So langsam wird das Modellangebot bei Cayman und Boxster unübersichtlich. Nachdem die beiden spaßigen Zweisitzer zunächst nur von rasselnden Vierzylindern mit 300 und 350 PS befeuert wurden, hat Porsche seinen Fehler eingesehen und mit Verzögerung deutlich emotionalere Sechszylinder-Boxer nachgelegt, mit dem das dynamische Duo genau das darstellt, was man von Zuffenhausenern erwartet. Zunächst gab es die 365 PS starken GTS-Modelle immerhin als Vierzylinder-Topmodell, dann den rennsportgeneigten Cayman GT4 als 96.000 Euro teures Topmodell mit seinen 420 Sauger-PS und sechs Zylindern. In die leistungsmäßig überaus kleine Lücke nach unten fahren jetzt die GTS-4.0-Versionen von Cayman und Boxster herein, deren Unterschied in Sachen Fahrleistungen alles andere als gigantisch ist. Doch wie bei vielen Sachen ist es eben der Ton, der die Musik macht und hier ist der GTS 4.0 ein Volltreffer und der normale GTS eben nicht.
Während die normalen GTS-Versionen stattliche 269 kW / 365 PS / 430 Nm maximales Drehmoment mittels Turboaufladung aus 2,5 Litern Hubraum und leicht rasseligen vier Brennkammern pressen, sieht das beim echten GTS mit seinem Vier-Liter-Sechszylinder-Boxer ganz anders aus. Er ist mit seinen 294 kW / 400 PS und 293 km/h Spitze nicht viel schneller, hat ohne Aufladung unten herum nicht so viel Dampf und ist doch ein völlig anderes Auto, das einen strahlen lässt. Das sollte einem den Mehrpreis von nicht einmal 4.000 Euro wert sein, denn nur der GTS 4.0 ist ein echter Cayman, der einen nicht nur in Sachen Fahrdynamik, sondern auch Akustik und Gasannahme be- oder besser verzaubert. Er ist der puristische Porsche 911, den es schon lange nicht mehr gibt, denn der große Bruder ist bei aller Perfektion im Laufe der Jahre zu schwer und zu groß geworden, um ein drahtiger Sportler zu sein. Zudem gibt es hier abseits der GT3-Versionen kein Sauger mehr und genau das ist die Idealbesetzung für eine Spaßgranate aus dem Hause Porsche.
Lange Zeit war der Cayman als maskulin-geschlossener Bruder des leicht femininen Boxsters belächelt worden. Das ist zum Glück vorbei und man kann nur hoffen, dass die Zuffenhausener ihren Sportwagen ohne jedes Elektrogedankengut noch ein paar Jahre an der langen Leine herumtollen lassen, ohne ihm einen Stromstecker zu implantieren. Braucht man mehr Sportwagen als den Porsche Cayman GTS 4.0? Wohl kaum, denn er ist klein, wenn nicht gar eng und sportlich, ohne dabei den nötigen Alltagsnutzen vermissen zu lassen. Bereits mit dem Porsche Cayman GTS kann man jede Menge Spaß haben; doch der Vergleich zum Sechszylinder ist gigantisch. Natürlich fehlt auch dem 4.0er das Image eines 911 und das Auftreten eines sportlichen Gentlemen; doch in Sachen Fahrdynamik, Fahrspaß und der schieren Lust am Autofahren kann man dem kleineren Cayman nichts vorwerfen.
Es macht Laune, den GTS 4.0 im mittleren Drehzahlbereich zu bewegen, doch noch besser wird es oberhalb der 6.000er-Marke auf dem Tourenzähler. Willig schraubt er sich in Richtung 8.000 Touren und presst den Fahrer in exzellente Sportstühle. Die kernige Handschaltung, die schnalzende Kupplung, das perfekte Alcantara-Steuer - ein Genuss. Bedienung, Instrumente und Details sind fraglos in die Jahre gekommen und dabei kein Vergleich zum Porsche 911 der Generation 992. Doch stören wird das niemanden, denn die Gasannahme ist perfekt, das Einlenkverhalten ein Genuss und das sportliche Fahrwerk ist eine perfekte Symbiose aus stramm und hart. Dass der GTS 4.0 unter dem Strich 30 Kilogramm mehr wiegt als der Vierzylinder-GTS stört ebenso niemanden wie der Normverbrauch, der sich durch das Wegfallen des Turbos und zwei Brennkammern mehr von 9,2 auf 10,8 Liter erhöht. Jeden Tropfen des edlen Kraftstoffs ist der Sechszylinder-Boxer wert. Betörend fliegen manuell die Gänge durch die Schaltstufen, während der GTS 4.0 beim Herunterschalten schamlos aus hohen Drehzahlen aus seinem Endtopf in die Umgebung feuert. Die überschaubare Länge von 4,46 Metern, der Radstand von 2,84 Metern und das Mittelmotorkonzept machen ihn agil, eine Spur wild und bei alledem alltagstauglich, wenn es morgens doch einmal ins Büro und nicht auf die Bergstraße geht.