Panel Diskussion zur Startup-Landschaft auf dem Automobil Produktion Kongress 2022

Startup-Experten Thomas Vietor, Reza Asghari, Anna Meincke und Lars Heim mit Moderator Pascal Nagel auf dem Automobil Produktion Kongress 2022 (v.l.n.r). (Bild: facesbyfrank)

Jüngst hat das Wirtschaftsministerium einen Strategieentwurf veröffentlicht, der Startups bei ihrer wirtschaftlichen Entwicklung unterstützen soll. Christian Miele, Vorstandsvorsitzender des Startup-Verbands kommentiert „Wird die Startup-Strategie konsequent umgesetzt, leisten Startups zukünftig einen noch größeren Beitrag zu der wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Transformation unseres Landes.“ Doch warum braucht es eine verbesserte Strategie zur Unterstützung von Jungunternehmen? Und wie können diese zur Transformation speziell im Bereich der Automobilbranche beitragen?

Dem jährlichen Deutschen Startup Monitor zufolge, der im letzten Jahr die Daten und Entwicklungen von rund 2.000 Firmen präsentierte, steht es gut um die deutsche Gründer-Landschaft. Berichtet wird von wachsenden Mitarbeiterzahlen, einem guten Geschäftsklima und der zunehmenden Verbreitung relevanter Zukunftstechnologien. Zur Freude der Autoindustrie belegen die Bereiche Automobil, Mobilität und Logistik den vierten Platz in der Auswertung der gründungsstärksten Branchen im Jahr 2021.

Im Rahmen des Automobil Produktion Kongress 2022 mahnt Reza Asghari, Leiter des Entrepreneurship Hub an der TU Braunschweig, jedoch davor, sich auf Lorbeeren auszuruhen: „Wir sind auf einem guten Weg, aber wir aktivieren nur einen Bruchteil unseres Potenzials in Deutschland. Wir haben noch enorm viel Luft nach oben“. Hierzu erklärt Lars Heim, der selbst Mitgründer und Geschäftsführer von Aeon Robotics ist, die deutsche Kultur sei nach wie vor zu risikoavers. Jungen Menschen werde eingetrichtert auf Nummer sicher zu gehen und keine großen Risiken in Kauf zu nehmen. Gerade finanzielle Sorgen würden der Gründungskultur hierzulande als großes Hindernis gegenüberstehen.

Automobilhersteller bieten zahlreiche Unterstützungsprogramme

Genau an dieser Stelle setzen viele OEMs an und stellen Förderprogramme zusammen. So bietet beispielsweise BMW in seiner Startup Garage ein Venture-Client-Modell, das in Pilotprojektphasen unterstützt. Im besten Fall, um das jeweilige Produkt zu validieren und das Jungunternehmen als langfristigen Lieferanten oder Partner zu binden. So sollen zukunftsweisende Lösungen mit dem Innovationsbedarf der eigenen Fachbereiche zusammengebracht werden.

Auch Volkswagen bietet mit dem Ideation Hub seine Unterstützung an. Regelmäßig konzipiert der Innovationstreiber Challenges, auf die sich Startups mit ihren Produkten bewerben können. Auf der Seite des Ideation Hub heißt es „Ist euer Produkt oder Service aus Sicht des Fachbereichs von Interesse für die Challenge, dann laden wir euch zum Pitch ein. Im Anschluss entscheiden wir, ob ein Proof of Concept, eine Beteiligung oder die Aufnahme in ein Inkubatorenprogramm sinnvoll ist.

Gemeinsam mit der Forschungsfabrik ARENA2036, der Universität Stuttgart und dem US-Accelerator Plug and Play bietet Mercedes ebenfalls eine Innovationsplattform für Entrepreneure aus dem Mobilitätsbereich an. Die Startup Autobahn des Automobilherstellers startet mit einer globalen Scouting- und Screening-Phase. Den 30 zukunftsträchtigsten Unternehmen vermittelt die Initiative eine feste Partnerschaft für kommenden Pilotprojekte. Zudem unterstützt die Initiative bei der Vermittlung von Unternehmenspartnern.

Forschungs- und Innovationspotenzial sind noch nicht ausgeschöpft

Zahlreiche weitere Unternehmen wie JLR, Bosch und Porsche gehen einen ähnlichen Weg bei Förderprogrammen, Fonds und Entwicklungshilfen. Allerdings wären die allgemeinen Rahmenbedingungen zur Vermarktung innovativer Produkte in Deutschland - trotz aller Unterstützung - zu schwierig, so Asghari.

Auch Anna Meincke, Leiterin der Automotive Agentur Niedersachsen, fordert auf dem Automobil Produktion Kongress noch umfänglichere Unterstützung: „Junge Menschen fordern von uns ein, dass sie ihre Wege gehen und sich ausprobieren dürfen." Es sei die Aufgabe von Universitäten und Agenturen, dies zu unterstützen und zu ermöglichen. "Dann entsteht auch eine Startup-Kultur.“ Ergänzend gibt Thomas Vietor, Vorstandssprecher des Niedersächsischen Forschungszentrums für Fahrzeugtechnik innerhalb der Panel-Diskussion des Kongresses zu bedenken, dass neben dem starken Software-Fokus, auch die Bereiche Elektro- und Batterietechnik noch viel ungenutztes Forschungspotenzial bieten.

Asghari schließt den Themenpunkt des offenen Potenzials durch folgende Erklärung ab: „Auf Grund ihrer Strukturen und ihrer Innovationsdynamik sind Startups sehr interessante Impulsgeber für die Corporates. Letztere müssen Programme entwickeln, wie sie von dieser schöpferischen Quelle profitieren können. In den letzten Jahren ist viel passiert, aber wir müssen vielleicht noch mehr Gas geben und ganzheitliche Konzepte entwickeln, um diese ökonomischen Ressourcen besser nutzen zu können.

 

Das Startup-Panel des APK in voller Länge:

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