Der ID. 2all erinnert stark an einen Golf. Ab 2025 dürfte aus der Studie der ID.2 werden. Auch ein ID.1 könnte kommen.

Der ID. 2all erinnert stark an einen Golf. Ab 2025 dürfte aus der Studie der ID.2 werden. Auch ein ID.1 könnte kommen. (Bild: Volkswagen)

Was ist nur mit der Liebe passiert? Diese Frage haben sich die Volkswagen-Chefs um Oliver Blume in letzter Zeit offenbar häufiger gestellt. Da es Top-Managern sonst eher um die reinen Zahlen geht – und die sind bei der Marke Volkswagen mit einem operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen von 2,6 Milliarden Euro beachtlich – erscheint das etwas skurril. Doch offenbar hat man bei VW erkannt, dass man perspektivisch nur über die emotionale Bindung zu den Kunden gewinnen kann.

"Wir wollen Volkswagen zu einer echten Love Brand machen", sagt Blume. Wohl auch deshalb sieht das Konzeptfahrzeug ID. 2 all verdächtig aus wie ein Golf. Für Thomas Meininger von S&P Global Mobility passt das ins Bild. Er sieht hinter dem ID. 2all den künftigen ID.2. "Jetzt wird die Strategie absolut klar. Der ID.2 wird das Pendant zum Golf, also der ID.Golf in Anführungszeichen", so Meininger.

Was ist ID. 2all?

Mit der Studie ID. 2all zeigt VW einen ersten Ausblick auf den vollelektrischen Volkswagen für unter 25.000 Euro. Der Prototyp hat einen Frontantrieb, bis zu 450 Kilometer Reichweite, Technikfeatures wie Travel Assist, IQ.LIGHT oder E-Routenplaner und eine neues Design. Die Serienversion wird vermutlich ID.2 heißen und auf der MEB Entry-Plattform basieren.

Auf den ID.2 folgt der ID.1

Doch damit nicht genug. Für Meininger ist klar, dass VW 2027 oder 2028 auch einen ID.1 folgen lassen wird. "Das wäre absolut richtig und das wäre dann das wirkliche Pendant zum Polo. Und da wären wir dann bei einem Einstiegspreis rund um 20.000 Euro", so der Analyst. Der jetzt vorgstellte ID. 2 all soll zwar bei 25.000 Euro beginnen, realistisch sei aber eine Preisspanne bis hin zu 35.000 Euro.

Neben den beiden VW-Fahrzeugen sollen auf der neuen MEB-Entry-Plattform noch ein Modell von Cupra und von Skoda produziert werden. Das sei wichtig, um die eigenen Ambitionen, Skalen auf die neue Plattform zu bekommen, zu erreichen. Man habe in den nächsten zwei, drei Jahren riesige Investments vor sich, aber aktuell würden die Synergien noch fehlen. Das sei aus finanzieller Sichtweise eine relativ schlechte Kombination. "Deshalb ist es für den Business Case essentiell, schnell Volumen auf diese Fahrzeuge zu bekommen", so Meininger.

Das sind die größten Konkurrenten für VW

Ganz vorne steht Tesla. Für Meininger liegt das vor allem daran, dass die Amerikaner ihre Kostenvorteile direkt in Vorteile bei der Preispositionierung setzen. "Die Zeit, in der Tesla im Premium-Segment positioniert war, ist vorbei", sagt er. Auch deshalb weil man bei S&P erwartet, dass Tesla 2025 oder 2026 ein weiteres Modell für rund 35.000 Euro einführen wird. Neben Tesla dürften perspektivisch auch BYD und MG für VW gefährlich werden. "Da sehen wir großes Potenzial, was das Volumen angeht." Mittelfristig sieht Meininger Hyundai und Kia gut aufgestellt. Auch hier prognostiziert S&P weitere Modelle zu erschwinglichen Preisen.

Droht das Aus für Seat?

Innerhalb des Volkswagen-Konzerns dürfte sich der Wettbewerb auch wieder erhöhen. Zwar setzt man weiterhin auf Synergien, die eine einheitliche Grundlage für alle Marken bieten. Gleichzeitig müsse jede Marke ihre eigenen Volumenziele erreichen. Dieser interne Wettbewerb dürfte am Ende vor allem die Kunden freuen, so Meininger. Ob Seat dabei langfristig überhaupt noch eine Rolle spielen wird, stellt der Analyst in Frage. Höchstwahrscheinlich werde die Marke Schritt für Schritt auslaufen und durch eine preislich höhere Positionierung Cupras ersetzt.

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