Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC.

Honda

Zusammen mit LG Energy Solution baut Honda seit diesem Jahr eine Zellfabrik im US-Bundesstaat Ohio für den nordamerikanischen Markt. Geplanter Produktionsbeginn ist 2025. Zudem bezieht Honda mutmaßlich Zellen von den Toyota-Panasonic-Joint-Ventures Primearth EV Energy und Prime Planet Energy & Solutions. In China bekommt Honda Batteriezellen von CATL geliefert.

Hyundai

Es dürfte wenig überraschen, dass der südkoreanische OEM bei Batteriezellen viel auf heimische Unternehmen setzt. Zusammen mit LG Energy Solution baut Hyundai eine Gigafactory im US-Bundesstaat Georgia, Inbetriebnahme 2025/26. Auch mit dem Zellenlieferanten SK On ist eine Fabrik in Georgia geplant, die 2025 die Produktion aufnehmen soll. SK On und LG Energy Solution liefern auch für die aktuellen Elektromodelle des OEM die Zellen. So war es wohl lange Zeit auch bei der Konzerntochter Kia. Inzwischen bezieht Kia aber anscheinend auch Zellen vom chinesischen Zulieferer CATL.

Mazda

Mazda kauft Batteriezellen beim japanischen Zulieferer Panasonic und ist mit diesem wohl auch in Gesprächen über eine Batteriepartnerschaft – was immer dies dann bedeuten wird. Immer wieder gibt es zudem Meldungen, dass Mazda Zellen von den Toyota-Panasonic-Joint-Ventures Primearth EV Energy und Prime Planet Energy & Solutions bezieht. Auch mit dem chinesisch-japanischen Zellenfertiger AESC besteht eine Liefervereinbarung.

Mercedes-Benz

Gemeinsam mit Partnern plant Mercedes-Benz bis zum Ende des Jahrzehnts weltweit acht Zellenfabriken zu errichten, davon vier in Europa. 2021 hat sich der OEM an dem europäischen Batteriezellenhersteller Automotive Cells Company (ACC) als gleichberechtigter Partner beteiligt. Gegründet wurde ACC von Stellantis und der Total-Tochter Saft. Mercedes-Benz hat dafür 2022 einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag investiert. ACC soll mit der Belieferung von Mercedes-Benz Mitte des Jahrzehnts beginnen.

Zudem hat der OEM bereits seit 2020 den chinesischen Zellenfertiger CATL als strategischen Partner ausgewählt. Dagegen scheint die geplante Partnerschaft mit dem chinesischen Zellenfertiger Farasis, an dem Mercedes-Benz seit 2020 mit drei Prozent beteiligt ist, eher schleppend zu laufen. Unter anderem standen Gerüchte über Probleme mit der gelieferten Qualität der Energiespeicher im Raum. Wie es konkret weitergeht, bleibt offen. In den USA wird auch AESC Mercedes-Benz beliefern, eine Fabrik des chinesisch-japanischen Zellfertigers entsteht gerade in Kentucky.

Renault-Nissan-Mitsubishi

Der französische OEM Renault setzt auf den chinesisch-japanischen Zulieferer AESC und auf den französischen Start-up Verkor. Beide Zulieferer wollen Gigafactories in Nordfrankreich bauen. Der Produktionsanlauf dieser Werke ist für 2025 geplant. Daneben bezieht Renault bereits Zellen von dem südkoreanischen Zulieferer LG Energy Solution.

Allerdings ist das die rein französische Perspektive – bekanntlich hält Renault 43,5 Prozent der Nissan-Aktien, Nissan wiederum 34 Prozent der Mitsubishi-Anteile. AESC war einst eine Nissan-Tochter, die der OEM 2018 bis auf eine Minderheitsbeteiligung an die chinesische Envision Group verkauft hat. Er wird für die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz wohl weltweit ein wichtiger Zellenlieferant.

SAIC

Der chinesische OEM hat schon vor Jahren ein Joint-Venture mit dem chinesischen Zellenfertiger CATL gegründet.

Stellantis

Der Vielmarkenkonzern hat zusammen mit der Total-Tochter Saft das Joint-Venture Automotive Cells Company (ACC) gegründet, an dem sich 2022 auch Mercedes-Benz beteiligt hat. ACC hat 2023 die erste Zellenfabrik im nordfranzösischen Billy Berclau in Betrieb genommen. Mit Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz und dem italienischen Termoli sind weitere Standorte beschlossen. Geplanter Produktionsbeginn ist 2025 beziehungsweise 2026.

Neben ACC setzt der Stellantis-Konzern auf einige weitere Zellzulieferer, namentlich BYD, CATL, LG Energy Solution, Samsung SDI und SVOLT. In welchem Umfang und auf welchem Zeithorizont – dazu hat sich Stellantis nur zum Teil öffentlich geäußert.

Jedenfalls will der OEM zusammen mit LG Energy Solution im kanadischen Windsor eine Gigafactory als Joint-Venture unter dem Namen NextStar Energy errichten. Und damit nicht genug: Das gemeinsame Joint-Venture StarPlus Energy von Stellantis und Samsung SDI hat inzwischen den Bau von zwei Zellenfabriken in den USA angekündigt. Eine Gigafactory in Kokomo, Indiana, soll 2025 die Produktion aufnehmen, der Standort der zweiten Fabrik ist noch offen, ihr Produktionsstart für 2027 geplant.

Tesla

Tesla begann seine Zellenfertigung gemeinsam mit dem japanischen Hersteller Panasonic in der Gigafactory 1 in Nevada. Panasonic ist weiterhin der wichtigste Partner, aber die größeren 4680-Zellen möchte Tesla auch selbst bauen. Bislang gelingt dies jedoch nur in geringen Mengen.

Neben dem Werk in Nevada fertigt Tesla auch Batteriezellen in der Gigafactory Shanghai. Für die Gigafactory in Grünheide ist eine Zellenfertigung angekündigt, bislang gibt es jedoch noch keinen Termin für den Baubeginn. Auch im deutschen Werk Grünheide ist die Produktion einer neuen Zellgeneration im Gespräch.

Mit dem Start in Shanghai holte Tesla mit dem südkoreanischen Hersteller LG Energy Solution und dem chinesischen Hersteller CATL weitere Zulieferer an Bord – vor allem auch, um den rasant wachsenden Bedarf abzusichern. Immer wieder gibt es zudem Meldungen, dass Tesla für bestimmte Modelle oder bestimmte Zellchemien weitere Partner in Asien suche. So gehört wohl auch der chinesische Zulieferer BYD inzwischen zu Teslas Lieferanten.

Toyota

Toyota hat angekündigt, eine eigene Zellenfabrik in Liberty im US-Bundesstaat North Carolina zu bauen. Dort soll die Produktion 2025 beginnen. Ansonsten deckt der weltgrößte Automobilkonzern seinen Bedarf über zwei Zellen-Joint-Ventures mit dem japanischen Unternehmen Panasonic: Bereits seit den Neunzigern ist das Primearth EV Energy und seit 2020 Prime Planet Energy & Solutions. Toyota ist ein Pionier der Elektromobilität, betrachtet sie aber weiterhin nur als eine Antriebsoption der Zukunft.

Volkswagen

Der Volkswagen-Konzern will bei Batteriezellen primär Selbstversorger werden. Er hat seine weltweiten Batterieaktivitäten im Tochterunternehmen PowerCo gebündelt. Von Salzgitter aus steuert es den internationalen Fabrikbetrieb, die Weiterentwicklung der Zelltechnologie, die vertikale Integration der Wertschöpfungskette sowie die Versorgung der Fabriken mit Maschinen und Anlagen. In Europa sind sechs Werke geplant, die 2030 einen Ausstoß von 240 Gigawattstunden erreichen sollen.

Das Werk Skellefteå des schwedischen Partners Northvolt startet 2023 mit der Produktion. In Salzgitter hat Volkswagen 2022 den Grundstein für seine erste eigene Fabrik gelegt. Sie soll ab 2025 die neuen Einheitszellen für das Volumensegment des Konzerns produzieren. Auch im spanischen Sagunto bei Valencia baut PowerCo eine Zellenfabrik, von der sicherlich auch die Konzernmarke Seat unmittelbar profitieren wird.

Im Frühjahr 2023 hat PowerCo außerdem den Bau der ersten Gigafactory im nordamerikanischen Markt angekündigt. Das Werk entsteht im kanadischen St. Thomas.

Zumindest bis die eigenen Produktionskapazitäten ausreichend hoch sind, setzt Volkswagen auf strategische Partner bei der Zellenfertigung. Für Europa sind das LG Energy Solution, Samsung SDI und SK On. In Nordamerika ist es SK On, in China CATL.

Unter Volkswagens Konzernmarken ist Porsche das einzige Tochterunternehmen, das bei den Batterien einen Sonderweg geht. Das Unternehmen bezieht nicht nur über PowerCo, sondern hat 2021 zusammen mit Customcells auch das Joint-Venture Cellforce gegründet, das Porsche inzwischen komplett übernommen hat. Porsche hatte sich auch direkt an Customcells beteiligt. Cellforce soll sich auf die Produktion von Hochleistungsbatterien spezialisieren.

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