Es ist ein echt hartes Geschäft, die fünf wichtigsten Ereignisse herauszupicken und selbstverständlich ist die Auswahl von AP-Redakteur Frank Volk höchst subjektiv, aber keineswegs willkürlich.

Ganz vorne unter den wichtigsten der wichtigen Ereignisse:

China beschließt NEV-Quote

Diese Entscheidung verschiebt die Gewichte in der Automobilwelt endgültig Richtung Elektromobilität; ab 2019 müssen 10 Prozent der neuzugelassenen Fahrzeuge NEVs sein, das heißt: Elektroautos, Plug-in-Hybride mit mindestens 50 Kilometer elektrischer Reichweite oder Brennstoffzellenautos – die es de facto aber noch nicht gibt. Damit ist klar: wer auf dem größten Automarkt der Welt eine Rolle spielen will, muss Elektromobilität in großem Stil industrialisieren. Schon vor Bekanntgabe der Quoteneinführung herrschten intensive Aktivitäten an der Kooperationsfront, danach drehte sich das Rad noch schneller. Zueinander gefunden haben inzwischen: VW will über die eigenen Aktivitäten hinaus eine lokale NEV-Marke mit FAW gründen, Ford hat sich mit Zotye zusammengetan und die drei chinesischen Staats-OEM Dongfeng, Changan und FAW schließen eine Allianz, Schwerpunkt: gemeinsame Entwicklung von NEVs.

WLTP löst NEFZ ab

Richtig ernst wird es zwar erst im September 2018, im September 2017 löste der WLTP den bislang gültigen NEFZ für die Ermittlung des Normverbrauchs ab. Der NEFZ war seit Jahren ob der realitätsfernen Methodik umstritten, im Zuge des Dieselskandals wurde die Schwäche des Systems überdeutlich: die Hersteller optimierten die Autos nicht Richtung Verbrauch, sondern optimierten auf die Bedingungen des NEFZ um einen möglichst guten Sticker-Wert zu erreichen. Für die Hersteller ist der WLTP nicht nur aufgrund des riesigen Prüfungsaufwands eine knallharte Herausforderung: die WLTP-Verbrauchswerte werden bis zu 20 Prozent über den im früheren Verfahren ermittelten Werten liegen. Taten sich die Hersteller schon auf Basis der NEFZ-Werte schwer, die C02-Normen zu erreichen, wird das jetzt noch deutlich härter – zumal der Diesel als Spritsparwundertechnologie Geschichte ist.

Geely: In China entsteht ein globaler Autoriese

Eine der faszinierendsten Stories derzeit liefert die Zhejiang Geely Holding. Als die Chinesen 2010 Volvo kauften, wurde das noch in die Rubrik „neureiche-Chinesen-kaufen-heruntergewirtschafteten-europäischen-Autoadel“ geführt. Mit welcher Konsequenz ZGH-Gründer und Boss Li Shufu um die Kernmarken Geely (Volumen) und Volvo (Premium) seither sein Autoimperium ausbaut, ist beeindruckend. 2017 aus der Taufe gehoben wurde die neue Marke Lynk & Co, Polestar zur Performance-Elektro-Marke umstrukturiert, neu einverleibt hat sich ZGH Proton und Lotus. Abseits des reinen Autogeschäfts ist ZHG groß in die Batteriefertigung eingestiegen und bastelt an einem Zuliefererkonglomerat für Antriebstechnologie. Volvo ist - auch dank der kongenialen Zusammenspiels von Li Shufu und Hakan Samuelsson – eine Erfolgsstory und Geely die am schnellsten wachsende Marke in China.

Opel wird französisch

Karl-Thomas Neumann gelang in Rüsselsheim zwar die emotionale Wende, weil der wirtschaftliche Erfolg letztlich aber ausblieb, zog GM die Reißleine und verkaufte (oder besser gesagt verscherbelte) die Marke mit dem Blitz an PSA. Nun will PSA-Lenker Carlos Tavares einen französisch-deutschen Automobilchampion formen. Davor steht aber ein hartes Spar- und Effizienzprogramm bei den Rüsselsheimern. Wie tief da gegraben wird, zeigt eine Notiz von Neumann-Nachfolger Michael Lohscheller, der sich dafür auf die Schulter klopft, dass man durch die Kündigung von Smartphones und Druckern bereits 500.000 Euro eingespart hat. Kleinvieh macht halt auch Mist auf dem Weg zum großen Sparziel.

Sommer-Zeit endet bei ZF

Die Intensität des Autojahres 2017 drückte sich auch im regen Kommen und Gehen auf den Vorstandsebenen aus und ist „business as usual“. Der Fall des bis Anfang Dezember amtierenden ZF-Chefs Stefan Sommer ist etwas spezieller. Mit großer Energie hat der aus Münster stammende Manager den Umbau des Zulieferer Richtung Elektromobilität und autonomes Fahren voran getrieben, wohl wissend, dass das im Namen verbriefte Zahnradgeschäft keine Zukunft hat. Teil des Umbaus war eine aggressive Übernahmepolitik – womit Sommer die zur Bedächtigkeit neigenden Bodensee-Schwaben offenbar überforderte. Statt immer neuer Schulden durch Zukäufe wollte die ZF-Stiftung mit Friedrichhafens Oberbürgermeister Andreas Brand an der Spitze lieber mehr Dividende und Schuldenabbau. Das Ende vom Lied ist ziemlich einmalig: Ein hochambitionierter Firmenchef scheitert an der Erbsenzählerei eines Lokalpolitikers und muss seinen Posten räumen. Prognose: Sommers Karriere schadet das nicht, ZF schon.

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