Volkswagen rutscht wegen Porsche in die roten Zahlen
Volkswagens Finanzchef Arno Antlitz sieht trotz widriger Umstände gute Fortschritte bei der Restrukturierung des Konzerns.
Volkswagen/Kai-Uwe Knoth
Milliardenverluste bei Volkswagen: Porsche zieht den Konzern tief ins Minus – doch bei E-Autos und der Kernmarke gibt es überraschende Lichtblicke.
Der Volkswagen-Konzern ist im dritten Quartal wegen der
Probleme bei Porsche tief in die roten Zahlen gerutscht. Unterm Strich lief in
den Monaten Juli bis September ein Verlust von 1,072 Milliarden Euro auf, wie
der Wolfsburger Autobauer mitteilte. Vor einem Jahr waren es noch 1,56
Milliarden Euro Überschuss gewesen.
In den ersten neun Monaten insgesamt schmolz der Überschuss
um mehr als 60 Prozent zusammen, von 8,8 auf 3,4 Milliarden Euro. Schuld seien
vor allem Belastungen in Höhe von 7,5 Milliarden Euro vornehmlich durch erhöhte
Zölle, die Anpassung der Produktstrategie bei Porsche und Abschreibungen auf
den Geschäfts- und Firmenwert von Porsche, sagte Finanzvorstand Arno Antlitz
laut Mitteilung. Allein die Anpassungen und Abschreibungen bei Porsche hätten
den Konzern mit 4,7 Milliarden Euro belastet.
Verbrenner-Verlängerung kostet Milliarden
Ohne diese Sondereffekte hätte die Gewinnmarge bei 5,4
Prozent gelegen, so der Manager. „Das ist im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld
eigentlich ein ordentlicher Wert.“ Bei Absatz und Umsatz konnte der Konzern
leicht zulegen: Der Umsatz stieg in den ersten neun Monaten um 0,6 Prozent auf
239 Milliarden Euro, die Auslieferungen um 1,2 Prozent auf 6,6 Millionen
Fahrzeuge.
Porsche hatte bereits vergangene Woche tief rote Zahlen im
dritten Quartal gemeldet. Die VW-Tochter leidet unter Milliardenkosten für den
jüngsten Strategie-Schwenk zur Verbrenner-Verlängerung. Im dritten Quartal
führte das zu einem Verlust von fast einer Milliarde Euro, in den ersten neun
Monaten insgesamt schmolz das Ergebnis nach Steuern um knapp 96 Prozent
zusammen. Das schlug nun auch auf die Konzernmutter durch.
Marke VW verbessert sich
Die lange schwächelnde Kernmarke Volkswagen konnte sich
dagegen weiter verbessern. Die operative Umsatzrendite stieg in den neun
Monaten leicht auf 2,3 Prozent. Wegen des Sparprogramms mit geplanten
Zehntausenden Stellenstreichungen bei der Kernmarke lief es hier wieder etwas
besser.
„Wir machen gute Fortschritte bei der Restrukturierung der
Volkswagen AG und des ganzen Konzerns“, sagte Antlitz. „Erstmals seit langer
Zeit sind die Gemeinkosten im Vergleich zum Vorjahr gesunken.“
Unternehmen und Gewerkschaft hatten sich Ende 2024 nach
langem Ringen auf ein Sanierungsprogramm für die Kernmarke VW geeinigt. Bis
2030 sollen mehr als 35.000 Stellen gestrichen werden, fast ein Viertel der
130.000 Arbeitsplätze in Deutschland.
Mehr Gewinn mit Volumenmodellen
Beim operativen Ergebnis legte die Kernmarke in den ersten
neun Monaten deutlich zu, von 1,28 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf nun
1,48 Milliarden Euro - bei nahezu unverändertem Umsatz von knapp 64 Milliarden
Euro.
Noch besser lief es bei der Tochter Skoda: Mit 8,0 Prozent
Umsatzrendite machten die Tschechen fast 1,8 Milliarden Euro operativen Gewinn
und damit deutlich mehr als die Kernmarke. Der Umsatz lag dagegen mit 22,3
Milliarden Euro nur bei gut einem Drittel des Wertes der Wolfsburger.
Verkaufszahlen steigen - auch bei E-Autos
Beim Absatz konnte der Konzern zuletzt wieder zulegen. Im
dritten Quartal wurden 2,2 Millionen Fahrzeuge aller Konzernmarken
ausgeliefert, ein Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie der Konzern bereits vor
knapp drei Wochen mitgeteilt hatte. Zu verdanken war das vor allem kräftigen
Zuwächsen bei Elektroautos und starken Zahlen der Töchter Skoda und Seat.
In Nordamerika ging es dabei aber runter, in China
ebenfalls. Besser lief es hingegen erneut in Europa. Die Elektroautoverkäufe
zogen konzernweit um ein Drittel an. Sie machten mehr als ein Zehntel aller
verkauften Fahrzeuge aus.
US-Zölle und E-Hochlauf belasten
Die eingeführten US-Zölle dürften den Konzern in diesem Jahr
mit bis zu fünf Milliarden Euro belasten, einerseits für direkte Zollzahlungen,
andererseits aufgrund zollbedingt weniger verkaufter Fahrzeuge, schätzt der
Finanzvorstand.
Und anders als die anderen Sondereffekte dürften die Zölle
auch künftig Bestand haben. „Ein großer Teil der genannten Sonderbelastungen
ist einmalig und wiederholt sich aus heutiger Sicht nicht“, sagte Antlitz. „Die
Zollbelastung wird aber bleiben.“
Gebremst werde der Gewinn zudem durch den Hochlauf der
E-Mobilität. „Mit denen verdienen wir heute noch deutlich weniger als mit den
Verbrennern“, sagte Antlitz. „Das übt Druck auf die Margen aus.“