
Mit dem Partner TSR Resource hat Audi ein Rückführungskonzept für Rezyklate aus Altfahrzeugen entwickelt, das Stahlschrott aus Fahrzeugen zu qualitativ hochwertigem Post-Consumer-Sekundärmaterial aufbereitet. (Bild: TSR Group)
Die Ingolstädter verkünden einen "Meilsenstein" im Rahmen des Programms MaterialLoop, bei dem man seit 2023 Ansätze testet, die den Einsatz von Sekundärmaterial in Fahrzeugen dort erhöhen, wo es technisch machbar sowie ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist. Nachdem zunächst der Fokus auf der technischen Machbarkeit lag, habe man als erster Automobilhersteller gemeinsam mit dem Partner TSR Resource nun ein wirtschaftlich tragfähiges Rückführungskonzept für Rezyklate aus Altfahrzeugen entwickelt und umgesetzt, heißt es beim OEM. Dabei wird Stahlschrott aus Fahrzeugen, welche am Ende ihres Lebenszyklus stehen, zu qualitativ hochwertigem Post-Consumer-Sekundärmaterial aufbereitet und für die weitere Nutzung in der automobilen Lieferkette gesichert.
Die Automobilindustrie ist eine energie- und materialintensive Branche. Zweifelsohne auch eine mit vielen Auflagen belastete und in gewissen Bereichen vorbildliche. Dennoch ließ dieser Tage die Meldung aufhorchen, dass die EU-Kommission gegen 15 Autobauer Strafen in Millionenhöhe wegen eines Kartells im Zusammenhang mit dem Recycling verschrotteter Fahrzeuge verhängt hat. Der Vorwurf: Absprachen zur Sammlung, Behandlung und Verwertung schrottreifer Autos und Transporter in den Jahren zwischen 2002 und 2017. Auch der Volkswagen-Konzern ist davon in nicht unerheblichem Maße betroffen. Kein Wunder also, dass sich wiederum die Meldungen namhafter OEMs dieser Tage häufen, in denen sie ihr Engagement in den Bereichen Recycling und Kreislaufwirtschaft betonen. So auch Audi.
So funktioniert das digitale Materialkonto
Für die Umsetzung mit dem Partner TSR Resource, einem Recyclingunternehmen für Stahlschrott und Nichteisenmetalle mit Sitz in Lünen, stellt Audi mehrere tausend Vorserienautos zur Verfügung. TSR Resource zerkleinert die Fahrzeuge und bereitet sie zu hochwertigen Recyclingrohstoffen für eine weitere Nutzung in der Automobilindustrie auf. Im Gegenzug erhält Audi Zugriff auf das aus diesen Fahrzeugen gewonnene Sekundärmaterial, das einem sogenannten digitalen Materialkonto gutgeschrieben wird. Auf dieses Guthaben können potenzielle Material- und Bauteillieferanten im Rahmen eines Vergabeprozesses zugreifen.
Perspektivisch will Audi den Prozess für weitere Materialströme und Fahrzeuge ausrollen. Infrage kommen alle Rohstoffe, die Audi aktuell oder künftig mit einem verbindlichen Rezyklatanteil für seine Fahrzeuge einkauft. „Mit dem digitalen Materialkonto ist Audi Vorreiter in der Automobilindustrie und kann recycelte Rohstoffe als wertvolle Ressourcen unabhängiger vom Markt beschaffen", sagt Audis Beschaffungsvorständin Renate Vachenauer. Audi kann bei seinem Engagement auf einen Erfahrungsschatz zurückgreifen, den der OEM im sogenannten MaterialLoop Programm umsetzt. Dazu zählen etwa der anteilige Einsatz hochwertig aufbereiteter Post-Consumer-Sekundärmaterialien für die Windschutzscheibe des Audi Q4 e-tron (GlassLoop) oder das Dachaußenteil des Audi Q6 e-tron (SteelLoop).
Die Weiter- und Wiederverwertung von Materialien gewinnt mit Blick auf Umweltauflagen und enorm steigende Rohstoffkosten zunehmend an Bedeutung. Die Ideen für einen verantwortungsvollen Umfang reichen dabei von der Weiterverwertung einzelnere Komponenten und ihrer Bestandteile wie den Batterien, über eine Aufbereitung von Fahrzeugen bis hin zur Verwertung gesamter Altfahrzeuge.