Die beiden Fahrzeuge aus dem Daimler-Konzern könnten unterschiedlicher nicht sein. Die A-Klasse bildet aktuell den Einstieg in der Mercedes-Markenwelt. Mit schickem Design, neuem Bedienkonzept und allerhand Fahrerassistenzsystemen setzt sie Maßstäbe im Kompaktsegment, das einst alle nur Golfklasse nannten. Amsterdam ist nicht weit. Gerade einmal 200 Kilometer weiter südöstlich ist das Fahrzeug heute ein paar Klassen größer, doch die Inhalte vergleichsweise ähnlich. Der neue Sprinter feiert seine Weltpremiere im montangebeutelten Duisburg. Es gibt schönere, coolere schickere Ecken in Deutschland und in Europa. Mehr als in Hamburg dreht sich hier in Duisburg alles um den Hafen. Der Binnenhafen ist der größte in Europa, wenn nicht in der ganzen Welt und das Herz einer 500.000-Einwohner-Metropole, die außer einem renommierten Zoo und dem Fußballverein MSV augenscheinlich schon bessere Zeiten gesehen hat. Doch hier wird gearbeitet - hart.
Da ist der inhaltliche Transfer zum neuen Mercedes Sprinter näher als man denkt. Nur eine halbe Fahrstunde entfernt vom Ort der Weltpremiere läuft in Düsseldorf das Arbeitstier Mercedes Sprinter vom Band und es gibt deutschlandweit wohl kaum eine Agglomeration, wo einem der Sprinter im Alltagsbetrieb so oft begegnet wie im turbulent bodenständigen Ruhrgebiet. Duisburg und der neue Sprinter - das passt. Ebenso wie die neue A-Klasse will auch er gut aussehen und potenziellen Interessenten nicht nur mit harter Arbeit gefallen. Seine anspruchsvollen Kunden, vom Kurierdienst über den Bauunternehmer oder den öffentlichen Dienst bis zum Sanitärbetrieb, sehen das anders. Das Aussehen interessiert hier nicht einmal am Rande. Es geht um maximalen Einsatznutzen, niedrige Unterhaltskosten und zunehmend Vernetzung, denn Zeit ist Geld. Mehr denn je in der Transporterbranche.
Das Spektrum, das der neue Mercedes Sprinter abdeckt, könnte größer kaum sein. Front-, Heck- und Allradantrieb, dazu zwei bis 19 Passagiere, zahllose Aufbauten, Radstände und Nutzlasten garantieren nahezu unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten. Wer die Versionen als Kastenwagen, Tourer, Pritschenwagen, Fahrgestell, Bus oder Triebkopf hinzunimmt, kommt auf mehr als 1.700 verschiedene Ausführungen - ebenso rekordverdächtig wie die Größe des Duisburger Hafens. Erstmals gibt es den Sprinter neben den Versionen mit Hinterrad- und Allradantrieb auch mit Frontantrieb, was die Nutzlast hebt und die Ladehöhe senkt. "Ein gutes Fahrzeug alleine reicht nicht mehr aus. Der neue Sprinter muss als Multitalent daher mehr sein als die bloße Summe seiner Teile", sagt Mercedes-Nutzfahrzeug-Chef Volker Morhinweg, "mit einer bislang unerreichten Variantenvielfalt, neuen Vernetzungsdiensten und einer neuen Telematik-Generation wird er zur passgenauen Gesamtsystemlösung für verschiedenste gewerbliche Transport- und Mobilitätsanforderungen."
Mehr als die Hälfte für Auf- / Ausbauten
Der Innenraum bietet zwar nicht die Anmutung eines PKW, aber längst dessen Bedienfunktionen. Zahlreiche Ablagen, USB-Anschlüsse, dazu ein 10,25 Zoll großer Touchscreen des brandneuen Bediensystems MBUX für Navigation mit Echtzeitdaten und verschiedene Komfortfunktionen - hier kann man sich auch auf längeren Strecken wohl fühlen. Auf Wunsch gibt es LED-Scheinwerfer, LED-Innenleuchten, elektrische Komfortsitze und eine verbesserte Klimaanlage, während das maximale Ladevolumen bei 17 Kubikmetern und das Gesamtgewicht bei fünf Tonnen liegt. Die Ladebreite zwischen den verkleinerten Radhäusern stieg von knapp 98 auf 123 Zentimeter. Für Sicherheit im harten Alltagsbetrieb sorgen Abstandstempomat, Spurhalte- und Aufmerksamkeitsassistent, 360-Grad-Kamera und eine Einparkhilfe. Dr. Ulf Zillig, Gesamtprojektleiter Sprinter: "Mehr als 3,4 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge in 130 Ländern - das ist die Bilanz der ersten beiden Generationen des Sprinter. Das belegt eindeutig, dass der Sprinter auf der ganzen Welt zuhause ist und eine unglaubliche Bandbreite an länder- und branchenspezifischen Ansprüchen abdecken muss."
Weltweit erhalten rund 50 Prozent aller neu zugelassenen Sprinter einen Ausbau oder Aufbau durch einen Spezialbetrieb, in Europa sind es sogar 60 Prozent. Das hauseigene Aufbauhersteller-Zentrum ist für die dritte Sprinter-Generation daher wichtiger denn je. Fester Bestandteil des neuen Sprinters ist seine maximale Vernetzung. Das webbasierte System Pro Connect bietet einen Service für Fuhrparkkunden vom Kleinstgewerbe bis hin zu Großkunden und verbindet den Fuhrparkmanager über das Fahrzeugmanagement-Tool mit allen Fahrzeugen und Fahrern in seiner Flotte. Damit können online Aufträge gesteuert und Fahrzeuginformationen wie Standort, Kraftstoffvorrat oder Wartungsintervalle nahezu in Echtzeit abgefragt werden. Mit dem übersichtlichen und leicht zu bedienenden Fahrzeugmanagement-Tool verschafft sich der Flottenmanager schnell und einfach einen vollständigen Überblick über seine Flotte. "Der Sprinter ist der erste Van einer neuen Gattung, positioniert sich als voll vernetzte Gesamtsystemlösung und wird zum integralen Bestandteil der gesamten Wertschöpfungskette", erläutert Volker Mornhinweg, "wir bieten unseren Kunden damit einen echten und bisher nie dagewesenen Mehrwert."
Das Angebot an Antrieben ist nicht nur Front- und Hinterrad- und Allradantrieb vielfältig. Topversion in ein Dreiliter-Commonrail-V6-Diesel mit 140 kW / 190 PS und einem maximalen Drehmoment von 440 Nm. Der 2,1 Liter große Vierzylinderdiesel ist je nach Antriebsart mit 114, 143 und 163 PS zu bekommen. Ergänzend für Reisemobil gibt es eine 177-PS-Variante. Wahlweise gibt es Sechsganghandschaltung, Siebengang- (Hinterrad / Allrad) und Neungangautomatik (Frontantrieb). Der Normverbrauch liegt je nach Aufbauart, Radstand, Dachhöhe, Antriebsart und Motorisierung zwischen 6,9 und 9,7 Litern Diesel. Der neue Mercedes Sprinter kommt im Juni auf den Markt; als frontgetriebene Basisversion zu Preisen ab 19.900 Euro zzgl. MwSt.