Volkswagen plant Wolfsburg

Das VW-Werk Wolfsburg kann sich aktuell über einen Auftragszuwachs freuen. (Bild: Volkswagen)

Ein Aufatmen im Volkswagen-Stammwerk: Nach einer Phase mit gedrosselter Produktion und Zukunftssorgen fährt der Konzern in Wolfsburg wieder hoch – und zwar deutlich. Für die Monate Mai, Juni und Juli sind an acht Wochenenden Sonderschichten geplant. Das betrifft sämtliche Montagelinien, Karosseriebau und Lackiererei. Damit reagiert der Autobauer auf die aktuell gestiegene Nachfrage nach den hier gefertigten Modellen – allen voran Golf, Tiguan, Touran und Tayron.

Bemerkenswert: Die Mehrarbeit erstreckt sich auf alle vier Montagelinien – ein deutliches Signal, dass nicht nur ein einzelnes Modell als Verkaufsschlager hervorsticht, sondern mehrere Baureihen parallel gefragt sind. Das ist insofern bemerkenswert, als in den vergangenen Jahren Sondermaßnahmen meist auf ein einziges Erfolgsmodell zugeschnitten waren.

Rückendeckung durch das Verbrennergeschäft

Der Produktionsschub ist auch ein Beleg für die weiterhin stabile Nachfrage nach Verbrenner-Modellen. Während die reinen E-Auto-Fabriken in Emden und Zwickau mit Auslastungsproblemen kämpfen, profitiert Wolfsburg von einem vergleichsweise robusten Geschäft mit klassischen Antrieben. Im ersten Quartal legte die Kernmarke VW bei den weltweiten Auslieferungen um über fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.

Bereits 2023 hatte Wolfsburg im internen Vergleich zugelegt und mehr Fahrzeuge produziert als in den Vorjahren – trotz rückläufiger Stückzahlen in anderen Werken. Im letzten Jahr liefen hier rund 523.000 Fahrzeuge vom Band, 2025 könnten es wieder bis zu 600.000 sein.

Zwischen Sparzwang und Produktionsplus

Der Produktionsaufschwung in Wolfsburg steht im Kontrast zu den langfristigen Plänen des Unternehmens. Erst im Dezember hatten sich Volkswagen und die IG Metall auf ein umfassendes Sparprogramm verständigt. Bis 2030 sollen konzernweit 35.000 Stellen wegfallen, die technische Kapazität des Stammwerks wird schrittweise reduziert – von über 900.000 auf unter 600.000 Einheiten jährlich. Auch ein Modellwechsel steht an: Die Fertigung des Golf soll mittelfristig nach Mexiko verlagert werden, Wolfsburg dafür neue E-Modelle aus Zwickau übernehmen.

Aktuell profitiert das Werk von der Nachfrage auf dem europäischen Markt – Exporte in die USA oder nach China spielen hier traditionell kaum eine Rolle. Im Fokus stehen weiterhin Modelle wie der Golf, Tiguan – der unangefochtene Bestseller im Konzernportfolio – sowie Touran und Tayron.

Produktionsstandorte von Volkswagen in Deutschland im Jahr 2025 mit Modellen wie Tiguan, Tayron, Golf und ID.4. Standorte: Wolfsburg, Emden, Zwickau, Osnabrück, Dresden.
Diese Modelle baut VW 2025 in seinen deutschen Werken.

Ein Signal – aber kein Befreiungsschlag

So erfreulich der aktuelle Nachfrage-Schub für die Beschäftigten in Wolfsburg auch ist – als Wendepunkt darf er nicht missverstanden werden. Der Umbau des Werks und der schrittweise Rückbau von Überkapazitäten bleiben strategische Ziele des Konzerns. Doch für den Moment ist das Signal klar: Wolfsburg kann noch Tempo machen, wenn der Markt es verlangt.

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