Der Vorsprung des BMW X6 ist groß und selbst das Mercedes GLE Coupé ist mittlerweile weit davongebraust. Den Trend zu luxuriösen SUV Coupés hat man schlicht und einfach verschlafen und so potenzielle Kunden einfach der Konkurrenz überlassen. Mit mächtiger Verspätung bringt Audi jetzt als Konter seinen Q8 auf den Markt. Kein SUV Coupé im eigentlichen Sinne, denn die stark abfallende Dachlinie der direkten Konkurrenten trägt der knapp fünf Meter lange Achter nicht zur Schau. Er ist vielmehr eine dynamisch und besonders kraftvoll positionierte Alternative zum mächtigen Audi Q7, der nicht zuletzt mit einer dritten Sitzreihe Kunden lockt. Für all diejenigen, die auf die beiden beklemmenden Notsitze im Kofferraum verzichten können, ist der neue Audi das coolere, schickere und auch praktischere Auto, denn der Laderaum ist mit 605 Litern mächtig und der Sitzkomfort im Fond ist opulent.
Der neue Audi Q8 hat sich Zeit gelassen - sehr viel Zeit. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn der fünftürige Luxus-SUV hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem großen Bruder Q7 und dürfte von ihm wohl mehr Kunden abziehen, als von der direkten Konkurrenz aus München oder Stuttgart. Überraschend, dass sich das Motorenportfolio zum Start und in den ersten Monaten kleiner ist, als erwartet. So startet der Q8 allein als 50 TDI Quattro mit dem bekannten Dreiliter-V6-Diesel, der 210 kW / 286 PS und 600 Nm maximales Drehmoment leistet. Der sehnlichst erwartete S Q8 mit dem 435-PS-V8-Diesel oder der RS Q8 mit einem über 600 PS starken V8-Benziner kommen später - deutlich später in 2019 / 2020. Wem der 286 PS starke V6-Diesel nicht reicht, der dürfte ab Anfang kommenden Jahres seine Freude mit dem Dreiliter-Benziner haben, der sich verworren Audi Q8 55 TFSI Quattro nennt und mit seinen 340 PS eine allemal gute Kraftquelle ist.
Im Vergleich zum Diesel hat der V6-Benziner unten herum gefühlt schon aufgrund des geringeren Drehmoments weniger Dampf, macht aber in mittleren und höheren Drehzahlen mehr Laune, wenngleich der Sound für einen betont sportlich positionierten Crossover etwas bassiger sein dürfte. Die genauen Fahrleistungen stehen noch nicht fest, jedoch schafft der rund 2,1 Tonnen schwere Allradler dank seiner 340 PS den Spurt 0 auf Tempo 100 in unter sechs Sekunden und dürfte keine Mühe haben, 250 km/h schnell zu sein. Die in Aussicht gestellten sechs Liter Diesel des Selbstzünders dürften jedoch nicht zu erreichen sein, sodass der Basisbenziner einen Normdurst von knapp acht Litern haben sollte. Ein Elektromodul, wie es die seriennahe Studie des Q8 Concept vor knapp eineinhalb Jahren in sich trug, bleibt erst einmal außen vor und so liegt die Motorleistung bei guten, aber nicht mächtigen 250 kW / 340 PS und 500 Nm statt der 448 PS der Hybridmotorisierung. Jedoch verfügen die normalen Triebwerke über einen Riemenstarter und ein 48-Volt-Teilbordnetz nebst Lithium-Ionen-Batterie. Zwischen 55 und 160 km/h kann der Crossover mit deaktiviertem Motor segeln und der Start-Stopp-Bereich beginnt bereits bei 22 km/h. Im Realbetrieb soll sich der Kraftstoffverbrauch so um mehr als einen halben Liter per 100 Kilometer reduzieren.
Moderner Innenraum
Wer sich hinter das Steuer des Audi Q8 setzt, findet sich im schicken Innenraum von A6, A7 und A8 wieder. Die Bedienmodule des Audi Q7 sind verschwunden und wirkt der Achter deutlich moderner als sein Plattformgeber. Neben der animierten, aber etwas beliebig wirkenden Instrumenteneinheit werden Armaturenbrett und Mittelkonsole von zwei 10,1 und 8,6 großen Touchdisplays dominiert, über die sich hoch auflösend und zum Teil frei konfigurierbar alle Fahrzeugfunktionen bedienen lassen. Geschmacksache bleiben die großen und zum Teil stark spiegelnden Dekorflächen der an sich sehr schicken Armaturentafel. Das Platzangebot ist üppig und profitiert nicht nur von 4,99 Metern Gesamtlänge und drei Metern Radstand, sondern auch von dem sinnvollen Verzicht auf eine dritte Sitzreihe. Im Fond sitzt es sich abgesehen von den zu kurzen Fondkopfstützen auch als groß gewachsener Erwachsener sehr bequem. Temperatur und Sitzklimatisierung lassen sich über ein Touchdisplay separat variieren. Die 605 Liter Ladevolumen lassen sich durch umlegen der Rücksitze auf bis zu 1.755 Liter erweitern.
So deutlich die Unterschiede im Innenraum und speziell mit Blick auf die Armaturentafel ist, so wenig weicht der Audi Q8 vom bekannten Q7 ab. Die Lenkung ist etwas direkter und präziser, was ihren Grund nicht zuletzt an den optionalen 21-Zöllern hat. Eine perfekte Symbiose bildet der V6-Turbomotor in Verbindung mit der dezent arbeitenden Achtgang-Automatik und dem Allradantrieb, der die Motorleistung über ein selbstsperrendes Mittendifferenzial im Normalfall 40:60 an die beiden Achsen verteilt. Bei unterschiedlichen Reibwerten zwischen den beiden Achsen wird die Leistung in Millisekunden variabel verteilt. Serienmäßig ist der Audi Q8 vorne wie hinten mit einer Fünflenkerachse nebst adaptiver Dämpferregelung ausgestattet, die die meisten Kunden zufrieden stellen sollten. Noch breiter wird das Fahrspektrum, wenn man sich für die optionale Luftfederung entscheidet, mit der man die Höhe in den vier Programmen um neun Zentimeter variieren kann.
Ein deutliches Plus an Dynamik und Handlichkeit bringt die optionale Allradlenkung, mit sich auch die hinteren Räder je nach Geschwindigkeit um bis zu fünf Grad mit oder gegen den Lenkeinschlag drehen. So fühlt sich der 2,1 Tonnen schwere Ingolstädter in der City handlicher und bei flotter Fahrt aktiver an reagiert dabei deutlich feinfühliger auf die Lenkbefehle seines Herrn. Bereits im Juli rollt der neue Audi Q8 mit einem Serienpaket aus LED-Schweinwerfern, Verstelldämpfer, 19 Zöllern, Ledersitzen, Navigations- und Soundsystem in den Handel. Die Sonderausstattung sind umfangreich und umfassen neben unzähligen Individualisierungen, LED-Matrix-Leuchten, vier verschiedenen Sitzarten und mehrere Fahrerassistenzpakete. Bisher steht nur der Basispreis vom Audi Q8 50 TDI Quattro fest, der bei 76.300 Euro startet. Der erst später verfügbare 340-PS-Benziner des Q8 55 TFSI Quattro dürfte jedoch auf einem ähnlichen Niveau liegen.