
Der EX30 wird künftig auch in Gent gebaut. (Bild: Volvo)
Volvo baut seine Elektrostrategie weiter aus und startet die Fertigung des kompakten SUV EX30 nun auch in Europa. Im belgischen Werk Gent ist am 25. April die Produktion des vollelektrischen Modells angelaufen. Mit diesem Schritt erweitert der Hersteller seine Produktionsbasis in der Region – und setzt auf mehr Nähe zum Kunden sowie kürzere Lieferwege.
Ausbau europäischer Kapazitäten
Die Entscheidung, den EX30 künftig auch in Belgien zu fertigen, ist Teil einer umfassenden Strategie, Fahrzeuge möglichst nahe an den wichtigsten Absatzmärkten zu produzieren. Bislang wurde das Modell ausschließlich in China hergestellt. Nun folgt mit dem Standort Gent ein europäischer Knotenpunkt, der sowohl logistisch als auch historisch gut aufgestellt sei: Das Werk existiert seit 1965 und zähle heute zu den modernsten Produktionsstätten des Unternehmens.
Rund 200 Millionen Euro hat Volvo in die Erweiterung und Umrüstung der Fertigung investiert. Dazu gehören unter anderem eine neue Montagelinie für Batteriepacks, zusätzliche Robotertechnik sowie eine erweiterte Batteriehalle. Insgesamt wurden fast 600 Roboter neu installiert oder umfassend modernisiert. Für das neue Modell entstehen rund 350 zusätzliche Arbeitsplätze – das Werk beschäftigt nun fast 6.600 Menschen.
Schnellere Abläufe, größere Flexibilität
Innerhalb weniger Monate wurde der Produktionsstart des EX30 vorbereitet – ein ambitionierter Zeitplan, der nach Angaben des OEMs deutlich unter den bisherigen Industrialisierungszeiten liegt. Die neue Montagetechnik soll es ermöglichen, künftig noch flexibler auf Marktschwankungen und Nachfrageänderungen zu reagieren.
Mit der Produktion des EX30 wächst das Elektro- und Hybridportfolio aus Gent weiter. Bereits heute laufen dort neben dem neuen Modell auch der vollelektrische EX40 und EC40 sowie mehrere Hybridvarianten vom Band. Perspektivisch wird auch der EX30 Cross Country das Programm ergänzen.
Standort Europa gewinnt an Bedeutung
Die Fertigung des EX30 in Belgien unterstreicht die wachsende Bedeutung europäischer Standorte innerhalb der globalen Produktionsstrategie des Unternehmens. Neben Gent spielt auch das Stammwerk im schwedischen Torslanda eine zentrale Rolle, ein dritter Standort entsteht derzeit in der Slowakei. Ziel ist es, die Transformation zur Elektromobilität stärker regional zu verankern und unabhängiger von globalen Lieferketten zu werden.
Für Volvo ist der EX30 ein Schlüsselmodell: kompakt, vollelektrisch und im wettbewerbsintensiven Segment positioniert, spricht er eine breite Zielgruppe an. Die Entscheidung für die europäische Fertigung könnte die Attraktivität des Modells in der Region weiter erhöhen – nicht zuletzt durch kürzere Auslieferungszeiten und eine lokalere Wertschöpfung.
Wie wichtig wird Gent künftig noch?
Mit dem Produktionsstart des EX30 in Gent geht Volvo einen konsequenten Schritt in Richtung europäischer Produktionsstärke. Die Investitionen in den Standort, der technologische Ausbau und die Erweiterung des Modellportfolios zeigen: Der Wandel zur Elektromobilität wird auch in Europa mitgestaltet. Wie nachhaltig der Erfolg dieses Modells und der Fertigung in Belgien sein wird, bleibt im dynamischen Umfeld der Branche abzuwarten.
Dennoch denkt Volvo parallel zur europäischen Expansion bereits über alternative Szenarien nach. Derzeit steht insbesondere die künftige Zollpolitik der USA im Fokus. Sollte es zu deutlich höheren Einfuhrzöllen auf europäische Fahrzeuge kommen, könnte das Unternehmen gezwungen sein, Produktionskapazitäten in die Vereinigten Staaten zu verlagern. Auch wenn Inzwischen Håkan Samuelsson wieder die Unternehmensführung übernommen hat – laut Ex-CEO Jim Rowan wäre eine Erhöhung auf zehn Prozent wirtschaftlich verkraftbar, während ein Anstieg auf 25 Prozent erhebliche Herausforderungen mit sich bringen würde.
Volvo betreibt bereits ein Werk in Charleston (South Carolina), wo der EX90 gefertigt wird. Weitere Modelle wie der EX30 könnten künftig ebenfalls dort entstehen. Denkbar sind aber auch Plattformkollegen wie XC60 oder XC90. Über konkrete Entscheidungen zur Modellverlagerung wurde bislang nichts bekannt.