Mit dem Captur ist Renault vor sieben Jahren ein Husarenstück gelungen. Der kleine Crossover traf mit der Kombination aus rustikaler und doch ansehnlicher Off-Road-Optik genau den Nerv der Autofahrer. In der zweiten Generation kann sich der Franzose immer noch sehen lassen und ist auch technisch auf der Höhe der Zeit, vor allem, da das SUV jetzt auch als Plug-in-Hybrid-Version erhältlich ist. Um die teure Elektromobilität einigermaßen rentabel zu machen, haben die Franzosen bei der Synergie sämtliche Register gezogen. Denn das elektrifizierte Modul bleibt gleich, egal ob es sich um einen Plug-in Hybriden oder einen Mildhybriden handelt. Dabei ist der Antriebsstrang im Captur identisch mit dem des Megane PHEV. Der 1,6 Liter große Vierzylinder-Benziner hat 67 kW / 92 PS, dazu gesellen sich ein Elektromotor mit 49 kW / 67 PS sowie ein Hochvolt-Starter-Generator (HSG-Generator) mit 25 kW / 34 PS. Insgesamt leistet der Renault Captur E-Tech Plug-in Hybrid so 116 kW / 158 PS und hat ein maximales Drehmoment von 205 Newtonmeter, was bereits im Elektromodus und somit vom Start weg anliegt.

Um das ganze Paket möglichst kompakt zu halten, haben die Renault-Techniker den Elektromotor in die Multi-Mode-Automatik integriert. Das Prinzip dieses sogenannten Dog-Box-Getriebes stammt aus der Formel 1 und ähnelt dem eines CVT-Getriebes. Der Vorteil dieser Zusammenstellung ist, dass aufgrund des HSG-Generators die Synchronisation der einzelnen Gänge harmonisch abläuft und immer die passende Drehzahl anliegt. Das Herzstück des Plug-in Hybrid-Moduls ist die Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 10,5 Kilowattstunden, von denen 9,8 kWh genutzt werden. Dass die Akkus nie leer werden ist wichtig, da die erste Fahrstufe immer elektrisch ist.

So viel zur Theorie. Bei der ersten Testfahrt, die alle Straßentypen beinhaltete, aber hauptsächlich durch urbane Gebiete führte, schnitt der PHEV Captur gut ab: Der Benzinverbrauch pendelte sich bei 2,7 Liter pro 100 Kilometer ein und der Stromdurst bei 14,1 kWh/100 km. Renault gibt einen Durchschnittsverbrauch von 1,5 l/100 km und 18,3 kWh/100 km an. Die angegebene rein elektrische Reichweite von 54 Kilometern haben wir um gut zehn Kilometer verfehlt. Um diese Verbrauchswerte zu erreichen, sollte man den Captur E-Tech so oft wie möglich laden: An einer Haushaltssteckdose (2,4 kW) dauert es fünf und an einer Drei-Phasen-Wallbox mit 3,7 kW Leistung drei Stunden, bis die Akkus wieder gefüllt ist. Einen Batterielademodus, bei dem der Verbrenner während der Fahrt Strom in die Energiespeicher pumpt, gibt es nicht. Dafür füllt das Fahrprogramm E-Save die Batterie bis zu 40 Prozent der Maximalladung. Die Rekuperation durch die "Motorbremse", wenn man den Ganghebel in "B" schiebt, ist nicht so stark, so dass das Nicken des Beifahrers ausbleibt, sobald man vom Gas geht.

Keine Sportskanone

Eine echte Sportskanone ist der 1.639 Kilogramm schwere PHEV-Crossover nicht. Sobald man den Captur etwas fordert, kommt die CVT-Verwandtschaft des Getriebes durch und der Verbrennungsmotor jault gequält auf, ohne dass der entsprechende Vortrieb einsetzt. Die Fahrleistungen spiegeln das wider: Nach 10,1 Sekunden sind 100 km/h erreicht, rein elektrisch geht es bis 135 km/h, ansonsten ist bei recht bescheidenen 173 km/h Schluss. Wenn man es entspannter angehen lässt, spielt der Captur seine konzeptionellen Stärken aus, da bei einem Elektroauto das volle Drehmoment sofort bereitsteht. Am besten man stellt auf "MySense" und überlässt dem System die Wahl, welcher Motor gerade das Sagen hat, oder ob beide gemeinsam für den Vortrieb sorgen.

Allerdings ist das Fahren auf schlechten Straßen nicht das größte Vergnügen. Der Captur E-Tech ist aufgrund des Zusatzgewichts von fast 300 Kilogramm (im Vergleich zur 154 PS Benziner-Version) straff gefedert. Die Sitzposition ist hoch, was bei großgewachsenen Menschen dann zum Problem werden kann, wenn ein Glasdach verbaut ist, da dieses dem Kopf schon ziemlich nahe kommt. Das Gestühl bietet wenig Seitenhalt. Hinten wird es bei einem B-Segment-Auto mit einer Länge von 4,23 Metern ohnehin ziemlich eng und auch der Kofferraum ist elektroautotypisch geschrumpft. Bei den konventionell angetriebenen Captur-Modellen sind es 422 bis 1.275 Liter, bei der E-Tech Variante lediglich 265 bis 1.118 Liter. Das Infotainment des Captur E-Tech gefällt uns. Die Bedienung mithilfe des 9,3 Zoll großen Tablets ist eingängig, da die Menüs auch immer zu den Einstellungen führen, die man tätigen will. Die Fahranzeigen werden auf einem 10,2-Zoll-Bildschirm dargestellt und vermitteln die wesentlichen Informationen unmissverständlich. Also ist der Captur E-Tech eine runde Sache, vor allem, wenn man hauptsächlich in der Stadt unterwegs ist. Allerdings hat der elektrifizierte Crossover mit 32.752,94 Euro auch seinen Preis.

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