Die Gruppe mit den Marken BMW, Mini und Rolls-Royce zeigte sich im ersten Halbjahr 2021 mit knapp 1,34 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen trotz Corona- und Halbleiterkrise sowie den Rohstoffengpässen profitabel. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist dies ein Plus von 40 Prozent. Die F&E-Quote betrug im ersten Halbjahr 4,6 Prozent. Mit Blick auf das „E“ im Antrieb ist die BMW Group verhältnismäßig diskret unterwegs und überlässt medial meist anderen den großen Aufschlag.
Vergessen wird in der öffentlichen Wahrnehmung gerne, dass der Autokonzern mit der Submarke BMW i früher als die meisten anderen dem Thema Elektromobilität veritablen Schub verlieh. Denn als E-Fahrzeuge noch als eher exotisch galten, brachten die Münchener den im Kompaktsegment angesiedelten i3 sowie den sportlichen i8 - zunächst als Coupé und ab 2018 auch als Roadster - als völlige Neukonstruktionen auf den Markt und setzten damit im Hype um Tesla eigene Akzente. Der teure und mittlerweile eingestellte Plug-in-Hybrid i8 blieb zwar etwas für Sammler und Liebhaber, der i3 ist aber nach vielen Produktionsjahren immer noch eine feste Größe im Segment der alltagstauglichen Stromer, dem die Entwickler aktuell ein intelligentes Wärmemanagement für die Hochvoltbatterie verpassen.
BMW hat großen Erfahrungsschatz in der E-Produktion
Bei den Elektromodellen kann die BMW Group auf gute Absatzzahlen blicken. Was langfristig einzahlen dürfte, ist der Erfahrungsschatz beim Thema Elektro – in der Fahrzeugtechnik wie auch bei den Fertigungsprozessen. Wie andere OEMs muss freilich auch BMW das mittlerweile stramm gewachsenes Derivate-Portfolio straffen, um Kosten im Griff zu halten. Heute bietet BMW neben seinen klassischen Fahrzeugen mit Bestsellern wie den Modellen der 1er-, 3er- und 5er-Reihe und den beliebten X-Baureihen ein großes Plug-in-Hybrid-Angebot neuer Elektroautos wie die jüngst lancierten Modelle iX3, i4 und iX. Der iX reiht sich im niederbayerischen Dingolfing flexibel in die Fertigung der 5er-, 7er- und 8er-Serie ein. Das neueste Mitglied unter den Stromern ist der i4, der sich im Stammwerk München die Linie mit den BMW 3ern und 4er Gran Coupés teilt.
Das 2er Coupé startete kürzlich im mexikanischen San Luis Potosí, dem 2019 gegründeten und jüngsten BMW-Werk. Erstmals setzt der OEM dort einen Produktionsanlauf eines neuen Modells für die weltweiten Märkte um. Um auch künftig alle Investitionen in neue Modelle finanzieren zu können, erlegt sich der Konzern bei den Produktionskosten einen Sparkurs auf. Produktionsvorstand Milan Nedeljković kündigte an, diese pro Fahrzeug bis 2025 um 25 Prozent zu senken. Bereits im übernächsten Jahr will BMW 13 vollelektrische Modelle auf die Straße bringen. Ab 2025 soll die sogenannte „Neue Klasse“ dann bestehende technische Architekturen ablösen. Mitte des Jahrzehnts rechnet man in der BMW-Zentrale mit zwei Millionen vollelektrischen Fahrzeugen, die man an Kunden ausliefert. 2030 will BMW weltweit die Hälfte der Autos nur mit E-Motor verkaufen.
BMW fordert Pragmatismus bei E-Mobilität
Das Unternehmen bleibt dem Verbrennungsmotor dennoch treu. BMW-Chef Oliver Zipse wirbt für eine maßvolle Diskussion um die „richtige Antriebsart“. Wo der Einsatz von batterieelektrischen Antrieben sinnvoll und möglich sei, weil dort die Rahmenbedingungen stimmen, setze man zu 100 Prozent auf BEVs. Der CEO wünscht sich eine pragmatische und keine ideologische Herangehensweise sowie Offenheit für verschiedene Wege: „Unsere Welt ist und bleibt ein heterogenes Gebilde – auch und erst recht, was das Mobilitätsverhalten der Menschen und die dafür gültigen Rahmenbedingungen angeht.“ Im nach wie vor wichtigen Kerngeschäft mit Verbrennern macht der Hersteller seine Autos daher fit für die Zukunft. Wie Entwicklungschef Frank Weber kürzlich gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte, werden die neuen Antriebe alle die Euro 7-Norm einhalten. Dafür bringe man nicht nur ein Update für die Abgasanlage, sondern ein komplett neues Verbrennungssystem, das kein anderer habe.
Bei BMW teilen sich alle Antriebs-Varianten die Produktionslinien. In einer Phase, die mit Blick auf variierende Stückzahlen, aufgrund der politischen Rahmenbedingungen sowie der weltweit teils volatilen Märkte derzeit viele Unsicherheiten birgt, kann dies ein Kompass sein, der Sicherheit bietet. Gleichzeitig ist der Aufwand in den auf alle Antriebsvarianten ausgelegten Montagehallen hoch – sowohl mit Blick auf die Arbeitsmittel, das Teilehandling wie auch die Qualifikation des Personals.
Mini bald auch "Made in Germany"
Einen großen Umbruch hat die BMW Group mit der Marke Mini vor. Ab Anfang der 2030er-Jahre soll sie die erste ausschließlich vollelektrische Marke werden. Vorbote im aktuellen Portfolio ist der Mini Cooper SE, die elektrische Variante des klassischen Hatch. Als Plug-in-Hybrid steht derzeit der Crossover Countryman in den Preislisten, bei dem Mini den 3-Zylinder-Benzinmotor mit einer E-Maschine kombiniert. Ende 2023 soll dann ein neuer vollelektrischer Mini Countryman auf den Markt kommen, den BMW erstmals im Werk Leipzig fertigen wird.
Das Werk in Sachsen wird damit zum ersten deutschen Standort, an dem Fahrzeuge der Marken BMW und Mini gemeinsam von den Bändern rollen. Das neue Crossover-Modell wird Mini zufolge dort sowohl als reine E-Variante wie auch mit Verbrennungsmotor montiert. Hinzu kommt ein vollelektrischer Mini, den man mit dem chinesischen Partner Great Wall in China baut. So erwartet das Unternehmen für das Jahr 2027, bereits die Hälfte des weltweiten Mini-Absatzes mit E-Modellen zu erzielen.
Rolly Royce ist BMWs edler Rekordbringer
Rolls-Royce konnte bereits in den ersten Quartalen 2021 die höchsten Verkaufszahlen in der 116-jährigen Firmengeschichte melden. Zwischen dem 1. Januar und 31. März lieferte das Unternehmen 1.380 seiner Luxus-Automobile an Kunden aus, und damit 62 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 1.609 Fahrzeuge der Marke folgten im Quartal zwei, was einem Plus von knapp 128 Prozent entspricht. Das erste Halbjahr 2021 führte damit zu einem Plus von 91,6 Prozent bei den Auslieferungen. Die Nachfrage nach allen Modellen, insbesondere dem 2020 vorgestellten Ghost und dem SUV Cullinan sei äußerst lebhaft, heißt es bei der Luxusmarke aus Goodwood.