Ein Montagearbeiter bringt die BMW-Niere an einer hellblauen Karosserie an.

Die Produktion in South Carolina gilt als Vorzeigewerk des Automobilherstellers. (Bild: BMW)

Während BMW-Chef Oliver Zipse sich in strategischen Diskussionen rund um US-amerikanische Einfuhrzölle und weitere Handelshemmnisse engagiert, zelebriert man am Standort in South Carolina das nächste Rekordjahr: Aus Daten des US-Handelsministerium geht hervor, dass sich der Münchener Automobilhersteller im Jahr 2024 erneut den Posten als größte Automobilexporteur nach Wert in den Vereinigten Staaten sichern konnte. Knapp 225.000 Fahrzeuge mit einem Exportwert von mehr als zehn Milliarden Euro exportierte das BMW-Werk Spartanburg im vergangenen Jahr. Die in South Carolina gefertigten BMW-Modelle werden aktuell in rund 120 Länder exportiert, wobei die Ausfuhr in den meisten Fällen über den Hafen von Charleston in South Carolina läuft. Weitere Exporte laufen über weitere fünf Häfen im Südosten der USA sowie mit der Bahn Richtung Kanada. Die wichtigsten Exportmärkte des Werks sind dabei Deutschland, Südkorea, China, Kanada und Großbritannien.

„Das Werk in Spartanburg ist seit über 30 Jahren ein wichtiger und heute der größte Standort in unserem Produktionsnetzwerk“, erklärt Milan Nedeljković, Produktionsvorstand der BMW AG. „Der starke Exportanteil unseres Werks unterstreicht, welche Bedeutung Freihandel für die USA hat. Davon profitiert nicht nur unser Werk, sondern auch das starke Lieferantennetzwerk in der Region.“ Dass sich die Produktion in South Carolina mittlerweile deutlich vor die anderen Werke in Europa und China geschoben hat, ist auf den zweiten Blick gar nicht einmal überraschend, werden hier doch die meisten SUVs gefertigt, die die Bayern im Programm haben. So kommen aus dem Werk insbesondere die großen und besonders ertragreichen Modelle BMW X3, X4, X5 und X6.

Spartanburg erhält neues Presswerk zum 30-jährigen Bestehen

Auch im Jahr 2024 konnten in Spartanburg einige Meilensteine gefeiert werden. Während das 30-jährige Produktionsjubiläum im Fokus stand, wurden im Hintergrund die letzten Vorbereitungen für den Anlauf des neuen BMW X3 abgeschlossen. Die Außenhaut – wie Karosserieaußenwände, Türen, Kotflügel und die Heckklappe – erhält der X3, der im Herbst 2024 auf den Markt kam, bereits aus eigenem Hause. Der Automobilbauer investierte parallel mehr als 200 Millionen US-Dollar in den Bau eines etwa 20.000 Quadratmeter großen Presswerks. Von der Vorbereitung der Arbeiten vor Ort bis zum Pressen der ersten Komponente vergingen knapp zwei Jahre.

Die Linie ist mit moderner Servotechnik ausgestattet, die es ermöglichen soll, hohe Stückzahlen sehr effizient zu fertigen. Ein Brückenkran bringt zu jeder Station das passende Presswerkzeug. Die Platine wird in die erste Pressenstation eingelegt und von einer roboterähnlichen Automationstechnik – der sogenannten „Crossbar Feeder“ – von Station zu Station transportiert, um weitere Form- und Schneidvorgänge durchzuführen. Die Anlage kann bis zu 18 Hübe pro Minute ausführen, so dass je nach Bauteilgröße täglich bis zu 10.000 Teile produziert werden können. Nach dem Pressen werden die Teile einer Qualitätskontrolle unterzogen. Dazu wird eine spezielle Beleuchtung verwendet, die das natürliche Tageslicht imitiert. „Dieses Presswerk vor Ort zu haben, entspricht unserer Local for Local-Strategie, bei der wir wichtige Teile dort produzieren, wo wir sie benötigen“, kommentierte Werkleiter Robert Engelhorn.

BMW Spartanburg neues Presswerk
Für die Qualitätskontrolle nach dem Pressen der Teile wird eine spezielle Beleuchtung verwendet, die das natürliche Tageslicht imitiert. (Bild: BMW)

Größtes BMW-Werk weltweit testet humanoiden Roboter

Engelhorn ist seit 2011 bei BMW tätig und ist über die Jahre zu einem wichtigen Produktioner des OEM geworden. Er hat nicht nur die BMW-Fertigung mit den chinesischen Kooperationspartnern auf ein neues Niveau gebracht, sondern auch das Münchner Stammwerk auf das Elektromodell i4 umgestellt. Seit September 2021 ist er zudem im Süden der USA als Standortverantwortlicher tätig. In Spartanburg, im US-Bundesstaat South Carolina, befindet sich nicht nur das größte Werk im Fertigungsverbund des bayerischen Autobauers, sondern das Kernwerk der so beliebten Crossover. 2024 liefen hier knapp 400.000 Fahrzeuge der Modelle X3, X4, X5, X6, X7 und XM vom Band. Des Weiteren erhielt Spartanburg im Jahr 2024 eine Erweiterung X3/X4-Montagehalle und eine Erweiterung im Karosseriebau. Letztere brachte unter anderem die Installation von über 300 zusätzlichen Robotern mit sich.

Große Aufmerksamkeit erregte jedoch ein einzelner Roboter, der im Sommer 2024 in Spartanburg in die Probezeit ging: Der humanoide Roboter Figure 02 wurde von BMW getestet, um Mitarbeiter bei körperlich belastenden und repetitiven Aufgaben zu unterstützen. In einem zweiwöchigen Probelauf konnte er komplexe Tätigkeiten wie das millimetergenaue Platzieren von Blechteilen autonom ausführen. Der OEM plant, diese Technologie von der Entwicklung bis zur Industrialisierung zu begleiten, um die Ergonomie und Sicherheit in der Produktion zu verbessern.

Welchen Fokus hat BMW in Spartanburg?

Werden neben den normalen Verbrennerversionen der X-Modelle bisher mit dem X3 PHEV und dem X5 PHEV nur zwei Plug-in-Hybride gebaut, so gilt es, die Fertigung fit für künftige Elektromodelle zu machen, denn die Modelle iX3 und iX werden bisher nur in China beziehungsweise in Dingolfing gefertigt. „Wichtig ist für uns die Flexibilität“, unterstreicht Werkleiter Engelhorn, der insbesondere deshalb aus München nach Spartanburg beordert wurde, um das Volumenwerk nach Vorbild der bayerischen Stammstätte in eine flexible Elektrofertigung umzuwandeln. „Um flexibel zu sein, müssen wir auf einer Linie Verbrenner, Plug-in-Hybride und Elektromodelle fertigen können.“ Das erste vollelektrische Fahrzeug aus Spartanburg soll Ende 2026 ausgeliefert werden und bis 2030 plant der Autobauer in den USA mindestens sechs vollelektrische Modelle zu fertigen. Dabei ist neben der Fertigung das rechte Handling der Zulieferer essenziell. Aktuell versorgen 625 Zulieferer das Werk in den Südstaaten der USA mit Teilen.

Elektroversionen werden immer wichtiger

Seit 1992 hat BMW über 13 Milliarden US-Dollar in das Werk in South Carolina investiert. Es ist mit Abstand längst das weltweit größte Werk der BMW Group und produziert täglich mehr als 1.500 Fahrzeuge. Das Werk verfügt über eine Produktionskapazität von bis zu 450.000 Fahrzeugen und beschäftigt rund 11.000 Mitarbeiter, die im Zweischichtbetrieb an sechs Tagen in der Woche jeweils zehn Stunden arbeiten. Mehr und mehr stellt sich die Fertigung auf die Elektromodelle um. Aktuell werden in Spartanburg nicht nur die normalen X-Modelle, sondern auch zwei Plug-in-Hybriden, der X3 und der X5 als PHEV gefertigt. 2019 hat BMW seine Fertigungskapazitäten für Akkus verdoppelt und die Mitarbeiterzahl in diesem Bereich auf 120 erhöht.

Die werkseigene Batteriefabrik produziert aktuell Batterien der vierten Generation für X3 und X5. „Wir haben rund zehn Millionen US-Dollar in eine neue Batteriemontagelinie investiert und die Fläche auf mehr als 8.000 Quadratmeter erweitert. Bei entsprechender Marktnachfrage könnten wir damit die Zahl der produzierten Batterien verdoppeln“, erläutert Michael Nikolaides, Leiter Motoren und elektrische Antriebe bei BMW. Mehr denn je soll es zukünftig um eine bessere Energiebilanz der Fertigung gehen. Die Zulieferkette soll bis 2030 pro Fahrzeug 22 Prozent weniger CO2 produzieren, was real 2,2 Tonnen CO2 entspricht. Innerhalb der Produktion gibt es im Vergleich zu 2019 bis 2025 40 Prozent und bis 2030 80 Prozent weniger CO2-Ausstoß.

Woher stammen die Batterien für das BMW-Werk Spartanburg?

Um das Herzstück des Elektroautos möglichst nahtlos in die Wertschöpfungskette zu integrieren, hat BMW im Juni 2023 mit Bauarbeiten an einem neuen Standort in Woodruff, etwa 25 Kilometer von Spartanburg entfernt, begonnen. Künftig soll im neuen Werk auf 93 Hektar die Batteriemontage mit etwa 300 Mitarbeitern angesiedelt werden. Rund 700 Millionen US-Dollar lässt sich BMW den Neubau kosten. Im Februar 2025 meldete der OEM, dass die Bauarbeiten im Werk Woodruff sich planmäßig dem Ende nähern: Maschinen und Ausrüstung werden installiert und die Arbeiten sollen bis Ende März 2025 im Wesentlichen abgeschlossen sein.

Nach der geplanten Fertigstellung im Jahr 2026 werden in Woodruff die Batterien der sechsten Generation für den Antrieb von vollelektrischen Fahrzeugen im Werk Spartanburg montiert. Die Batteriezellen, die am neuen Werk in Woodruff weiterverarbeitet werden, stammen künftig vom Zulieferer AESC, der selbst einen Standort im Nachbarstaat North Carolina aufbaut. Künftig sollen hier Produktionskapazitäten in Höhe von 30 GWh entstehen.

BMW baut auch die Logistik-Infrastruktur um

2021 erweiterte das Werk für 100 Millionen US-Dollar seine Logistikstrukturen; der Umbau umfasst rund 90.000 Quadratmeter. „Seit fast drei Jahrzehnten ist South Carolina sozusagen die zweite Heimat der BMW Group. Die Erweiterung unseres Logistikbetriebs unterstreicht unser anhaltendes Engagement in diesem Bundesstaat und sichert die Zukunftsfähigkeit des Werks Spartanburg“, erläutert Werksleiter Engelhorn. Doch nicht nur im Werk selbst gab es bauliche Veränderungen. Um die lokalen Auswirkungen des Lkw-Verkehrs zu reduzieren und eine einfache Zufahrt zum Werk zu ermöglichen, wurde zusätzlich zwei Brücken gebaut, um das neue Logistikzentrum mit dem BMW Campus zu verbinden. 2024 ergänzte der Automobilhersteller seine interne Logistik zudem um ein neues achtstöckiges Hochregallager.

 

Überblick BMW-Werk Spartanburg / Zahlen Daten Fakten
Seit der Gründung vor rund 30 Jahren hat BMW etwa 12 Milliarden Dollar in den US-Standort Spartanburg investiert. In den vergangenen zwei Jahren flossen unter anderem 200 Millionen in den Aufbau eines neuen Presswerks und rund 100 Millionen in die Logistik. (Bild: BMW / Andreas Croonenbroeck)

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 09. März 2022 veröffentlicht und wird seitdem fortlaufend aktualisiert.

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