COMPAS in Aguascalientes

Gemeinschaftswerk von Mercedes und Nissan vor dem Aus

Nach der Schließung des Nissan-Werks in Cuernavaca fällt die nächste Entscheidung: Auch Mercedes beendet die Produktion in Mexiko. Das Gemeinschaftswerk COMPAS in Aguascalientes wird 2026 geschlossen – und wirft Fragen zur Zukunft des Standorts auf.

Das COMPAS-Werk war vor zehn Jahren als Gemeinschaftsprojekt von Daimler und der Renault-Nissan-Allianz gegründet worden. Nun steht das Joint Venture vor dem Aus.

Update vom 16.12.2025: Mercedes bestätigt Ende der Produktion in Aguascalientes

Das zuletzt noch offene Schicksal des Gemeinschaftswerks COMPAS in Aguascalientes ist nun entschieden: Mercedes-Benz und Nissan beenden ihre Kooperation in Mexiko endgültig. Wie Mercedes-Benz bestätigte, wird die Produktion im COMPAS-Werk mit dem Auslaufen des aktuellen Mercedes-Benz GLB im Mai 2026 eingestellt. Damit endet die letzte verbliebene industrielle Zusammenarbeit der beiden Autobauer.

Ein Sprecher der Mercedes-Benz AG erklärte gegenüber der Automobilwoche, man habe beschlossen, die Fertigung im COMPAS-Werk „mit dem geplanten Ende des GLB-Modells zu beenden“. Die Anteilseigner prüften derzeit verschiedene Zukunftsszenarien für den Standort, ein Sozialplan für die rund 800 Beschäftigten sei bereits eingeleitet worden.

Nissan hatte die Produktion der Modelle Infiniti QX50 und QX55 am Standort bereits Ende November 2025 eingestellt. Mercedes-Benz führt die Montage des GLB noch bis Mai 2026 fort. Ursprünglich war das Werk stark exportorientiert – insbesondere in Richtung USA und Kanada. Branchenbeobachter sehen jedoch die seit April 2025 geltenden US-Einfuhrzölle von 25 Prozent als einen zentralen Belastungsfaktor für die Wirtschaftlichkeit des Standorts.

Das COMPAS-Werk war 2015 als Gemeinschaftsprojekt von Daimler und der Renault-Nissan-Allianz gegründet worden. Rund eine Milliarde Euro investierten die Partner in das Werk, das 2018 den Betrieb aufnahm und für eine Jahreskapazität von bis zu 230.000 Fahrzeugen ausgelegt ist. Die ursprünglich geplante Belegschaft von bis zu 3.600 Mitarbeitern wurde jedoch nie erreicht – die Auslastung blieb über Jahre hinweg deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Parallel zur Werksschließung richtet Mercedes-Benz sein Produktionsnetzwerk neu aus. Die kürzlich vorgestellte neue Generation des GLB auf MMA-Plattform – künftig auch vollelektrisch erhältlich – wird vollständig im ungarischen Werk Kecskemét gefertigt. Der Marktstart des elektrischen GLB ist für das Frühjahr 2026 vorgesehen, die Verbrennervarianten folgen später im Jahr.

Mit dem Aus von COMPAS verdichten sich die Anzeichen für einen strukturellen Rückzug internationaler OEMs aus einzelnen mexikanischen Standorten. Nach Cuernavaca verliert Nissan damit einen weiteren Pfeiler seiner nordamerikanischen Fertigung – und Mexikos Rolle als kostengünstiger Produktionshub gerät zunehmend unter Druck.

Stand vom 6.11.2025

Zu Nissans Restrukturierungsplan gehören auch schmerzhafte Einschnitte wie Werkschließungen. Nun trifft es den nächsten Standort: Die Produktion im mexikanischen Cuernavaca wird beendet und nach Aguascalientes verlagert.

Im Rahmen der globalen Umstrukturierung Re:Nissan wird Nissan nun sein CIVAC-Werk im mexikanischen Cuernavaca bis zum Ende des Geschäftsjahres 2025 schließen. Die Produktion wird vollständig in das Werk in Aguascalientes verlagert, wodurch die Fertigungsabläufe konsolidiert, die Effizienz gesteigert und die Strukturkosten gesenkt werden sollen, wie der Autobauer mitteilte. Die Entscheidung soll auf die im Restrukturierungsplan formulierten Ziele einzahlen, darunter die Reduzierung der globalen Produktionskapazität von 3,5 Millionen auf 2,5 Millionen Einheiten, die Verbesserung der Anlagenauslastung auf 100 Prozent und die Reduzierung der weltweiten Produktionsstätten von Nissan von 17 auf 10 bis zum Geschäftsjahr 2027.

„Wir haben heute eine schwierige, aber notwendige Entscheidung getroffen, die es uns ermöglichen wird, effizienter, wettbewerbsfähiger und nachhaltiger zu werden“, sagte Nissan-CEO Ivan Espinosa.

Produktion wird nach Aguascalientes verlagert

Das CIVAC-Werk, das elf Prozent der Gesamtproduktion von Nissan in Mexiko ausmachte, war über fünfzig Jahre lang ununterbrochen in Betrieb und ist das älteste Werk des Automobilherstellers außerhalb Japans. Im Laufe seines Bestehens hat das Werk mehr als 6,5 Millionen Fahrzeuge produziert, darunter aktuelle Modelle wie den NP300, den Versa und die Pickups Frontier und Navara. Die Linie 1 des Werks war geschlossen worden, wurde aber 2023 wieder in Betrieb genommen, um zusätzliche Produktionskapazitäten zu schaffen.

Nissan-Modell im CIVAC-Werk
Das CIVAC-Werk in der mexikanischen Industrietstadt Morelos nahm im Mai 1966 den Betrieb auf und hat seither mehr als 6,5 Millionen Fahrzeuge produziert.

Dennoch nannte Nissan die veraltete Infrastruktur und die geringe Auslastung der Anlage als Hauptgründe für die Entscheidung, den Standort zu schließen. Laut Nissan sollen die bislang in Cuernavaca produzierten Modelle nach der Werkschließung weiterhin am Standort in Aguascalientes montiert werden. Die Zusammenlegung der gesamten mexikanischen Produktion dort soll die betriebliche Effizienz steigern und größere Skaleneffekte erzielen, so Nissan.

Nissans Produktionsnetzwerk wird übersichtlicher

Die Schließung des CIVAC-Werks ist Teil einer umfassenderen globalen Umstrukturierung der Produktionsstandorte von Nissan. CIVAC ist das dritte Übersee-Montagewerk, dessen Schließung Nissan beschlossen hat, nachdem zuvor bereits Werksschließungen in Argentinien und Indien angekündigt worden waren. Das Nissan-Werk in Córdoba, Argentinien, in dem Pickup-Modelle hergestellt wurden, soll ebenfalls bis Januar 2026 geschlossen werden.

In Japan wird Nissan die Produktion in seinem Werk in Oppama bis zum Geschäftsjahr 2027 einstellen und auch das Werk in Kanagawa schließen. Angesichts des Einbruchs seiner Fahrzeugverkäufe in China steht auch ein Werk in Wuhan vor dem Aus.

Der Kostensenkungsplan von Nissan sieht vor, bis 2027 weltweit rund 20.000 Stellen (etwa 15 Prozent der Belegschaft) abzubauen. Der OEM hat zwar keine konkreten Angaben zu Entlassungen im Zusammenhang mit der Werkschließung in Mexiko gemacht, Berichten zufolge sind jedoch rund 2.400 Arbeitsplätze in Cuernavaca betroffen.

Übernehmen in Mexiko jetzt chinesische OEMs?

Ein weiteres Werk in Mexiko, das Nissan zusammen mit Mercedes-Benz in Aguascalientes betreibt (COMPAS), steht ebenfalls vor einer ungewissen Zukunft. Die Produktion der Modelle Infiniti QX50 und QX55 sowie des Mercedes-Benz GLB bei COMPAS wird zwischen Ende 2024 und Anfang 2026 eingestellt. Nissan hat jedoch noch nicht bestätigt, ob das Werk danach weiter betrieben wird.

Unterdessen hat das Schicksal des CIVAC-Standorts das Interesse der Konkurrenz geweckt: Branchenberichten zufolge haben die chinesischen Autohersteller BYD und SAIC Interesse am Erwerb des Werks in Cuernavaca bekundet, um eine Produktionsbasis in Nordamerika zu etablieren. Offizielle Vereinbarungen dazu sind bislang nicht bekannt.

Der Artikel erschien zuerst bei ams.