Der dunkle Prototyp ist noch leicht getarnt und besonders durch die verklebten Schürzen und Schwellern fällt es schwer, die Unterschiede zwischen alter und neuer Generation zu erkennen. Allein bei den Scheinwerfern lässt sich der nach den Sommerferien überarbeitete Mercedes GLC des Modelljahres 2020 in die Karten schauen. Die wenig zeitgemäßen Halogenfunzeln sind verschwunden und endlich strahlt der GLC ab Werk mit zeitgemäßem LED-Licht. Noch einmal will sich Mercedes so einen Makel wie bei der nur blass überabeiteten Mercedes C-Klasse nicht einfahren. Die bietet zwar neue Triebwerke und Assistenzsysteme der modernsten Generation, patzte nach der Überarbeitung jedoch mit Halogen-Scheinwerfern und dem fehlenden Bediensystem MB UX, das bei den kleinen Mercedes-Modellen wie A- und B-Klasse mit seiner einfachen Bedienung und neuen Funktionen prächtig ankommt.
„Wir haben am GLC wirklich viel gemacht“, erläutert Peter Kolb, verantwortlich für die Entwicklung des Mercedes GLC selbstbewusst, „wir haben nunmehr LED-Licht und MB UX ab Werk, aber auch die meisten Motoren sind neu. Deren Anpassung war für uns die größte Arbeit bei der Modellpflege.“ Das Basismodell bleibt der Mercedes GLC 200, der nunmehr leicht auf 145 kW / 197 PS erstarkt ist. Peter Kolb sitzt am Steuer eines dunklen Prototypens, der unweit des Polarkreises in weißkalten Winterlandschaften seine letzten Erprobungskilometer abspult. „Das ist ein GLC 300 Benziner mit 190 kW“, legt der Entwickler nach und beschleunigt nachdem er auf der Landstraße links Richtung Arjeplog abgebogen ist. Hier in Nordschweden kommen einem täglich unzählige Prototypen verschiedensten Marken entgegen. Kaum einer der Hersteller ist hier unweit des Polarkreises nicht in der so wichtigen Wintererprobung unterwegs, ehe die Fahrzeuge zu den Kunden rollen. Kolb beschleunigt den dunklen Allrad-SUV vehement und der Mercedes GLC 300 zieht dynamisch an. Seinen ebenso seelenlosen wie dünnen Klang des Zweiliter-Turbos kann der 300er mit seinen vier Zylindern jedoch nicht überspielen. Nach der Modellpflege gibt es auch bei ihm zwar einen Leistungsnachschlag auf 190 kW / 258 PS und ein 48-Volt-Bordnetz, dass mit seinem Riemenstartergenerator nicht nur den Verbrauch von aktuell 7,8 Liter Super auf dann rund sieben Liter reduziert, sondern in niederen Drehzahlen kurzzeitig bis zu 10 Kilowatt Boostleistung abgeben kann.
Wer mehr Image, Klang und Zylinder will, muss noch warten. Wenn der überarbeitete Mercedes GLC des Modelljahres auf dem Genfer Automobilsalon Anfang März seine Premiere feiert, sind die AMG-Modelle ebenso außen vor wie der neue Sechszylinderdiesel des GLC 350d mit üppigen 245 kW / 333 PS. Dessen neuer Reihenmotor stammt aus E- und S-Klasse, kommt aber erst Anfang 2020 in den Handel, wenn auch GLC 43 AMG / 63 AMG nachgeschärft werden. Nicht warten müssen die potenziellen Kunden auf das neue Fahrwerk. „Wir haben viele Komponenten vom GLC Coupé herüber in den normalen GLC geholt“, erklärt Peter Kolb „so gibt es nunmehr auch das elektronische Fahrwerk mit einstellbaren Dämpfern.“ Wer weniger will, bekommt die normale Stahlfeder; wer mehr will, kann den GLC auch mit einer Luftfederung bekommen, die sich entsprechend der Fahrprogramme zwischen komfortabel und sportlich-straff einstellen lässt.
In Deutschland war der Mercedes GLC 220d das bisherige Volumenmodell, woran sich nach der Modellpflege kaum etwas ändern dürfte, da die Fahrleistungen des Basisdiesels stimmen und die Leistung des Vierzylinder-Commonrail-Triebwerks ausreicht. Ein paar Minuten später kann man sich am Steuer des GLC-300-Prototypens selbst vom Reifegrad des Probanden überzeugen. Eine Anfahrschwäche ist tatsächlich kaum zu spüren und der rund 1,9 Tonnen schwere Mercedes GLC 300 hängt beeindruckend gut am Gas, während er auf den rutschigen Eisflächen seine Bahnen zieht. Fahrwerk und Lenkung sind ebenso vorbildlich wie die Regelsysteme, die bei den Testfahrten hier auf den weitläufigen Eisseen Lapplands getrost ausgeschaltet bleiben dürfen, wenn es dynamisch mit leicht ausgestelltem Heck in den Grenzbereich geht.
Kaum etwas passiert ist im Innenraum. Die Sitze des Mittelklasse-SUV sind bequem wie eh und je, sodass lange Autobahnfahrten eine Versuchung sind. Die animierten Instrumente sind wie bereits bei der Mercedes C-Klasse Geschmacksache, denn in den beiden Tuben wirken diese im Gegensatz zu E- und S-Klasse oder den Einstiegsmodellen mit dem Bediensystem MB UX irgendwie deplatziert. Einen deutlichen Mehrwert bringt der Multifunktionsbildschirm in der Mitte der Armaturentafel. Der dürfte zwar gerne etwas größer sein, ist aber gestochen scharf und lässt sich nach der Überarbeitung auch per Touch-Funktionen bedienen, was die berührungsempfindliche Bedienfläche auf der breiten Mittelkonsole überflüssig macht.
Derzeit geht es für das Basismodell des 155 kW / 211 PS starken Mercedes GLC 250 4matic bei 45.969 Euro los. Der GLC 300 4matic startet mit schwacher Serienausstattung mit seinem 180 kW / 245 PS starken Vierzylinder-Turbo bei 50.402 Euro. Anzunehmen, dass der GLC nach der Modellpflege durch die Mehrausstattung ein paar hunderter teurer wird.