Michael Lohscheller Opel

Opel-Chef Michael Lohscheller: "Jedes Werk hat einen genauen Plan, wie es wettbewerbsfähig wird. Ansonsten würden wir nicht investieren." (Bild: Alexander Heimann/Opel)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Lohscheller, vor ziemlich genau einem Jahr haben Sie den Restrukturierungsplan „PACE“ vorgestellt. Nach dem ersten halben Jahr 2018 hat Opel einen Gewinn verkündet. Was hat das für Sie bedeutet?
Der Halbjahresgewinn war ein sehr, sehr wichtiges Signal für uns alle. Für die Mannschaft, für die Groupe PSA und natürlich auch für mich. Bei Opel gab es schon viele Programme, die Marke wieder in die Gewinnzone zu führen. Das Endergebnis waren fast 20 Jahre Verluste, mal aus guten, mal aus weniger guten Gründen. Dass wir nun wieder schwarze Zahlen schreiben, hat eine unheimlich wichtige Signalwirkung: PACE funktioniert. PACE ist der erste Plan in 20 Jahren, der richtig gut funktioniert.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Denken Sie, dass nach dem ersten Erfolg auch die Mitarbeiter mehr Vertrauen gefasst haben, mit dem Sanierungsplan auf dem richtigen Weg zu sein?
Die Freude war sehr groß, das spürte man im ganzen Haus. Wir haben ja auch viel geschafft in kurzer Zeit. Wir haben alle Bereiche des Unternehmens angepackt, die Händlerverträge, die Preispositionierung, die Kosten, alle Werke, alle Märkte. Es ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Wir haben zwar noch nicht für alle Herausforderungen eine Antwort. Dies gehen wir aber natürlich jetzt an – mit mehr Selbstvertrauen, als das noch vor einem Jahr der Fall war.

AUTOMOBIL PRODUKTION:Erzielt wurde der Halbjahresgewinn in erster Linie über scharfe Sparmaßnahmen. Der Marktanteil von Opel ist indes auf ein neues Rekordtief gefallen…
... da muss ich Sie korrigieren. Das positive Ergebnis geht keineswegs nur aufs Sparen zurück. Wir erzielen mit unseren Modellen höhere Erlöse pro Fahrzeug. Zudem haben wir natürlich die variablen Kosten in der Produktion gesenkt, ebenso auf der Einkaufsseite sowie die Fixkosten. In Summe basiert der Halbjahresgewinn also sowohl auf Verbesserungen auf der Umsatzseite, niedrigeren Kosten, weniger Komplexität wie auch auf höherer Effizienz.

AUTOMOBIL PRODUKTION:Dennoch müsste es Sie mit Sorge erfüllen, dass immer weniger Opel verkauft werden.
Ganz klar ist Teil der Gesamtstrategie, die Marke zu schärfen und wieder zu wachsen. Wir wollen Opel noch klarer als deutsche Marke positionieren und das mit unserer Modelloffensive unterfüttern. Das haben wir inzwischen auch in Angriff genommen …

AUTOMOBIL PRODUKTION:„Inzwischen“ heißt aber, dass zunächst ein anderes Thema im Vordergrund stand.
Profitabilität hatte sicher am Anfang höchste Priorität. Denn nur wenn die Erträge pro Auto stimmen, ist eine wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung möglich. Vom Volumen um des Volumens Willen haben wir uns losgesagt. Unser Ziel ist im ersten Schritt zwei Prozent operative Rendite bis 2020, bis 2026 wollen wir dann auf sechs Prozent kommen. Und wir müssen aus eigenen Kräften einen positiven Cashflow generieren.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Dennoch: Es scheint so zu sein, dass die Opel-Kunden das Zusammengehen mit PSA auf der Modellseite nicht goutieren. PSA kommt mit seinen SUVs auf einen deutlich höheren Absatzanteil als sie mit den Schwestermodellen Grandland X und Crossland X. Macht Ihnen das Kummer?
Nein. Wir hatten im ersten Schritt den Mokka X am Markt, jetzt sind Crossland X und Grandland X hinzugekommen. Unser Anteil der SUV-Verkäufe am Gesamtabsatz liegt bei 25 Prozent. Auch wenn wir damit noch nicht bei unserem Ziel von 40 Prozent bis 2021 sind, ist das eine gute Entwicklung. Man darf ja nicht vergessen, dass der Grandland X erst Ende vergangenen Jahres in Deutschland offiziell eingeführt wurde. Trotzdem haben wir schon mehr als 100.000 Bestellungen erhalten und liegen bei mehr als 150.000 beim Crossland X. Dabei werden die Chancen für die Fahrzeuge noch besser, weil ja in den vergangenen Monaten weitere Motorisierungen dazugekommen sind. Und dann muss man auch über die SUVs hinausblicken, wenn man von Absatzchancen spricht. Unser neuer Combo, der gerade in den Markt eingeführt wird, und der neue Corsa, der nächstes Jahr kommt, werden unseren Verkäufen einen Schub geben.

AUTOMOBIL PRDOUKTION: Mit Corsa, Astra und Insignia hat Opel drei sehr wichtige Fahrzeuge im Bereich klassischer Karosserieformen. Diese Segmente verlieren erheblich zu Lasten von SUVs. Wie gehen Sie damit um?
Wir setzen auf klares Wachstum bei den SUVs. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass es sich bei unserer neuen Konzeptstudie GT X Experimental, die wir gerade vorgestellt haben, um einen Crossover handelt. Das ist die Richtung, wohin die Reise gehen wird. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass kein Platz mehr für Corsa, Astra und Insignia wäre. Wir haben bei allen Fahrzeugen nach wie vor sehr hohe Stückzahlen. Das beste Beispiel ist doch der Corsa. Wenn wir nicht an die Zukunft des Segments glauben würden, würden wir den Wagen nicht im Jahr 2020 in einer rein elektrischen Variante bringen.

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