Professor Günter Schuh

Provoziert gerne: Professor Günther Schuh, Wissenschaftler und Start-up-Unternehmer will nun mit dem Start-up eGo Mobile beweisen, dass Theoretiker auch Praxis können. (Bild: facesbyfrank / AUTOMOBIL PRODUKTION)

Dazu gehört auch seine These: Die fantastischen Produkte im oberen Preissegment wie Tesla haben für den Wissenschaftler nichts mit der Änderung der Mobilität zu tun. Sie sind wichtig als Treiber, aber nicht entscheidend für eine bezahlbare Mobilität. Dass das geht, beweist er mit einem Start-up eGO Mobile AG. Der Schlüssel ist eine neue Produktionsdenke, ähnlich der in der Softwareindustrie. Er denkt in Releases und nicht in Design-Freeze. Trial and Error? Nicht ganz. Es ist schon durchdacht. Denn wer könnte das besser als ein Produktionsexperte, der seit Jahren berät und an der Eliteuniversität RWTH Aachen lehrt.

Autos made by Schuh brauchen nur vier Wochen Entwicklung

Und er wäre nicht Wissenschaftler, wenn er nicht zuvor einige Ziele definiert: Ein Auto „made by Schuh“ soll Spaß und Sicherheit vermitteln, agil und wendig sowie kostengünstig sein. Das geht nur durch effiziente Strukturen von der Entwicklung bis zur Produktion und nur mit Hilfe einer Industrie-4.0-Plattform: Und was ist der Nutzen von Industrie 4.0?, fragte Schuh die Zuhörer beim Kongress der Automobil Produktion:  der Change Request.

In Schuhs Umfeld geht es darum anders zu als bei traditionellen Herstellern: Beispiele gefällig? Vier Wochen vor Produktionsbeginn wird eine Fahrzeugakte angelegt, in der Branche ein Novum. Auch bei Personalfragen fordert Schuh eine andere Denke:  Es spielt keine Rolle, was der Montagemitarbeiter kostet, wenn er qualifiziert ist, lautet sein Leitsatz. Der RWTH-Professor muss nun zeigen, ob seine Thesen praxistauglich sind. Beim Aufbau seiner Produktion hat er bereits geliefert: 15 Monate Bauzeit, 35 Millionen Euro Invest, 155 Produktionsmitarbeiter pro Schicht, 10.000 Stück pro Schicht, Taktzeit 10 Minuten. Man darf gespannt sein, ob Tesla daraus lernt.

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