Energiezentrale des neuen Werks von BMW in Irlbach-Straßkirchen

Die Energiezentrale ist die zentrale Versorgungseinheit des neuen Werks. (Bild: BMW)

Auch in Deutschland können Bauprojekte zügig voranschreiten. Ein Beispiel für Tempo ist das gerade entstehende Werk für Hochvoltbatterien in Irlbach-Straßkirchen. 2023 kaufte der Automobilhersteller ein 105 Hektar große Grundstück in Irlbach-Straßkirchen. Wenig später sprachen sich in einem Bürgerentscheid mehr als drei Viertel der lokalen Einwohner für den Bau des Montagewerks aus, der rund 40 Kilometer nördlich des größten deutschen und europäischen BMW-Werks in Dingolfing liegt. Im Frühjahr 2024 meldete BMW dann den Beginn der Bauarbeiten am Standort, der zu den weltweit fünf neuen Montagewerken für Hochvoltbatterien der sechsten Generation (Gen6) zählt. Insbesondere mit Blick auf die völlig neue Fahrzeuggeneration der vollelektrischen Neuen Klasse hat man beim OEM einen großen Bedarf an eigener Wertschöpfung mit eigenen Kompetenzen beim Thema Hochvoltbatterie erkannt. Neben Irlbach-Straßkirchen errichtet die BMW Group in Debrecen (Ungarn), Shenyang (China), San Luis Potosí (Mexiko) und Woodruff bei Spartanburg (USA) hochmoderne Montagewerke für die zentralen Komponenten der Elektromobilität.

Die Fertigung der Neuen Klasse soll an allen Standorten nach dem Prinzip „Local for Local“ und daher nahe am jeweiligen Fahrzeugwerk erfolgen, heißt es bei BMW. Und auch für den Bau an sich zeigt sich der Autohersteller um lokale Wertschöpfung und lokales Know-how bemüht, denn im deutschen Werk kommen dem OEM zufolge alle direkt von ihm beauftragten Bauunternehmen aus Deutschland, zwei Drittel aus Bayern und jedes dritte beauftragte Unternehmen stammt aus dem Umkreis von 100 Kilometern des neuen Werks.

Leane Methoden helfen auch beim Bau den Überblick zu wahren

Nun also steht das zentrale Produktionsgebäude und das Münchner Unternehmen kann dieser Tage weitere Fortschritte verkünden, denn die technische Gebäudeausrüstung ist dem OEM zufolge nun so weit fortgeschritten, dass plangemäß im Juni mit der Installation der Produktionsanlagen begonnen werden kann. Sabrina Kugler, Projektleiterin für den Werkaufbau: „Der Erfolg des Projekts liegt an der sehr guten Zusammenarbeit – innerhalb des BMW Group Teams und mit allen Partnerfirmen. Das ist gerade bei diesem zeitlich so anspruchsvollen Projekt entscheidend.

Bei BMW setzt man, insbesondere mit der sogenannten iFactory, schon längst auf Methoden der Lean Production für die Herstellung der Produkte. Und dies propagiert man auch beim Bau. Das Tempo bei der Umsetzung des Bauprojekts macht BMW zufolge das sogenannte Lean Construction Management möglich. Damit wird das komplexe Zusammenwirken aller Gewerke akribisch getaktet und auf gegenseitige Abhängigkeiten und Auswirkungen laufend hinterfragt. Das gesamte Bauprojekt und somit alle Teilprojekte sind in einem Lean Raum im Bauherren-Container physisch abgebildet. Jeder Bauabschnitt ist in konkrete Aufgaben zerlegt. Über die gemeinsame Betrachtung der einzelnen Aufgaben werden Abhängigkeiten und Schnittstellen der einzelnen Gewerke sichtbar. So sollen sich bereits Wochen im Voraus etwaige Überschneidungen identifizieren lassen.

Wichtige Lebensader im BMW-Werk ist die neue Energiezentrale

Eine zentrale Schalt- und Schnittstelle in Irlbach ensteht derzeit in Form der Energiezentrale, die den neuen Standort mit Strom, Druckluft, Kälte, Wärme, Betriebswasser versorgt. Das rund 10.000 Quadratmeter große Bauwerk ist auch der Standort für die Werkfeuerwehr mit ihren Fahrzeugen, das Facility Management mit Werkstätten sowie der Servicezentrale. Am Gebäude werden zwei großen Transformatoren aufgestellt, die an die neuen 110-Kilovolt-Stromleitungen aus dem entstehenden Umspannwerk der Bayernwerk Netz GmbH angeschlossen werden. Strom, Wärme, Kälte, Druckluft, Betriebswasser und Datenleitungen werden über eine Medienbrücke und einem weit verzweigtem Erdleitungsnetz aus der Energiezentrale verteilt. Rund 60 Kilometer Leitungen verlaufen allein entlang der 500 Meter langen Achse zwischen Produktions- und Nebengebäuden des Standortes. Mit den Anlagen der Energiezentrale wird die Abwärme aus der Produktion und den Druckluftkompressoren zentral auf ein höheres Temperaturniveau zur Beheizung der Gebäude transformiert. Derzeit werden BMW zufolge die dafür notwendigen Rohre und Kabel verlegt. Die Montage der Hochvoltbatterien selbst benötigt kein Wasser.

Entlang der Bundesstraße 8 zeichnet sich auch bereits einer der beiden Kreisverkehre mit seinen 80 Metern Durchmesser und fünf Straßenmündungen ab. Die Fahrbahn wird eine Gesamtbreite von sieben Metern haben und zusammen mit der neuen Parallelstraße zur B8 will man gewährleisten, dass der zu- und abfließende Werksverkehr keine Beeinträchtigung auf den Fließverkehr der Bundesstraße haben wird. Dies wird spätestens im nächsten Jahr spannend werden, für das BMW den Hochlauf der Serienfertigung ankündigt hat.

Blick auf den Standort BMW Irlbach-Straßkirchen
Blick auf das Baufeld des neuen Montagewerks mit dem östlichenKreisverkehr. (Bild: BMW Group)

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